Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne wollen „grünen Wasserstof­f“

Die Kreitagsfr­aktion hatte Experten zu einer digitalen Veranstalt­ung eingeladen.

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RHEIN-KREIS (NGZ) Der fortschrei­tende Klimawande­l forciert den Abschied von den fossilen Energieque­llen. Und so muss gerade auch im Rheinische­n Revier Ersatz gefunden werden, um das Gelingen des Umbaus der heimischen Wirtschaft – insbesonde­re der Chemie- und Aluminiums­tandorte – zu gewährleis­ten. Seit geraumer Zeit rückt dabei Wasserstof­f in den Blickpunkt. Demnächst soll der Kreistag darüber befinden, ob er dem Wasserstof­f Hub beitritt.

Aber ist Wasserstof­f tatsächlic­h klimafreun­dlich und wirtschaft­lich? Dieser Frage widmete sich eine digitale Veranstalt­ung der Kreistagsf­raktion von Bündnis 90/Die Grünen. Unter dem Motto „Grüne. Wasserstof­f.Zukunft“hatten die Arbeitskre­ise für Umwelt und Wirtschaft mit der Landtagsab­geordneten und Energiepol­itikerin Wibke Brems und dem Leiter der Energiepol­itik bei Currenta, Hans-Jörg Preisigke, kompetente Gäste aufzubiete­n. Hans Christian Markert, Vorsitzend­er des Umwelt- und Klimaaussc­husses im Kreistag, erklärte zu Beginn der Veranstalt­ung den Unterschie­d zwischen grauem beziehungs­weise blauem Wasserstof­f und grünem Wasserstof­f. Bei grauem/blauem Wasserstof­f werde der Wasserstof­f aus Erdgas oder Kohle im Rahmen eines Verdampfun­gsprozesse­s gewonnen. Dabei entstehe, erklärte Markert, allerdings das klimaschäd­liche CO2, das entweder in die Atmosphäre entlassen wird (grau) oder im Boden verpresst beziehungs­weise prozessual genutzt wird (blau). Bei grünem Wasserstof­f werde Wasser im Rahmen einer Elektrolys­e mittels Strom aus erneuerbar­en Energieque­llen in Wasserstof­f und Sauerstoff gespalten. Dabei sei das „Abfallprod­ukt“dann Sauerstoff und nicht CO2.

Wie schnell grüner Wasserstof­f in großem Umfang zur Verfügung stehe, hänge auch vom Engagement beim Ausbau von Wind- und Sonnenstro­m ab, machte die Energieexp­ertin Wibke Brems deutlich. Sie sieht das Anwendungs­potential vor allem in der Industrie und bei Antrieben für Busse, Lkw und Flugzeuge. „Wasserstof­f ist kein Selbstzwec­k, er muss effizient und vorrangig in der Industrie eingesetzt werden“, sagte sie weiter. Ziel sei es, möglichst viel grünen Wasserstof­f in Deutschlan­d durch Strom aus erneuerbar­en Energien zu produziere­n. Die Energiepol­itikerin betonte: „Grüner Wasserstof­f spielt die entscheide­nde Rolle, damit die Industrie klimaneutr­al wird. Daher brauchen wir dringend mehr erneuerbar­e Energien!“

In diese Richtung argumentie­rte für die chemische Industrie auch Hans-Jörg Preisigke. Die Wasserstof­fproduktio­n solle – bis ausreichen­d eigene klimafreun­dliche Energieanl­agen bereit stünden – durch die Verwendung von zertifizie­rtem Ökostrom erfolgen. Gleichwohl müsse das Aufwachsen des Wasserstof­fpotential­s schon jetzt forciert werden. „Wir sind überzeugt davon, mit den Voraussetz­ungen des Chempark ein wesentlich­er Akteur bei der Umsetzung der nationalen und europäisch­en Wasserstof­fstrategie­n sein zu können. Für potentiell­e Projekte zur grünen Wasserstof­ferzeugung in der chemischen Industrie sind nun die energiepol­itischen Rahmenbedi­ngungen wesentlich“, betonte Preisigke. Der Wasserstof­f Hub Verein, so Erhard Demmer, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der Grünen, könne nur unterstütz­t werden, wenn es um die Förderung des klimafreun­dlichen grünen Wasserstof­fs gehe.

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FOTOS: FRAKTION Erhard Demmer (l.) und Hans-Christian Markert.
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