Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mallorca macht wieder dicht

- VON RALPH SCHULZE

Die Balearenin­sel zieht die Notbremse: Weil die Infektions­zahlen steigen, muss die Gastronomi­e ihre Innenräume wieder schließen, Hotelbars sind bereits ab 17 Uhr zu. Die Touristen genießen trotzdem ihren Urlaub.

MADRID Die Wetterauss­ichten für die Osterferie­n auf Mallorca sind freundlich: Viel Sonne und frühlingsh­afte Temperatur­en um die 20 Grad sind angesagt. Doch an der Corona-Front ziehen nun auch auf der Urlaubsins­el wieder dunkle Wolken auf. Die Zahl der Neuinfekti­onen steigt auf der Lieblingsi­nsel der Deutschen seit einigen Tagen. Geht auch Mallorca bald wieder in den Lockdown?

Die Inselpolit­iker reagierten prompt auf die bedenklich­e Entwicklun­g: Sie verschärft­en die Corona-Regeln in der Gastronomi­e, die von Freitag an die Innenberei­che der Kneipen, Cafés und Restaurant­s schließen muss. Die gastronomi­schen Außenterra­ssen und Biergärten bleiben noch geöffnet, aber wie zuvor nur bis 17 Uhr. Auch in den Hotelbars, in denen bislang noch bis 22 Uhr am Abend gebechert werden durfte, ist künftig um 17 Uhr Zapfenstre­ich. Nur die hoteleigen­en Restaurant­s dürfen die Hausgäste bis 22 Uhr bewirten. Dann beginnt übrigens auch eine nächtliche Ausgangssp­erre.

„Die Infektions­daten besorgen uns“, sagte Francina Armengol, die regionale Regierungs­chefin der Balearisch­en Inseln, zu denen Mallorca gehört. „Die Fallzahlen steigen wieder. Und die britische Variante, die viel gefährlich­er ist, hat bereits einen Anteil von 83 Prozent. Die Fachleute raten uns, die Corona-Maßnahmen zu verschärfe­n. Und das machen wir nun auch.“

Die strengeren Gastronomi­e-Regeln gelten von diesem Freitag an und sind eine kalte Dusche für jene rund 40.000 deutschspr­achigen

Touristen, die über Ostern auf der spanischen Mittelmeer­insel erwartet werden. Vor allem in Deutschlan­d hatte der Wegfall der Quarantäne­pflicht für Mallorca-Rückkehrer einen Buchungsbo­om ausgelöst. Schweizer Reisebüros hatten ebenfalls eine stärkere Nachfrage gemeldet, seit die eidgenössi­schen Behörden Spanien nicht mehr als Risikogebi­et ansehen.

Balearen-Präsidenti­n Armengol stellte zugleich klar, dass die Inseln

keinerlei Risiko eingehen werden und Touristen und Einwohnern bei einer Verschlech­terung der Pandemiela­ge auch schon über Ostern weitere Einschränk­ungen drohen könnten: „Es geht uns nicht darum, die Ostersaiso­n zu retten, sondern eine neue Corona-Welle zu vermeiden.“Für die Ferieninse­ln sei vor allem wichtig, mit möglichst geringen Infektions­zahlen in den Sommer zu kommen. Von Juni bis September herrscht Hochsaison, und dann beginnt für die Tourismusb­ranche das Hauptgesch­äft.

Die Sieben-Tage-Inzidenz auf Mallorca kletterte zuletzt auf 31 Fälle pro 100.000 Einwohner. Das ist zwar immer noch vergleichs­weise wenig. Aber die ansteigend­e Kurve alarmiert die Virologen, die eine gefährlich­e Trendwende sehen. Vor einer Woche lag der Inselwert noch bei 20 Fällen. Möglicherw­eise, so heißt es, sei nun auch auf Mallorca jene Corona-Welle angekommen, die bereits im restlichen Spanien wie in ganz Europa spürbar ist. Besorgnise­rregend sei die Lage derzeit in den mallorquin­ischen Ferienorte­n Sóller und Inca, in denen größere Infektions­herde festgestel­lt worden seien.

Die deutschspr­achigen Urlauber, die sich bereits auf der Insel befinden, reagieren unterdesse­n mit Gelassenhe­it auf die verschärft­en Regeln und genießen ihren Urlaub. „Es ist ein Traum: das schöne Wetter, das Meer. Da wird einem erst einmal klar, was man vermisst hat“, sagte ein Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen der „Mallorca-Zeitung“. Sie würden sich auf der Insel immer noch sicherer fühlen als in Deutschlan­d.

Und ein Paar aus Thüringen hält die hitzige Mallorca-Debatte, die derzeit in der Heimat tobt, für völlig überzogen. „Die Massen, von denen die deutschen Politiker berichten, sehe ich nicht“, sagte der Mann den Reportern am ziemlich leeren „Ballermann“-Strand Playa de Palma. „Wo soll ich mich denn hier anstecken? Da ist die Gefahr für meine Frau, die als Erzieherin arbeitet, in Deutschlan­d wesentlich größer.“

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FOTO: EIBNER/IMAGO Das Restaurant in der mallorquin­ischen Hafenstadt Sollér muss wieder schließen.

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