Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn die Ferne ruft

Der Neusser Bernd Sievering hat seine 20 schönsten Fahrrad-Reisen in einem Buch zusammenge­fasst.

- VON UTE BÖHM

NEUSS Wenn Bernd Sievering zu seiner Frau sagt: „Ich bin dann mal weg“, heißt das in der Regel, dass der Neusser sein Fahrrad bepackt hat und sich auf eine neue Tour begibt. Zwar ist er allein unterwegs, lässt aber seine Mitmensche­n nach seinen zahlreiche­n Reisen am Erlebten teilhaben. Schon unterwegs arbeitet er an seinen Fotos und dem Reiseberic­ht. Jetzt hat er die 20 schönsten Reisen in einem Buch zusammenge­fasst.

Auf das Rad gekommen ist Bernd Sievering nach seiner berufliche­n Laufbahn, er hat mit einer Frau Heideliese eine Metzgerei in Neuss geführt. Eine sportliche Betätigung sollte her, und nachdem die Knie mit dem Lauftraini­ng nicht so zufrieden waren, entdeckte er das Fahrrad für sich. 2013 kam dann die Idee, eine mehrtägige Tour zu fahren. Nach der ersten Fahrt von Neuss nach Basel, hatte Bernd Sievering seine Leidenscha­ft für sich entdeckt. „Damals habe ich nur einige wenige Fotos gemacht und mir auch unterwegs nichts notiert“, erinnert er sich. Zu Hause angekommen wollte er aber seine Frau und Freunde am Erlebten teilhaben lassen, also kamen für die nächste Tour Kamera und Notizbuch ins Gepäck. Nach seinen Mehrtagest­ouren sortiert Sievering die zahlreiche­n Fotos, feilt am Reiseberic­ht und erstellt eine Diashow, die er nicht nur Freunden präsentier­t.

Inzwischen hat er Deutschlan­d von Süd nach Nord, von West nach Ost durchquert und auch einmal umrundet. Hinzu kommen mehrere Touren im Alpenraum mit zahlreiche­n Passstreck­en. Inzwischen sind 60 Touren auf dem Konto und auf der großen Karte im Hausflur eingezeich­net. Die kleinen Touren rund um die Neusser Heimat, den Niederrhei­n und die Eifel rechnet er schon gar nicht mehr mit. 20 der schönsten Touren haben es in sein Buchprojek­t geschafft. Bestückt mit Bildern zeichnet Sievering auf 290 Seiten seine positiven Eindrücke nach. „Schön wäre es, wenn ich den einen oder anderen animieren könnte, es auch einmal zu versuchen“, erklärt er seine Motivation sich an ein

Buch zu wagen.

Dabei zieht es ihn mit seinen Reisen nicht unbedingt immer in die Ferne. „Unser Land ist so schön und es gibt noch viele Ecken zu entdecken“, stellt Sievering fest. Das Frankenlan­d steht noch auf der Wunschlist­e. Die Anreise organisier­t der passionier­te Radler mit der Bahn, die Strecken plant er zuvor akribisch, um die Etappenzie­le zu planen und vorab schon einmal möglichst mehrere Hotels heraus zu suchen, gebucht wird dann unterwegs, man weiß ja nie wie gut die Planung klappt. Dabei

beschränkt er sich nicht nur aufs Radfahren, fotografie­ren und dokumentie­ren der Strecke. Am Zielort angekommen, steht nach einer Pause die Erkundung des Etappenort­es auf dem Plan, nach einem Abendessen bearbeitet Sievering dann schon einmal die Fotoauswah­l und bringt seine Eindrücke zu Papier: „Inzwischen nutze ich die Diktierfun­ktion am Handy, das erleichter­t auch schon einiges.“Am nächsten Morgen rollt er möglichst früh los, um am Zielort auch noch die Zeit für Sightseein­g zu haben. Das volle Tagesprogr­amm ist auch der Grund, warum er gerne alleine fährt. „Ich halte unzählige Male an, um zu fotografie­ren, das würde in einer Gruppe nicht funktionie­ren“, erklärt er. Seine Frau Heideliese hat nach dem Schritt in den Ruhestand etwas anderes für sich entdeckt, sie hat Malerei studiert und lässt ihren Mann auch gerne ziehen. „Wir haben unserer Berufslebe­n gemeinsam verbracht, jetzt gönnt jeder dem anderen sein Hobby.“Mehrmals

Bilder Insgesamt existieren mehr als 15.000 Aufnahmen von den Reisen, die in vielen animierten Diashows zusätzlich bearbeitet wurden.

Tipps Wie Reisen geplant und durchgefüh­rt werden, ist im Vorwort des Buches zu lesen.

Ziel Der Neusser will seine Erlebnisse nicht nur teilen, sondern mit seinen Berichten andere Menschen anspornen, es auch einmal zu versuchen.

im Jahr begibt sich Bernd Sievering somit nach Absprache mit seiner Frau auf Tour, Zeit für gemeinsame Reisen bleibt da immer noch. Mitunter führt der Radler seine Gattin dann auch an die Orte, die ihn bei seinen Touren besonders beeindruck­t haben.

Auf die Frage, ob es nicht manchmal einsam ist, allein unterwegs zu sein, kommt ein klares: „Nein, ich komme immer wieder mit Menschen ins Gespräch und ich habe auch schon häufiger in einem Ort andere Radfahrer kennen gelernt und zwei Tage später wieder getroffen.“Schlechte Erfahrunge­n: Fehlanzeig­e. Die schönsten Eindrücke sind aus den Alpen geblieben, der Blick ins Tal nach einem anstrengen­den Anstieg entschädig­t für die Quälerei. Die nächste Tour nach dem Lockdown ist bereits an der Fulda geplant. Sobald die Hotels wieder geöffnet sind, geht's los, im Sommer ist noch einmal eine Alpentour in Planung. Sein Tipp für den Einstieg ins Tourenfahr­en: „Der Ruhrtalweg ist sehr schön zu fahren und auch nicht weit weg, prima für einen Einstieg.“

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FOTOS: SIEVERING Auch Touren im Alpenraum mit zahlreiche­n Passstreck­en – hier am Furkapass – hat Bernd Sievering schon gemacht.
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Die Strecken plant der Neusser zuvor akribisch.
Auf das Rad gekommen ist Bernd Sievering erst nach seiner berufliche­n Laufbahn. Die Strecken plant der Neusser zuvor akribisch.
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60 Touren hat Bernd Sievering bereits auf seinem „Konto“.

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