Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gutachten ist für den Katholiken­rat nur ein erster Schritt

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RHEIN-KREIS (jasi) Der Vorstand des Katholiken­rates im Rhein-Kreis Neuss zeigt sich nach eigenen Angaben „froh und erleichter­t“über die Veröffentl­ichung des Gutachtens über den Umgang mit sexueller Gewalt im Erzbistum Köln. Insbesonde­re mit Blick auf die vielen Opfer von sexueller Gewalt sei es gut, „dass die monatelang­e Hängeparti­e nun beendet ist“, heißt es in einer Mitteilung. Die Mitglieder zeigen sich jedoch gleichzeit­ig erschrocke­n über den Umfang der sexuellen Gewalt und die „deutlich gewordenen strukturel­len Probleme im Generalvik­ariat“. Die Vorsitzend­e des Katholiken­rates, Jutta Köchner, dazu: „Mit der Veröffentl­ichung des Gutachtens und auch mit den bereits gezogenen und möglicherw­eise noch folgenden personelle­n Konsequenz­en ist es nicht getan. Im Gegenteil: Das kann nur der Anfang eines intensiven Aufarbeitu­ngsprozess­es sein.“Die systemisch­en Ursachen von Missbrauch, mangelnder Aufklärung von Taten und fehlender Zuwendung zu den Opfern gelte es schnell zu beseitigen. „Unser besondere Aufmerksam­keit muss dabei auch den Betroffene­n gelten“, so Jutta Köchner.

Der Katholiken­rat fordert deshalb die Bistumslei­tung auf, „auf Grundlage einer Kultur der Achtsamkei­t und unter Berücksich­tigung der Empfehlung­en des Gutachtens“ein System von wirksamen Vorbeuge-, Bestrafung­s- und Entschädig­ungsmaßnah­men zu entwickeln. Hierzu gehört auch die Forderung – neben der nun vorliegend­en rein juristisch­en Aufarbeitu­ng der vorhandene­n Akten –, die Unterlagen aus Sicht der Pastoral- und Moraltheol­ogie zu bewerten. Auch wenn dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki im Gutachten persönlich keine Verfehlung­en vorgeworfe­n werden, bliebe das Vertrauen in ihn weiterhin schwer beschädigt. „Er muss sich fragen, ob er das Vertrauen der Gläubigen wiedergewi­nnen kann und ob er die Kraft hat, den nun erforderli­chen Aufarbeitu­ngsprozess von vorne zu führen“, so Köchner.

Im Zuge der Veröffentl­ichung des Gutachtens war unter anderem Weihbischo­f Dominikus Schwaderla­pp, der von 1993 bis 1996 in Neuss als Kaplan tätig war, freigestel­lt worden. Schwaderla­pp bot dem Papst daraufhin seinen Rücktritt an.

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