Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Alte Heerstraße braucht Verkehrskonzept
Die ersten Workshops des Ideenwettbewerbs „Zukunft Innenstadt“sind gelaufen, am Dienstag wurden die Ergebnisse vorgestellt. In einem Punkt sind sich alle einig: Der Verkehr auf der Alten Heerstraße kann so nicht bleiben.
KAARST Der nächste Schritt zu einer neuen Innenstadt ist gemacht. Am Dienstag haben sich vier Gruppen bei Spaziergängen durch das Plangebiet einen Überblick verschafft und im Anschluss Ideen aufgeschrieben, wie die Innenstadt aufgewertet werden kann. Dazu sollten sich die vier Gruppen auf verschiedene Schwerpunkte konzentrieren: Lebenswertes Kaarst, Nachhaltigkeit, Verkehr und Städtebau, wobei die Themen teilweise miteinander verschmelzen. In einem Punkt waren sich alle Beteiligten einig: Der Verkehr auf der Alten Heerstraße kann nach der Umgestaltung so nicht weiterlaufen, dort muss etwas passieren. Es gibt bereits einen politischen Beschluss, dass an dieser Stelle ein „Shared Space“eingerichtet wird. Auch die Bürger konnten sich an den Workshops beteiligen, und Jörg Faltin, der den gesamten Prozess moderiert, hat nach eigener Aussage noch nie eine so hohe Bürgerbeteiligung in einer so kurzen Zeit gesehen. „Einige haben sogar Zeichnungen zu ihren Ideen gestellt“, sagte Faltin.
Wolfgang Haensch, Sprecher der Gruppe „lebenswertes Kaarst“, war am Vormittag mit einem bunten Spektrum aus Hauseigentümern, Gastronomen und Schützen unterwegs. Seine Gruppe beschreibt das Maubiscenter als emotionslos und deprimierend. Als Arbeitsauftrag gab er den vier Planungsbüros, die ebenfalls im Albert-Einstein-Forum anwesend waren, mit auf den Weg, das Maubiscenter als „zweites Wohnzimmer“für die Bürger herzurichten. Viele Bereiche seien versteckt und dunkel, sie müssten geöffnet werden. Auf der Grünfläche vor dem Maubiscenter sollte eine neue Bebauung als Pendant zum Rathaus entstehen, es kam auch die Idee einer Möblierung auf. Maria Pantiou, neue Umweltmanagerin der Stadt Kaarst, hat mit ihrer Gruppe aus den 17 Nachhaltigkeitszielen sechs herausgepickt, die für die Umgestaltung der Innenstadt relevant sind. Ihr Fazit: „Die Aufenthaltsqualität muss verbessert werden.“Dies kann durch mehr Grünflächen, einen durchgehenden städtischen Raum, unkommerzielle Angebote für alle Altersklassen, die Zusammenführung des Maubiszentrums mit dem Rathausplatz
oder eine neue Außengastronomie geschehen. Die Grüne Achse soll an der Straße „Am Dreieck“erweitert werden. Außerdem plädiert die Nachhaltigkeitsgruppe für eine energetische Sanierung der Bestandsgebäude, Dach- und Fassadenbegrünung, Barrierefreiheit und klimaneutrale Neubauten.
Verkehrsexperte Hans-Rainer Runge hat bei seinem Rundgang beobachtet, dass die Innenstadt nicht sonderlich gut für Fußgänger geeignet ist. „Die Geschäftskunden sind alle Fußgänger, dafür muss die Innenstadt hergerichtet werden“, so Runge. Außerdem müsse der Verkehr langsamer und weniger werden – nicht nur auf der Alten Heerstraße, wo täglich rund 7500 Autos unterwegs sind, sondern auch auf der Maubisstraße. Beim Thema Parkplätze brachte Runge Tiefgaragen oder ein Parkhaus im Stadtpark ins Spiel. Das Baugrundstück, auf dem die Martinsklause steht, muss als zentrales Element des Wettbewerbs so gestaltet werden, dass es alle zehn Jahre einer neuen Nutzung zugeführt werden kann. Das jedenfalls fordert die Gruppe um Sprecher Matthias Pfeifer, der als Fachpreisrichter in der Jury sitzt und über den Siegerentwurf mitentscheidet.