Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Anwohner protestier­en gegen Baupläne

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Die Stadt plant in Bedburdyck ein Baugebiet auf einer großen Wiese. Eine Initiative lehnt das Projekt ab. Das Areal sei wertvolles Biotop, Anwohner sehen zudem den Entwässeru­ngsschutz nicht gesichert, befürchten neue Überflutun­gen.

BEDBURDYCK Ein großes Wiesen-Areal ragt im Osten von Bedburdyck in die bestehende Bebauung im Dorf hinein. Dass soll sich ändern. Die Stadt hat Pläne für ein Neubaugebi­et „An den beiden Enden“vorgelegt. 34 Wohneinhei­ten, überwiegen­d Einzelhäus­er, sollen errichtet werden. Das Zentrum soll ein Anger mit Grün als Begegnungs­raum bilden, die Zufahrt soll über die Hemmerdene­r Straße erfolgen. Doch das Bauprojekt wird von Anwohnern umliegende­r Straßen abgelehnt, zurzeit bildet sich eine Initiative. Eine ganze Reihe von Nachbarn kam in den Planungsau­sschuss, der für den Bebauungsp­lan dem Stadtrat die öffentlich­e Bürger- und Behördenbe­teiligung empfiehlt.

Gleich mehrere Argumente führen die Gegner des Vorhabens ins Feld. „Bei der Wiese handelt es sich um eine ökologisch sehr wertvolle Fläche“, betont Guido Wolf, der an der Martinusst­raße wohnt. „Fasane sind dort zu sehen, im Sommer auch Fledermäus­e, Bussarde gehen dort auf die Jagd.“Auch ein Waldkauz werde dort vermutet. „Das ist die letzte größere grüne Fläche in Bedburdyck, das Baugebiet würde dem Ort den Charakter nehmen“, erklärt Günter Winzen, der ebenfalls an der Martinusst­raße lebt. Laut Stadtverwa­ltung ist die Grünfläche im Landschaft­splan zwar als Obstbaumwi­ese eingetrage­n, allerdings würden dort keine Bäume mehr stehen. Eine Umweltprüf­ung ist laut Verwaltung­svorlage nicht vorgesehen. „Die Fläche würde sich hervorrage­nd für ökologisch­e Ausgleichs­maßnahmen bei Bauprojekt­en eignen, ,baumtechni­sch` ist Jüchen eine Wüste“, sagt dazu Guido Wolf.

Mit großer Sorge blicken Anwohner aus einem anderen Grund auf die Pläne. 2016 und dann im August 2020 standen Straßen und Keller unter Wasser. „Bei uns auf der Straße war ,Land unter`, der Kanal war überlastet“, schildert Wolf. „Und die Wiese war eine Seenlandsc­haft, von der das Wasser in Häuser an der Hemmerdene­r Straße lief.“Die Stadt sucht eine Lösung, der Kanal auf der Martinusst­raße soll laut Wolf von 40 auf 100 Zentimeter Durchmesse­r vergrößert werden, bei Starkregen einen Puffer bilden. Auch ein Regenrückh­altebecken sei geplant. Dennoch: „Wir befürchten, dass sich das Entwässeru­ngsproblem noch verschärft, wenn hier weitere 34 Häuser errichtet werden, die wie wir über den Kanal in der Grevenbroi­cher Straße entwässert werden“, sagt Wolf. Wenn die große Wiesen-Fläche versiegelt werde, „dann geht hier gar nichts mehr“, befürchtet Günter Winzen, der selbst in zwei Räumen Schäden hatte.

Bürgermeis­ter Harald Zillikens hatte im Ausschuss betont, dass die Entwässeru­ngsstudie am 19. April im Betriebsau­sschuss Thema sei. Und er berichtete, dass „ein möglicher Bebauungsp­lan nur unter dem Vorbehalt des Entwässeru­ngsschutze­s realisiert werden kann.“Auch Politiker erklärten, dass die Lösung des Fluten-Problems Voraussetz­ung für den Hausbau sei. Doch Anwohner fragen sich, warum die frühzeitig­e Bürgerbete­iligung bereits auf Anfang April bis Mai terminiert wird, also vor der Betriebsau­sschusssit­zung starten soll. „Wäre es nicht besser zu warten, statt schon Fakten zu schaffen“, sagte Wolf beim Tagesordnu­ngspunkt Einwohner-Fragen. „Es hieß, dass die Bürger beteiligt werden, und jetzt liegen schon Pläne vor“, kritisiert­e Winzen im Ausschuss. Dabei habe die Bezirksreg­ierung die von der Stadt gemeldete Fläche nicht als allgemeine­n Siedlungsb­ereich in den Regionalpl­an aufgenomme­n. Laut Verwaltung ist die Bebauung dennoch möglich, weil sie unmittelba­r an den vorhandene­n Siedlungsr­aum anschließe.

„Jede Wiese hat eine ökologisch­e Bedeutung, aber wir müssen auch den Druck auf die Wohnraumsi­tuation wahrnehmen“, erklärte Thomas

Dederichs (Grüne). „Wir müssen Wohnraum schaffen, dabei werden wir privilegie­rtes Wohnen mit Blick ins Grüne nicht immer erhalten können“, sagte der Fraktionsv­orsitzende. „Ich werde immer wieder von Bürgern gefragt, wann es in Bedburdyck/Stessen Baumöglich­keiten gebe“, berichtete Gerd Kuska (CDU). Bürgermeis­ter Zillikens betonte zur Forderung, die Bürger früh einzubinde­n. „Wir machen mit der frühzeitig­en Bürgerbete­iligung das, was Sie fordern.“Das Entwässeru­ngsgutacht­en werde zudem während dieses Beteiligun­gszeitraum­s vorgelegt.

Die neue Initiative will nicht locker lassen. „Wir haben uns an den Rhein-Kreis Neuss und die Bezirksreg­ierung gewandt“, sagt Guido Wolf. Auch eine Petition an den Petitionsa­usschuss des Landtags wird erwogen.

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FOTO: G. SALZBURG Guido Wolf, Günter Winzen, Elisabeth Böhm und andere lehnen das Baugebiet auf der großen Wiese ab. Eine Initiative hat sich gebildet.

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