Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Großes Aufatmen im Einzelhand­el

Der Branche bleibt ein Albtraum am Karsamstag erspart. Aber die Perspektiv­e fehlt.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Am Ende herrschte natürlich auch im Einzelhand­el am Mittwoch großes Aufatmen, nachdem die Bundeskanz­lerin die Rücknahme der geplanten Osterruhe verkündet hatte. „Ein Signal der Vernunft“, nannte der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) die Entscheidu­ng. Edeka-Chef Markus Mosa sprach von einer „kraftvolle­n und mutigen Entscheidu­ng, die unseren vollen Respekt verdient“. Damit könne die Versorgung der Bevölkerun­g weiter gewährleis­tet werden.

Aus HDE-Sicht hätte die Schließung des Lebensmitt­elhandels am Gründonner­stag zu einem erhöhten Kundenandr­ang an den Tagen davor und danach geführt, vor allem am Karsamstag. Natürlich hätten die Menschen sich die Lebensmitt­el auch vorbestell­en, im Supermarkt oder beim Discounter abholen oder sich direkt zu Hause beliefern lassen. Doch auch das wäre mit der logistisch­en Mehrbelast­ung kaum zu schaffen gewesen. „Wir haben von Anfang an darauf hingewiese­n und davor gewarnt, eine Zuspitzung der Kundenströ­me auf den Karsamstag zu provoziere­n“, sagte Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW, unserer Redaktion. Einleuchte­ndes Beispiel für die drohenden Probleme: Wenn am Donnerstag keine Lieferante­n mehr hätten kommen können, hätten Lebensmitt­el von Mittwoch bis Samstag, also noch einmal 24 Stunden

Stefan Genth HDE-Hauptgesch­äftsführer länger, im Regal gelegen. Wer mag da noch daran denken, einen vermeintli­ch frischen Salat zu kaufen?

Die große Frage: Wie geht es abseits von Ostern im Einzelhand­el weiter? Die Forderunge­n nach einer Öffnungspe­rspektive sind nicht neu. Mittlerwei­le spricht HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth von bis zu 120.000 Geschäften, um deren Existenz es gegenwärti­g gehe.

Doch von flächendec­kenden Öffnungsmö­glichkeite­n ist der Handel weit entfernt, erst recht in Zeiten der Notbremse, die ja sogar das bisher bei einer Inzidenzza­hl unter 100 gebräuchli­che „Click & Meet“(Einkaufen mit vorheriger Terminabsp­rache) an vielen Stellen unmöglich macht. NRW, das diese Notbremse anwenden will, schließt ab Montag wie vor dem 8. März alle Geschäfte und Verkaufsst­ellen, die nicht der Grundverso­rgung der Bürger dienen.

Die Bayern haben dagegen schon einen Sonderweg im Kopf: Ab dem 12. April, also eine Woche nach Ostern, dürfen alle Geschäfte bis zu einer Inzidenz von 100 öffnen. Erst bei Inzidenzza­hlen darüber greift dann „Click & Meet“. Begründet hat der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) diesen Schritt mit der relativ geringen Ansteckung­srate im Einzelhand­el, auf die die Branche schon lange pocht in ihrer Argumentat­ion. Jetzt fragen sich die Einzelhänd­ler in NRW: Hat die bayerische Lösung Signalchar­akter auch für ihre Geschäfte?

„Es geht um die Existenz von bis zu 120.000 Geschäften“

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