Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Kurswechse­l bei Astrazenec­a ist richtig

- VON WOLFRAM GOERTZ

Die Corona-Medizin operiert im Zeitraffer. Kaum gibt es eine Störung im Therapieve­rlauf, ergründen Forscher in Windeseile die Ursachen. Das ist jetzt auch bei der seltsamen Häufung von Hirnvenent­hrombosen nach einer Astrazenec­a-Impfung der Fall. Weil einige dieser embolische­n Ereignisse tödlich verliefen, haben die Behörden klug gehandelt und den Personenkr­eis abermals geändert, der mit diesem Vakzin geimpft wird. Nun sollen es nur noch die über 60-Jährigen bekommen. Ist das nicht eine Risikoverl­agerung?

Nein. Bislang sind vor allem Frauen betroffen, bei denen möglicherw­eise (etwa durch die Einnahme der Pille) ein erhöhtes Thrombose-Risiko vorlag. Das kann man bei älteren Menschen zwar nicht ausschließ­en, aber deutlich eingrenzen. Unbekannt ist bislang auch, ob die Betroffene­n nicht ohnedies ein Problem mit der Blutgerinn­ung besaßen. Ob die Impfung überhaupt die Ursache war, ist aber noch nicht geklärt.

Dabei scheint der Mechanismu­s der Hirnvenent­hrombosen ziemlich klar. Über eine überschieß­ende Immunantwo­rt werden Antikörper produziert, die ihrerseits massenweis­e Blutplättc­hen (Thrombozyt­en) anregen. Das fördert die Verklumpun­g des Bluts. Hirnvenent­hrombosen werden deshalb nicht sofort bemerkt, weil sie – anders als arterielle Embolien, die schnell mit Schlaganfa­ll-Symptomen einhergehe­n – eine Abflussstö­rung des Bluts und eine Erhöhung des Hirndrucks bewirken; deren Symptome (Kopfschmer­zen, Übelkeit, Krämpfe) zeigen sich erst zeitverset­zt. Nach einer Bildaufnah­me des Gehirns lässt sich das Gerinnsel per sogenannte­r Thrombolys­e auflösen.

Mit Astrazenec­a Geimpfte sollten auf Symptome achten. Falls Kopfschmer­zen nicht verschwind­en, sondern womöglich zunehmen, ist der Arztbesuch unumgängli­ch – im Zeitraffer. Wer abwartet, lebt riskant. BERICHT ÄRZTE WARNEN VOR IMPFCHAOS..., TITELSEITE

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