Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Geplantes Mehrgenerationenhaus sorgt für Aufregung
LÜTTENGLEHN Die Information sei in der Lüttenglehner Dorfgemeinschaft eingeschlagen wie eine Bombe: Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Denkmalpflege ging es um den Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplans in Lüttenglehn. Die Antragstellerin hat bereits an der Ecke Lüttenglehn/ Unterstraße zwei kleinere Mehrfamilienhäuser realisiert. Jetzt steht ihr der Sinn nach mehr: Ein Mehrgenerationenhaus mit 26 Wohneinheiten soll gebaut werden.
Worum geht es konkret? Der Entwurf des Neusser Architekturbüros Studio Tim Nowak hat einen dreigeschossigen Baukörper in H-Form gezeichnet, wobei die Giebel zur Straße Lüttenglehn gerichtet sind. Im hinteren Bereich ist ein Gemeinschaftsgarten geplant.
Das lehnen die Lüttenglehner aus verschiedenen Gründen ab. Stefan Engels aus Lüttenglehn bemängelte unter den „Bürgeranfragen“, dass es sich bei dem Projekt um ein relativ großes Bauvorhaben handelt, das nicht in die dörfliche Struktur passe. „Schon jetzt gibt es in Lüttenglehn
ein großes Parkplatzproblem.“Und noch etwas beunruhigt die Menschen in dem Ortsteil: Die Nähe des geplanten Mehrgenerationenhauses zum Kirmesplatz. Engels sieht in dieser Kombination die Quelle von „Klagen und Palaver“.
Ein anderer Lüttenglehner, Andreas Binninger, erklärte, dass man zum Parken bereits jetzt häufig auf die Wirtschaftswege ausweichen müsse. „Was will der alte Mensch in Lüttenglehn?“Diese Frage hatte Engels in den Raum gestellt. Binninger legte nach: „Die Verkehrsanbindung ist sehr schlecht.“Auch er befürchtet
Einschränkungen für die Schützenfeste: „Ist der Kirmesplatz gesichert? Oder wäre um 22 Uhr Schluss? Das wäre das Allerletzte.“
Bürgermeister Marc Venten wiegelte ab: „Es geht heute nur darum, ob dort Bebauungsrecht geschaffen werden soll. Wir befinden uns in der frühestmöglichen Phase einer Entwicklung.“„Das ist auch für die Politik das erste Mal, dass sie mit diesem Vorhaben konfrontiert wird“, erklärte der Ausschussvorsitzende Hans-Willi Türks (CDU). Im Rahmen der anschließenden Diskussion gingen die Meinungen zwar auseinander, aber wirkliche Begeisterung für das Mehrgenerationenwohnen unter einem Dach sollte nicht aufkommen.
Albert Richter (SPD) hätte den Antrag am liebsten abgeschmettert. Sein Argument: „Wir haben hier keine gültige Regelung, keinen Flächennutzungsplan, keinen Bebauungsplan, nichts.“Und er befürchtet als Folge Begehrlichkeiten auch in anderen Ortsteilen. Den Wunsch dort zu bauen, wo kein Planungsrecht existiert.
Andreas Heidemann (CDU) argumentierte dagegen, es gehe nicht um Grundsatzfragen. Peter-Josef Esser (CDU) hatte zuvor vorgeschlagen: „Den Einwendungen der Lüttenglehnern muss Rechnung getragen werden, deshalb beantrage ich die Vertagung.“Und er fügte hinzu: „Das Mehrgenerationen-Wohnen muss da nicht unbedingt hinkommen.“Beigeordneter Georg Onkelbach schlug vor, das städtebauliche Konzept zunächst zur Kenntnis zu nehmen und den Antrag an die Fraktionen zu verweisen. Dies wurde mit großer Mehrheit – bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen – beschlossen.