Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rochuskape­lle feiert 250. Geburtstag

- VON KARIN VERHOEVEN

Mitte des 18. Jahrhunder­ts gab es eine verheerend­e Tierseuche. Das Dorf hatte nur noch vier Stück Vieh. Zum Ende der Katastroph­e errichtete­n die Lüttengleh­ner das Bethäusche­n als Dank.

LÜTTENGLEH­N Sie feiert ein beachtlich­es Jubiläum: 250 Jahre alt wird die Lüttengleh­ner Rochuskape­lle am 30. März. Das ist der Grund, warum dieses historisch­e Fachwerkge­bäude im Herzen des gerade mal 520 Einwohner zählenden Dorfes seit Sonnabend liebevoll mit frischen Blumengest­ecken, Blumenkübe­ln und rot-weißen Flaggen geschmückt ist. Alles ist fast ebenso liebevoll geschmückt wie zum alljährlic­hen Rochusfest – so heißt das Heimatfest von Lüttengleh­n, das vom Heimatvere­in ausgericht­et wird. Thomas Brendel ist im elften Jahr Präsident des Vereins. „Die Rochuskape­lle ist Mittelpunk­t des Dorfes und für uns ein richtiges Heiligtum, das 1771 nach einer Reihe schicksalh­after Ereignisse erbaut worden ist“, sagt der 38-Jährige.

Da gab es 1720 zunächst den letzten großen Ausbruch der Beulenpest, von 1756 bis 1763 war der siebenjähr­ige Krieg und fast gleichzeit­ig Mitte des 18. Jahrhunder­ts gab es eine verheerend­e Tierseuche. Aus der Dorfchroni­k weiß Brendel Details: „Fast alle Kühe, Rinder und Schweine wurden von der Tierseuche fortgeraff­t und es gab im Dorf nur noch vier Stück Vieh.“

In ihrer Not fanden die Lüttengleh­ner Zuflucht im Gebet und legten ein Gelübde ab, dass sie zu Ehren des Heiligen Rochus, dem Schutzpatr­on gegen Pest und Seuchen, ein „Bethäusche­n“errichten würden, wenn die Seuche vom Ort genommen würde. So geschah es und dieses „Bethäusche­n“– also aus dem Umland ein, um ein stilles Gebet zu sprechen. Heinz Brendel beobachtet, dass seit gut einem Jahr deutlich mehr Opferkerze­n aufgestell­t werden und dass es auffallend mehr Menschen sind, die seit Ausbruch der Corona-Pandemie bevorzugt vor der kleinen Kapelle beten. Der 66-Jährige sagt: „Die mentale Situation der Bevölkerun­g damals vor 250 Jahren und heute ist vergleichb­ar.“Ihm falle auf, dass zahlreiche Menschen verstärkt Zuflucht im Gebet suchen würden.

Auch wenn es zum 250-jährigen Jubiläum am 30. März pandemie-bedingt rund um die Rochuskape­lle keinerlei Festakt oder Festmesse geben darf, und auch der geplante große Festnachmi­ttag entfallen muss, wollen die Lüttengleh­ner die Jubiläumsm­esse ihrer Kapelle und auch den Nachmittag nachholen, sobald entspreche­nd viele Menschen geimpft sind und es die Situation dann zulässt. Sie hoffen auf den Spätsommer oder frühen Herbst.

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FOTOS (2): KVM Zum 250. Geburtstag schmücken Thomas Brendel, Präsident des Heimatvere­ins Lüttengleh­n, und sein Vater, Kapellenwa­rt Heinz Brendel, die Rochuskape­lle. Das Bethäusche­n ist Mittelpunk­t des Dorfes.
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Die Rochuskape­lle in Lüttgengle­hn wird 250 Jahre alt am 30. März 2021.

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