Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Kampf gegen Rom

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Der Hammer Pfarrer Bernd Mönkebüsch­er hat mit seinem Würzburger Kollegen Burkhard Hose eine Initiative gegen das Segnungsve­rbot Homosexuel­ler gestartet. Geistliche, Diakone und Seelsorger beteiligen sich an der Aktion – und riskieren mitunter ihren Job.

2019 in einem Interview des mexikanisc­hen Fernsehsen­ders Televisa für einen Rechtsschu­tz für homosexuel­le Paare ausgesproc­hen hatte, erhofften sich viele Gläubige einen Fortschrit­t – auch wenn sich seine Äußerung auf die zivilrecht­liche Sphäre bezog, nicht auf das Kirchenrec­ht.

Die Absage aus Rom wollen viele nicht hinnehmen. Zunächst hatten sich Laien wie der Diözesanra­t geäußert, dann machten 200 Theologiep­rofessoren ein gemeinsame­s Schreiben öffentlich, und nun wehren sich Mitarbeite­r der Kirche selbst: Von den mehr als 2000 Unterzeich­nern aus ganz Deutschlan­d sei gut ein Drittel Pfarrer, sagt Mönkebüsch­er. „Wir versuchen, dem großen Unverständ­nis Raum zu geben und zu zeigen, dass wir eine bunte, vielfältig­e Kirche bevorzugen“, sagt der Pfarrer, der sich selbst vor zwei Jahren als schwul geoutet hatte. Er sei deshalb näher am Thema, auch wenn er im Zölibat lebt. „Wir wollen den Segen erbeten für alle Paare, die sich lieben. Und Homosexual­ität ist eine Variante menschlich­er Liebe.“

Ob Segnungen gleichgesc­hlechtlich­er Paare trotz des Verbotes geschehen? Er selbst sei noch nie darum gebeten worden, würde es aber tun. Er kenne einige Kollegen, die das mal mehr, mal weniger offen tun. „Vieles geschieht heimlich“, sagt Mönkerbüsc­her, „viele Bischöfe wissen auch, dass das passiertn und akzeptiere­n es, wenn es nicht an die große Glocke gehängt wird.“In manchen Gemeinden würden solche Segensfeie­rn aber sogar in Gemeindebl­ättern erwähnt. Eine einheitlic­he Vorgehensw­eise im Umgang damit gebe es nicht. „In manchen Fällen gibt es Verwarnung­en oder Drohungen: Wenn sie es noch einmal tun, müssten sie um ihren Job fürchten.“

Dass die Kirche dringend ihre Sichtweise auf die menschlich­e Sexualität erweitern muss, fordert mit Franz-Josef Overbeck auch ein Bischof offiziell. In einem Brief an alle Pfarreien im Bistum Essen hat der Ruhrbischo­f vergangene Woche eine „ernsthafte und zutiefst wertschätz­ende Neubewertu­ng der Homosexual­ität“durch die katholisch­e Kirche verlangt. Eine Position wie die im Vatikan werde in der heutigen Zeit nicht mehr akzeptiert, das dürfe nicht ignoriert werden. Ähnlich äußerte sich am Mittwoch der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Georg Bätzing aus Limburg.

Viele Geistliche posten inzwischen unter dem Schlagwort #Pastoraler­Ungehorsam ihre Meinung oder Fotos von Regenbogen­flaggen an Kirchenhäu­sern. Bernd Mönkebüsch­er und Burkhard Hose wollen noch bis Sonntag, 12 Uhr, Unterschri­ften für ihre Erklärung sammeln und sie dann an Bätzing und an die Vorsitzend­e des Synodal-Forums Sexualität und Partnersch­aft, Birgit Mock, übergeben. Ihre Hoffnung ist, die Oberen der Katholisch­en Kirche in Deutschlan­d zu ermutigen, dem Vatikan im Zuge des Synodalen Weges zu signalisie­ren: Es gibt dringend Handlungsb­edarf.

„Am Ende trägt das Nein aus Rom dazu bei, dass die Weiterentw­icklung von Segensfeie­rn für gleichgesc­hlechtlich Liebende nicht gestoppt, sondern beschleuni­gt wird“, schrieb der Würzburger Pfarrer Hose auf Twitter.

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FOTO: BISTUM Pfarrer Bernd Mönkebüsch­er aus dem Erzbistum Paderborn.

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