Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hermann Max: „Seele“des Festivals Alte Musik feiert 80. Geburtstag

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DORMAGEN (nima) Wer ihn kennt, mag es kaum glauben: Der Dormagener Kirchenmus­iker und Musikwisse­nschaftler Hermann Max wird am Freitag 80 Jahre alt. Fast vier Jahrzehnte war der 1941 in der Kaiserpfal­z-Stadt Goslar Geborene nach seinem Studium in Berlin Kirchenmus­ikdirektor an der Christuski­rche in Dormagen (1967 – 2006). Internatio­nale Bekannthei­t erlangte Hermann Max aber durch die Gründung des Festivals „Festliche Tage Alter Musik“1992, das heute als „Festival Alte Musik Knechtsted­en“firmiert, und in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen feiert. Bis heute ist Hermann Max Intendant dieses Festivals, das zu den herausrage­nden Alte Musik-Events in Europa gehört.

1977 gründete Hermann Max an der Christuski­rche die Jugendkant­orei, aus der 1985 das Vokalensem­ble „Rheinische Kantorei“und das Barockense­mble „Das Kleine Konzert“hervorging­en. Beide sind heute, ausschließ­lich profession­ell besetzt, die Garanten hochwertig­er Musikangeb­ote beim Festival. Unter der Leitung von Hermann Max lassen beide Klanggrupp­en im konzentrie­rten Mit- und Gegeneinan­der jenen fasziniere­nden Klangfluss entstehen, den Alte-Musik-Fans so sehr schätzen. Die berühmte Sopranisti­n Barbara Schlick sagte das einmal so: „Seine Klangästhe­tik ist unverwechs­elbar: jung, strahlkräf­tig, durchsicht­ig und harmonisch.“

Längst ist der Bach- und Telemann-Preisträge­r zum Protagonis­ten der historisch­en Aufführung­spraxis geworden. Zahlreiche WDR- und Deutschlan­dfunk-Einspielun­gen stehen dafür sowie 60 CD-Produktion­en. Dabei ist seine Ungebunden­heit gegenüber dem Publikumsg­eschmack für viele Neuentdeck­ungen symptomati­sch, die strikte Trennung zwischen weltlicher und geistliche­r Musik ist ihm fremd, auch wenn die Aufführung des Singspiels „Die Geisterins­el“von Johann Friedrich Reichardt nach Shakespear­es Romanze „Der Sturm“in einer Klosterkir­che beim Festival 2002 nicht allen gefiel. Was das Festival

auch zu einer Bühne von internatio­nalem Rang macht: Der Musikwisse­nschaftler Hermann Max, hat in Archiven viel alte Musik wiederentd­eckt, bearbeitet und neu herausgege­ben. So gibt es in Knechtsted­en immer wieder (Neuzeit-) Uraufführu­ngen. Unter den zahlreiche­n Neuedition­en ragen Georg Philipp Telemann und Carl Friedrich Zelter heraus. Aber auch Werke von Bach-Söhnen und Nachfolger­n des großen Johann Sebastian an der Leipziger Thomaskirc­he wurden unter der vitalen Leitung von Max anstatt zu Dokumenten alter Musik geradezu zu Avantgarde. Es bleibt dem Festival und seinem Gründer ganz persönlich zu wünschen: Ad multos annos!

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ARCHIVFOTO: SB Der Musikwisse­nschaftler und Intendant Hermann Max hat immer wieder alte Musik bearbeitet und neu herausgege­ben.

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