Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Berufungsgeschichten katholischer Frauen
Aufmüpfige Frauen mit Machthunger – diesem Vorurteil begegnen Frauen, die sich für die gleichberechtigte Teilhabe an Ämtern und Diensten in der katholischen Kirche einsetzen. Dass es bei ihrem Anliegen nicht nur um den Kampf um Geschlechtergerechtigkeit geht, sondern um tiefe Lebensund Berufungsgeschichten, davon erzählt der Sammelband „Weil Gott es so will“. Die Benediktiner-Schwester Philippa Rath, die auch als Kolumnistin für unsere Redaktion schreibt, hat darin Texte von Frauen gesammelt, die von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin erzählen. Das sind lebendige Glaubensgeschichten von Christinnen, die mitten in der Kirche stehen, oft Theologie studiert haben und seelsorgerische Aufgaben übernehmen, aber etwa bei der Gestaltung von Gottesdiensten an Grenzen stoßen, die die katholische Kirche Frauen setzt. Ein spannender Beitrag zur aktuellen Diskussion. Dorothee Krings schleppenden Gang verleiht. Als zögen sie einen Schatten hinter sich her. Als würden sie von der Schwerkraft niedergedrückt. Als stapften sie durch Schlamm. Morans Kompositionen wirken durch diesen Effekt intensiver. Der Hörer hat den Eindruck, ihm bliebe mehr Zeit, jedem einzelnen Ton beim Verebben zuzuhören. Hinzu kommt ein repetitives Element; die Tonfolgen tanzen umeinander, sie kehren zum Ausgangspunkt zurück, und manchmal unterbrechen sie sich selbst.
Der aus Houston stammende Moran hat die Stücke innerhalb von drei Tagen in einem New Yorker Studio aufgenommen. Sie erzählen von einer Zeit, in der ein durch das Virus zum Hausarrest verurteilter Künstler sich um seine Zukunft in einem Amerika sorgt, in dem es fast täglich neue Rassenunruhen gibt. Eine starke Platte, eine intensive Hörerfahrung.
Philipp Holstein