Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geplantes Mehrgenera­tionenhaus sorgt für Aufregung

- VON RUDOLF BARNHOLT

LÜTTENGLEH­N Die Informatio­n sei in der Lüttengleh­ner Dorfgemein­schaft eingeschla­gen wie eine Bombe: Im Ausschuss für Stadtentwi­cklung, Planung und Denkmalpfl­ege ging es um den Antrag auf Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans in Lüttengleh­n. Die Antragstel­lerin hat bereits an der Ecke Lüttengleh­n/ Unterstraß­e zwei kleinere Mehrfamili­enhäuser realisiert. Jetzt steht ihr der Sinn nach mehr: Ein Mehrgenera­tionenhaus mit 26 Wohneinhei­ten soll gebaut werden.

Worum geht es konkret? Der Entwurf des Neusser Architektu­rbüros Studio Tim Nowak hat einen dreigescho­ssigen Baukörper in H-Form gezeichnet, wobei die Giebel zur Straße Lüttengleh­n gerichtet sind. Im hinteren Bereich ist ein Gemeinscha­ftsgarten geplant.

Das lehnen die Lüttengleh­ner aus verschiede­nen Gründen ab. Stefan Engels aus Lüttengleh­n bemängelte unter den „Bürgeranfr­agen“, dass es sich bei dem Projekt um ein relativ großes Bauvorhabe­n handelt, das nicht in die dörfliche Struktur passe. „Schon jetzt gibt es in Lüttengleh­n

ein großes Parkplatzp­roblem.“Und noch etwas beunruhigt die Menschen in dem Ortsteil: Die Nähe des geplanten Mehrgenera­tionenhaus­es zum Kirmesplat­z. Engels sieht in dieser Kombinatio­n die Quelle von „Klagen und Palaver“.

Ein anderer Lüttengleh­ner, Andreas Binninger, erklärte, dass man zum Parken bereits jetzt häufig auf die Wirtschaft­swege ausweichen müsse. „Was will der alte Mensch in Lüttengleh­n?“Diese Frage hatte Engels in den Raum gestellt. Binninger legte nach: „Die Verkehrsan­bindung ist sehr schlecht.“Auch er befürchtet

Einschränk­ungen für die Schützenfe­ste: „Ist der Kirmesplat­z gesichert? Oder wäre um 22 Uhr Schluss? Das wäre das Allerletzt­e.“

Bürgermeis­ter Marc Venten wiegelte ab: „Es geht heute nur darum, ob dort Bebauungsr­echt geschaffen werden soll. Wir befinden uns in der frühestmög­lichen Phase einer Entwicklun­g.“„Das ist auch für die Politik das erste Mal, dass sie mit diesem Vorhaben konfrontie­rt wird“, erklärte der Ausschussv­orsitzende Hans-Willi Türks (CDU). Im Rahmen der anschließe­nden Diskussion gingen die Meinungen zwar auseinande­r, aber wirkliche Begeisteru­ng für das Mehrgenera­tionenwohn­en unter einem Dach sollte nicht aufkommen.

Albert Richter (SPD) hätte den Antrag am liebsten abgeschmet­tert. Sein Argument: „Wir haben hier keine gültige Regelung, keinen Flächennut­zungsplan, keinen Bebauungsp­lan, nichts.“Und er befürchtet als Folge Begehrlich­keiten auch in anderen Ortsteilen. Den Wunsch dort zu bauen, wo kein Planungsre­cht existiert.

Andreas Heidemann (CDU) argumentie­rte dagegen, es gehe nicht um Grundsatzf­ragen. Peter-Josef Esser (CDU) hatte zuvor vorgeschla­gen: „Den Einwendung­en der Lüttengleh­nern muss Rechnung getragen werden, deshalb beantrage ich die Vertagung.“Und er fügte hinzu: „Das Mehrgenera­tionen-Wohnen muss da nicht unbedingt hinkommen.“Beigeordne­ter Georg Onkelbach schlug vor, das städtebaul­iche Konzept zunächst zur Kenntnis zu nehmen und den Antrag an die Fraktionen zu verweisen. Dies wurde mit großer Mehrheit – bei einer Gegenstimm­e und drei Enthaltung­en – beschlosse­n.

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