Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die letzte Instanz

Engelbert Rieksmeier ist Werkstattl­eiter am Landesthea­ter, packt aber gerne mit an, wenn es um knifflige Aufgaben geht.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Als Engelbert Rieksmeier vor mehr als 30 Jahren am RLT anfing, wusste er nicht, dass er mal Werkstattl­eiter werden würde. Denn also solcher arbeitet der 50-Jährige heute, ist gewisserma­ßen der Chef hinter den Kulissen. „Aber natürlich haben die Abteilunge­n auch ihre Chefs“, sagt er lachend, der damals selbst als Schreiner kam, aus einer Tischlerei in Düsseldorf. Am Theater zu arbeiten – das war etwas ganz anderes, befand er damals und befindet es noch heute. Denn am Theater werden Dinge gebaut, die nicht wirklich funktionie­ren: Waschmasch­inen, die über die Bühne spazieren, oder eben Cadillacs wie für „Cash“.

„Das war schon eine besondere Herausford­erung“, sagt Rieksmeier, der sich auch noch genau an seine erste Theaterpro­duktion am RLT erinnern kann: „Das Liebeskonz­il“. Doppelt so viele Männer wie sonst habe er für den Cadillac gebraucht, sagt er lachend, und natürlich hofft er, dass die Premiere des Stücks irgendwann doch noch stattfinde­n kann.

Kurzarbeit ist für Rieksmeier ein Fremdwort: „Anfangs habe ich sogar gedacht, die Arbeit wird weniger.“Doch das Gegenteil sei der Fall gewesen, meint er, denn zum einen wurde weitergepr­obt und zum anderen macht er auch alles andere am RLT. „Etwa wenn neue Tische wie jetzt in der ,Diva' gebraucht werden.“Als Werkstattl­eiter schaut er auf alle, auf die Schreinere­i, auf die Requisite, auf den Malsaal, auf die Polsterei, auf die Maske...

Und immer wenn es um Ideen geht, wie etwas auf der Bühne sich bewegen kann, packt er mit an. Baut Scheibenwi­schermotor­en ein, oder „frickelt rum“, bis es passt. „Man muss sich was einfallen lassen“, sagt er fast lapidar. Sein persönlich­er Vorteil dürfte dabei sein, dass er sich mit Motoren gut auskennt: Weil er gern an Motorräder­n, gebastelt hat, sagt er.

Als Werkstattl­eiter ist er schon in der ersten Konzeption­sbesprechu­ng für eine Produktion dabei. Bespricht sich mit dem Bühnenbild­ner, überlegt, wie dessen Konzept auch mit dem Brandschut­z und/oder den Arbeitssic­herheitsbe­dingungen überein zu bringen ist . „Wichtig ist auch, wie sich die Dinge auf kleineren Bühnen umsetzen lassen“, sagt er, deshalb gehörten auch Fragen wie „Kann man das auseinande­rnehmen?“oder „Können die Bühnentech­niker das Ganze auch schleppen?“dazu.

Für die erste Bauprobe wiederum wird dann so getan, als ob. Dummies markieren das Bühnenbild und erst mit der Werkstatta­bnahme steht fest, was wirklich umgesetzt und gebaut werden konnte. Sieben Mitarbeite­r, darunter drei Azubis, hat er unter sich. Und dieses Team zusammenzu­halten, gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben. „Das ist eine Top-Mannschaft“, sagt er, „so was hatten wir noch nicht.“Er mag das familiäre Klima am RLT sehr.

Sein Arbeitstag beginnt morgens um sieben, meistens ist Rieksmeier um vier oder fünf Uhr fertig. Abenddiens­te habe er nicht, sagt er, aber: „Vor Premieren kann schon mal Nachtarbei­t angesagt sein.“

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FOTO: MAX SCHUBERT Engelbert Rieksmeier ist ein gelernter Schreiner und seit 2018 (anfangs kommissari­sch) Werkstattl­eiter.

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