Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Krimi nach Joanne K. Rowling
Die „Harry Potter“-Autorin lieferte die Vorlage für die neue Sky-Serie „Strike“.
Eigentlich absurd, aber manche Krimis schaut man gerade deshalb gern, weil sie nicht spannend sind. Man nimmt die Wendungen, die sich aus Ermittlungsarbeit und Zeugenbefragung ergeben, lediglich nebenbei auf, als Begleitmusik sozusagen. In Wirklichkeit hat man aber längst den Überblick verloren: Wer war der nochmal und was hat die damit zu tun? Wichtiger sind andere Dinge: die Atmosphäre, die Stadt, in der der Fall spielt, das ermittelnde Personal und seine Verstrickungen untereinander. Bei der britischen Serie „Strike“ist es genau so. Eben das macht sie sehenswert.
Die Romanvorlage lieferte „Harry Potter“-Autorin Joanne K. Rowling 2013. Damals veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith den Band „Der Ruf des Kuckucks“. Das war ein guter Krimi, aber er verkaufte sich zunächst schlecht. Erst als verraten wurde, wer das Buch wirklich geschrieben hat, wurde es ein Bestseller. Inzwischen gehört Rowling neben den Brontës, Charles Dickens und Jane Austen zu der Handvoll britischer Autorinnen und Autoren, deren Komplettwerk für Kino- und TV-Produktionen adaptiert wurde.
Hauptfigur des inzwischen zu einer Reihe ausgebauten ersten Rowling-Krimis ist der Privatdetektiv mit dem eigenwilligen Namen Cormoran
Strike. Tom Burke spielt ihn in der BBC-Serie mit genau der richtigen Mischung aus Noblesse und Verwahrlosung. Strike ist der Sohn eines Rockstars, mit seinem Vater will er jedoch nichts mehr zu tun habe. Das ist umso schwerer, als ihn jeder auf den berühmten Papa anspricht. Seine Mutter war in den Sixties ein Model, und erst allmählich führen Spuren zu dieser lange im Dunklen liegenden Hintergrundgeschichte. Strike kämpfte in Afghanistan und verlor dort ein Bein.
Und nach der Trennung von seiner Freundin schläft er in seiner Detektei in Soho über einem Gitarrengeschäft auf einem Feldbett.
Die Figur des einsamen und grantelnden Ermittlers ist natürlich nicht neu, aber Burke gibt ihm einen individuellen Twist. In Fahrt kommt die Handlung, als Robin Ellacott sich als seine neue Sekretärin vorstellt. Holliday Grainger spielt das wunderbar: Sie lässt ihren Chef nicht wissen, dass sie klüger ist als er. Sie ist die heimliche Hauptfigur der Serie, und den beiden beim Umeinander-Tänzeln zuzusehen, ist schön.
Natürlich passiert auch Kriminelles. Ein Model liegt tot auf dem verschneiten Bürgersteig vor ihrem Penthouse. Sprang sie oder wurde sie gestoßen? Ihr Bruder John Bristow ist ein alter Freund von Cormoran Strike, er engagiert den Detektiv, um diese Frage zu klären.
Man lernt die Dark Side of London kennen, die Grenzregionen zwischen City-Glamour und Suburb-Brutalität. Auch das hat Neuigkeitswert. Das ist eine gemütliche Serie, man richtet sich in ihr ein. Und im Grunde möchte man gar nicht so sehr wissen, wer es gewesen ist. Sondern, wie es weitergeht mit Cormoran und Robin.
Produziert hat übrigens die Gesellschaft Brontë-Film. Und hinter der steckt Joanne K. Rowling.
Info „Strike“läuft bei Sky.