Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Anwohner protestieren gegen Baupläne
Die Stadt plant in Bedburdyck ein Baugebiet auf einer großen Wiese. Eine Initiative lehnt das Projekt ab. Das Areal sei wertvolles Biotop, Anwohner sehen zudem den Entwässerungsschutz nicht gesichert, befürchten neue Überflutungen.
BEDBURDYCK Ein großes Wiesen-Areal ragt im Osten von Bedburdyck in die bestehende Bebauung im Dorf hinein. Dass soll sich ändern. Die Stadt hat Pläne für ein Neubaugebiet „An den beiden Enden“vorgelegt. 34 Wohneinheiten, überwiegend Einzelhäuser, sollen errichtet werden. Das Zentrum soll ein Anger mit Grün als Begegnungsraum bilden, die Zufahrt soll über die Hemmerdener Straße erfolgen. Doch das Bauprojekt wird von Anwohnern umliegender Straßen abgelehnt, zurzeit bildet sich eine Initiative. Eine ganze Reihe von Nachbarn kam in den Planungsausschuss, der für den Bebauungsplan dem Stadtrat die öffentliche Bürger- und Behördenbeteiligung empfiehlt.
Gleich mehrere Argumente führen die Gegner des Vorhabens ins Feld. „Bei der Wiese handelt es sich um eine ökologisch sehr wertvolle Fläche“, betont Guido Wolf, der an der Martinusstraße wohnt. „Fasane sind dort zu sehen, im Sommer auch Fledermäuse, Bussarde gehen dort auf die Jagd.“Auch ein Waldkauz werde dort vermutet. „Das ist die letzte größere grüne Fläche in Bedburdyck, das Baugebiet würde dem Ort den Charakter nehmen“, erklärt Günter Winzen, der ebenfalls an der Martinusstraße lebt. Laut Stadtverwaltung ist die Grünfläche im Landschaftsplan zwar als Obstbaumwiese eingetragen, allerdings würden dort keine Bäume mehr stehen. Eine Umweltprüfung ist laut Verwaltungsvorlage nicht vorgesehen. „Die Fläche würde sich hervorragend für ökologische Ausgleichsmaßnahmen bei Bauprojekten eignen, ,baumtechnisch` ist Jüchen eine Wüste“, sagt dazu Guido Wolf.
Mit großer Sorge blicken Anwohner aus einem anderen Grund auf die Pläne. 2016 und dann im August 2020 standen Straßen und Keller unter Wasser. „Bei uns auf der Straße war ,Land unter`, der Kanal war überlastet“, schildert Wolf. „Und die Wiese war eine Seenlandschaft, von der das Wasser in Häuser an der Hemmerdener Straße lief.“Die Stadt sucht eine Lösung, der Kanal auf der Martinusstraße soll laut Wolf von 40 auf 100 Zentimeter Durchmesser vergrößert werden, bei Starkregen einen Puffer bilden. Auch ein Regenrückhaltebecken sei geplant. Dennoch: „Wir befürchten, dass sich das Entwässerungsproblem noch verschärft, wenn hier weitere 34 Häuser errichtet werden, die wie wir über den Kanal in der Grevenbroicher Straße entwässert werden“, sagt Wolf. Wenn die große Wiesen-Fläche versiegelt werde, „dann geht hier gar nichts mehr“, befürchtet Günter Winzen, der selbst in zwei Räumen Schäden hatte.
Bürgermeister Harald Zillikens hatte im Ausschuss betont, dass die Entwässerungsstudie am 19. April im Betriebsausschuss Thema sei. Und er berichtete, dass „ein möglicher Bebauungsplan nur unter dem Vorbehalt des Entwässerungsschutzes realisiert werden kann.“Auch Politiker erklärten, dass die Lösung des Fluten-Problems Voraussetzung für den Hausbau sei. Doch Anwohner fragen sich, warum die frühzeitige Bürgerbeteiligung bereits auf Anfang April bis Mai terminiert wird, also vor der Betriebsausschusssitzung starten soll. „Wäre es nicht besser zu warten, statt schon Fakten zu schaffen“, sagte Wolf beim Tagesordnungspunkt Einwohner-Fragen. „Es hieß, dass die Bürger beteiligt werden, und jetzt liegen schon Pläne vor“, kritisierte Winzen im Ausschuss. Dabei habe die Bezirksregierung die von der Stadt gemeldete Fläche nicht als allgemeinen Siedlungsbereich in den Regionalplan aufgenommen. Laut Verwaltung ist die Bebauung dennoch möglich, weil sie unmittelbar an den vorhandenen Siedlungsraum anschließe.
„Jede Wiese hat eine ökologische Bedeutung, aber wir müssen auch den Druck auf die Wohnraumsituation wahrnehmen“, erklärte Thomas
Dederichs (Grüne). „Wir müssen Wohnraum schaffen, dabei werden wir privilegiertes Wohnen mit Blick ins Grüne nicht immer erhalten können“, sagte der Fraktionsvorsitzende. „Ich werde immer wieder von Bürgern gefragt, wann es in Bedburdyck/Stessen Baumöglichkeiten gebe“, berichtete Gerd Kuska (CDU). Bürgermeister Zillikens betonte zur Forderung, die Bürger früh einzubinden. „Wir machen mit der frühzeitigen Bürgerbeteiligung das, was Sie fordern.“Das Entwässerungsgutachten werde zudem während dieses Beteiligungszeitraums vorgelegt.
Die neue Initiative will nicht locker lassen. „Wir haben uns an den Rhein-Kreis Neuss und die Bezirksregierung gewandt“, sagt Guido Wolf. Auch eine Petition an den Petitionsausschuss des Landtags wird erwogen.