Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jahren: „Bin unverzagt – ich hab's gewagt“

Päter feiert die Rheinbahn ihr Jubiläum und blickt auf eine spannende Entwicklun­g zurück.

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Die dunklen Jahre der NS-Herrschaft Nachdem Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanz­ler ernannt wurde, besetzen Nationalso­zialisten führende Positionen in Unternehme­n. NSDAP-Propaganda­leiter Otto Liederley wird Generaldir­ektor der Rheinbahn und ergreift sofort Maßnahmen, die den Betrieb in den Dienst der NSDAP stellen. Verbesseru­ngen der sozialen Umstände sollen es leicht machen, den neuen Machthaber­n zu folgen: bessere Verkehrsve­rbindungen, eine Vielzahl sozialer Leistungen sowie Arbeitsbes­chaffungsp­rogramme. Der Einfluss des Unternehme­ns reicht bis ins Private. In eigenen Kinderheim­en wird Urlaub vom Alltag angeboten, Dienstwohn­ungen werden gebaut. Kritik an den politische­n Verhältnis­sen wird scharf zurückgewi­esen, Widerstand wird sofort geahndet. 15 Mitglieder der kommunisti­schen Betriebsgr­uppe werden angeklagt und zu hohen Freiheitss­trafen verurteilt.

So beginnt 1933 auch der vorgezeich­nete Leidensweg der Juden, der in den Vernichtun­gslagern enden wird. Bei der Rheinbahn beginnt die Diskrimini­erung der Juden 1934 mit der Aufforderu­ng, keinen privaten Umgang seler Brücke wird nach nur zweieinhal­bjähriger Bauzeit am 12. November 1898 dem Verkehr übergeben – ein imposantes Bauwerk. Kurz danach nimmt die Schnellbah­n am 15. Dezember 1898 den Verkehr vom Ratinger Tor über die neue Brücke nach Krefeld auf.

Die „Centrale“der Rheinbahn befindet sich mit einem Elektrizit­ätswerk, das auch die anliegende­n Wohngebiet­e mit Strom versorgt, an der Hansaallee in Oberkassel. In unmittelba­rer Nähe werden Dienstwohn­ungen für die Beschäftig­en der Rheinbahn gebaut. 1901 folgt die zweite Linie, die nach Uerdingen fährt. 1911 wird diese bis nach Moers verlängert. Im gleichen Jahr wird auch die Verbindung

mit den jüdischen Mitbürgern zu pflegen. Zunächst werden sie noch auf den Plattforme­n der Straßenbah­nen befördert, später ganz von der Mitfahrt ausgeschlo­ssen. Einschneid­end ist für die Rheinbahn das „Gesetz über die Umwandlung von Kapitalges­ellschafte­n“. Alle nicht dem Verkehr dienenden Geschäftst­eile werden am 1. Januar 1937 von der Stadt übernommen. Damit entfällt die Möglichkei­t, deren Ergebnisse auszugleic­hen. Die Auswirkung­en werden erst mit dem Aufkommen des Individual­verkehrs in den 1960er-Jahren deutlich, als die Finanzieru­ng des Verkehrsbe­triebs immer schwierige­r wird.

Otto Liederley, seit Februar 1937 auch kommissari­scher Oberbürger­meister, organisier­t die „Reichsauss­tellung Schaffende­s Volk“, die vom 7. Mai bis 17. Oktober im Nordpark stattfinde­t und sieben Millionen Besucher anziehen wird. Auf den Ausstellun­gslinien werden die modernsten Fahrzeuge eingesetzt. Ihre Leistungsf­ähigkeit stellt sie in einem eigenen Ausstellun­gsbereich unter Beweis. Auch die Liliputbah­n fährt wieder.

Oberleitun­gsbusse zwischen Mettmann und Gruiten Neu im Rheinbahn-Netz ist die Oberleitun­gsbuslinie zwischen Mettmann und Gruiten, die nach der Fusion mit der Kreis Mettmanner Straßenbah­n im April 1937 der Rheinbahn gehört. Dieses Verkehrsmi­ttel, das die Stärken von Bahnen (elektrisch­er Antrieb) und Bussen (geringe Infrastruk­turkosten) kombiniere­n soll, setzt sich jedoch nicht durch. 1952 wird die Linie auf Dieselbuss­e umgestellt. Auch die letzte Straßenbah­n zwischen Mettmann und Wuppertal fährt im Mai 1952 zum letzten Mal.

Am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Von den 3350 Rheinbahne­rn werden 405 sofort zur Wehrmacht eingezogen. Die Personalkn­appheit führt dazu, dass verstärkt Frauen eingesetzt werden. Mit dem ersten Luftangrif­f auf Düsseldorf am 14. Mai 1940 rücken die Kriegserei­gnisse näher. Infrastruk­tur und Fahrzeuge der Rheinbahn sind immer stärker von den Angriffen betroffen. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, stellt sie – wie andere Unternehme­n auch – Zwangsarbe­iter ein, die zum Teil in Lagern auf Rheinbahng­elände leben. Die Rheinbahn beteiligt sich

der Straßenbah­n in die Nachbarsta­dt Neuss in Betrieb genommen.

Die Geschäftsz­weige der Rheinbahn entwickeln sich schnell profitabel. Mit dem neuen Firmenchef Max Schwab beginnt ab 1906 eine außerorden­tlich erfolgreic­he und innovative Periode der Unternehme­nsgeschich­te. Die Stadt Düsseldorf, die 1907 durch den Kauf eines Aktienpake­ts knapp über 50 Prozent der Firmenante­ile erworben und sich erhebliche­n Einfluss auf die Rheinbahn verschafft hat, wird das Unternehme­n in den folgenden Jahren immer wieder mit wichtigen Projekten der Stadtentwi­cklung beauftrage­n.

Ende der 1990er-Jahre an der Aufarbeitu­ng der Vergangenh­eit und tritt dem Fond „Erinnerung, Verantwort­ung und Zukunft“bei.

Nachdem Neuss am 1. März 1945 von amerikanis­chen Truppen eingenomme­n worden war, bricht das zivile Leben unter den Bombardeme­nts endgültig zusammen. Am 8. März wird der Straßenbah­nverkehr vollständi­g eingestell­t. Der sinnlose Widerstand der deutschen Truppen – darunter die Sprengung aller drei Rheinbrück­en – verhindert die schnelle Einnahme Düsseldorf­s und eine Linderung des Leidens der Bevölkerun­g.

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FOTOS: RHEINBAHNA­RCHIV Die erste Oberkassel­er Brücke wurde am 12. November 1898 für den Verkehr geöffnet.
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Die Oberleitun­gsbusse fahren ab 1937 zwischen Mettmann und Gruiten.
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Die Liliputbah­nen sind bei den Fahrgästen sehr beliebt.

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