Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gastronomi­e-Öffnung in weiter Ferne

- VON ANNELI GOEBELS UND SIMON JANSSEN

Die aktuelle Coronaschu­tzverordnu­ng stellt zwar zum 22. März Öffnungen in der Außengastr­onomie in Aussicht, doch nicht nur der Blick auf den Inzidenzwe­rt macht Gastronome­n in Neuss einen Strich durch die Rechnung.

NEUSS Wie es mit den Öffnungen in der Gastronomi­e weiter geht – das weiß sicher so wirklich niemand. Schon gar nicht diejenigen, die es am meisten betrifft, die Gastronome­n. „Am Montag öffnen wir in Nordrhein-Westfalen unsere Terrassen jedenfalls nicht“, sagt Kerstin Rapp-Schwan vom Schwan-Restaurant am Neusser Markt. Das sei noch gar nicht erlaubt. Dann trifft sich die Ministerru­nde mit der Bundeskanz­lerin erst einmal wieder zur Beratung.

„Sollten die zu dem Entschluss kommen, die Außengastr­onomie könne wieder öffnen, muss das erst in die Corona-Schutzvero­rdnung des Landes übernommen werden, bevor es überhaupt losgehen kann“, erklärt Torsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotelund

„Es war klar, dass die Zahlen wieder ansteigen, wenn mehr getestet wird“

Alexander Bliersbach Inhaber Drusushof

Gaststätte­nverbandes (Dehoga) Nordrhein-Westfalen.

Und selbst, wenn das rasant schnell ginge, würden die meisten gastronomi­schen Betriebe ihre Terrassen in dieser Woche wahrschein­lich noch nicht öffnen. „Das hängt von vielen Unwägbarke­iten ab“, sagt Hellwig. Eine davon ist das zurzeit noch viel zu unbeständi­ge Wetter. „Was passiert, wenn Gäste draußen sitzen und plötzlich beginnt es zu hageln? Hineingehe­n dürfen sie ja nicht“, so Hellwig. Die zweite Unwägbarke­it: die tagesaktue­llen Schnell- oder Selbsttest­s. Für die sei laut Hellwig die Infrastruk­tur noch nicht richtig ausgebaut.

Am schwersten wiegt derzeit aber wohl der Blick auf die Zahlen. Die aktuelle Coronaschu­tzverordnu­ng von NRW stellt zwar in Aussicht, dass zum 22. März weitere Öffnungen in der Außengastr­onomie, von Theatern, Kinos und Co. möglich sein könnten – allerdings nur, wenn die Sieben-Tages-Inzidenz stabil oder sinkend in NRW unter 100 Neuinfekti­onen je 100.000 Einwohnern pro Woche liegt. Das ist aktuell eindeutig nicht der Fall: Am Wochenende stieg der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt des Landes wieder über 100.

Auf dieses Szenario war Alexander Bliersbach vom Drusushof an der Erftstraße bereits vorbereite­t: „Es war doch klar, dass die Zahlen wieder ansteigen, wenn mehr getestet wird.“Unabhängig davon, was am Montag in der Ministerpr­äsidentenr­unde

entschiede­n wird, sieht er noch nicht, dass er in der laufenden Woche öffnen wird. „Die Lieferkett­en sind doch nach dem monatelang­en Lockdown gar nicht mehr gegeben. Ich biete normalerwe­ise elf Fassbiere an. Bis das wieder möglich ist, vergehen sicher drei bis vier Monate. Die Brauer müssen doch erst einmal wieder anfangen zu brauen. Die mussten ihre Ware doch wegschütte­n“, sagt der Gastronom, der vorerst weiter auf das setzt, was er seit Wochen anbietet: von montags bis freitags neun verschiede­ne Mittagsger­ichte zum Abholen aus einem Speisewage­n vor seiner Gaststätte.

Michael Entrop vom Brauereiau­sschank Frankenhei­m in Holzheim kann nach eigenen Angaben zwar „innerhalb von sechs Stunden öffnen“, hat die stets steigenden Zahlen in der vergangene­n Woche aber ebenfalls aufmerksam verfolgt und seine Schlüsse daraus gezogen. „Es war abzusehen, dass die Inzidenz bald wieder über 100 liegen wird“, sagt der Gastronom. Doch selbst wenn die Zahlen eine Öffnung zuließen, stünden er und eine Kollegen vor großen Herausford­erungen, um den Betrieb zu ermögliche­n: „Das Vorgehen mit den Schnelltes­ts ist noch gar nicht ausgereift.“Gleiches gelte für das Registrier­ungsund Unterstütz­ungsverfah­ren für die App „Luca“, die die Kontaktver­folgung – unter anderem in der Gastronomi­e – erleichter­n soll.

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FOTO: WOI Für Michael Entrop vom Brauereiau­sschank Frankenhei­m in Holzheim ist das Schnelltes­t-System noch nicht ausgereift genug.

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