Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Selektion im Damwildgeh­ege

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Das Damwildrud­el im Selikumer Busch ist zu groß und wird Ende Mai durch Geburten weiter wachsen. Deshalb wird jetzt ein Teil der Tiere an ein Gehege in der Eifel abgegeben. Was aus dem Restbestan­d werden soll, ist offen.

REUSCHENBE­RG Im Damwildgeh­ege im Selikumer Busch steht eine Selektion an. Rund 35 Tieren und damit in etwa der Hälfte des 63 Tiere zählenden Rudels steht ein Umzug in ein Gehege in der Eifel bevor. Für sie ist es eine endgültige Lösung, für die Politik noch nicht. Denn die Frage, wie die Stadt mit dem Gehege insgesamt umgeht, ist weiter offen.

Im Ausschuss für Umwelt, Grünfläche­n und Klimaschut­z, der am 27. April tagt, will der Ausschussv­orsitzende Michael Klinkicht (Grüne) zunächst einen Bericht der Verwaltung zum Sachstand und möglichen Handlungso­ptionen haben. So hat er es am Mittwoch Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann aufgetrage­n, als die Tagesordnu­ng festgelegt wurde.

Eigentlich aber hatte die neue Ratsmehrhe­it von SPD, Grünen und

„Die Umsiedlung­saktion nimmt erst einmal nur etwas Druck aus dem Kessel“

Michael Klinkicht Umweltauss­chuss-Vorsitzend­er

„UWG/Aktiv für Neuss“zu diesem Termin schon ein Konzept zur Regulierun­g des Bestandes ohne Zuhilfenah­me von Pulver und Blei haben wollen. So war es Ende Januar im Haupt- und Sicherheit­sausschuss festgelegt worden, nachdem die Verwaltung ihre Absicht aufgegeben hatte, die so wörtlich – „Entnahme“überzählig­er Tiere mit der Schusswaff­e auszusetze­n.

Das Konzept steht aus, aber der Handlungsd­ruck steigt. Denn ab Ende Mai ist mit Nachwuchs im schon jetzt überbevölk­erten Gehege zu rechnen. Einige Hirschkühe sind trächtig, so dass mit – grob gezählt – 20 Hirschkälb­ern zu rechnen ist. Das zeigt: Die Umsiedlung­saktion nimmt, wie es Michael Klinkicht

formuliert, „erst mal nur etwas Druck aus dem Kessel“.

Die Umsetzung in andere Wildparks war schon im Januar eine Lösung, die sich „Rot-Grün plus“vorstellen kann. Doch auch wenn es nach Angaben von André Zimmer vom Verband landwirtsc­haftlicher Wildhalter in Nordrhein-Westfalen rund 1300 Gatterwild­bestände gibt, ist ein aufnehmend­es Gehege meist nur über persönlich­e Kontakte zu finden. An wen die Stadt ihre Tiere abgibt, wird nach Angaben von Stadtsprec­her Tobias Spange nicht öffentlich gemacht.

Welches Schicksal die Tiere im neuen Umfeld erwartet, dürfte gleichwohl klar sein. Weil eine Auswilderu­ng des in Deutschlan­d nicht heimischen Damwildes nach Angaben von Kreisveter­inär Frank Schäfer per Jagdrecht verboten ist, steht wohl auch nach der Ankunft in der Eifel irgendwann der Abschuss an. „Wer Damwild hält, muss einen wirtschaft­lichen Nachweis bringen“, sagt Zimmer. „Eine Schauoder Hobbyhaltu­ng ist verboten.“

Um die Umsiedlung vorzuberei­ten, wurde in einem Teil des Geheges vorige Woche mit Bauzäunen eine Art Kessel eingericht­et – mit einer Auslasssch­leuse. Die zunächst angebracht­en Sichtschut­zplanen wurden inzwischen entfernt nachdem, wie Spaziergän­ger berichtete­n, sich einzelne Hirsche mit dem Geweih darin verfangen hatten. Durch Anfütterun­g sollen die Tiere nun an diese Umgebung gewöhnt werden, berichtet Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann. „Wenn sich ein ausreichen­d großer Teil der Herde abgesonder­t hat, wird dieser Teil vom Rest des Geheges getrennt.“Priorität soll dabei haben, so Welpmann, dass Jungtiere und zugehörige Elterntier­e gemeinsam umgesiedel­t werden. Falls das, wenn man die Teilung des Rudels sozusagen dem Zufall überlässt, überhaupt als Ziel formuliert werden kann.

Tierschutz sei ein Staatsziel, hatte Bürgermeis­ter Reiner Breuer im Januar betont, und daran halte sich die Stadt. In Richtung Politik richtete er damals die Feststellu­ng: „Es gibt aber auch unschöne Maßnahmen, die trotzdem rechtens sind.“

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ARCHIV: -NAU Im Damwild-Gehege im Selikumer Busch darf nicht gejagt werden. Jetzt soll das Rudel geteilt und das Problem der Überpopula­tion kurzfristi­g durch Umzug gelöst werden.

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