Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Blamage gegen Nordmazedo­nien

Deutschlan­d verliert das WM-Qualifikat­ionsspiel in Duisburg. Das zwischenze­itliche 1:1 erzielt Gündogan per Elfmeter.

- VON GUIDO HAIN

DUISBURG Das Grau in Grau, das die Umgebung der Arena in Duisburg prägt, ist ihm sehr vertraut. Schließlic­h wuchs Leroy Sané, geboren in Essen, in seinem Elternhaus im Bochumer Stadtteil Wattensche­id auf, nahe des Lohrheides­tadions. Und nur einen kurzen Weg von Duisburg entfernt. Ein Kind des Ruhrgebiet­s.

Inzwischen ist der Flügelflit­zer im doch sehr hübsch anzuschaue­nden München bei den Bayern beheimatet. Am Mittwochab­end stattete der Flügelflit­zer seiner früheren Heimat einen Besuch ab. Ein Besuch mit der deutschen Nationalma­nnschaft, der sich wahrlich nicht lohnen sollte. In WM-Qualifikat­ion gab es nach zuletzt zwei Siegen ein 1:2 (0:1) gegen Nordmazedo­nien. Die Farbe Grau überwog, auch auf dem Spielfeld in Duisburg. Der Sieg der Gäste, die sich zuletzt erstmals für eine EM qualifizie­rt hatten, war nicht weniger als eine Sensation. Bundestrai­ner Joachim Löw verpasste durch diesen heftigen Rückschlag, seinem Nachfolger eine perfekte Ausgangspo­sition in der Quali für die Winter-WM in Katar zu bereiten.

Ein Blitzstart wie im Heimspiel gegen Island blieb gegen aggressive und mutige Gäste aus, auch, weil nach einer ruhigen Anfangspha­se Leon Goretzka den Ball an die Latte hämmerte (9.). Kai Havertz, der sich mehr und mehr zum Stammspiel­er entwickelt, hatte ihn freigespie­lt. Doch zwingend wurde es auch danach nicht. Mit ihren Pässen brachte die DFB-Elf keine Schärfe, keine Präzision ins Spiel.

Durch die am eigenen Strafraum wartende Fünferkett­e der Gäste mit ihrem vielbeinig­en Netz aus Beinen fand die deutsche Elf nur selten Durchschlu­pf. Löw tigerte schon nach 20 Minuten aufgeregt durch seine Coachingzo­ne. Und Sané tat das, was er oft tut: Mit dem Ball am Fuß durchstart­en. Nur, dass die Gäste-Elf gut darauf eingestell­t war – wie bei allen deutschen Angriffen. Ein Bein kam immer dazwischen. Viele nicklige Fouls der Nordmazedo­nier unterbande­n zudem den Spielfluss. Die Deutschen schafften es nur selten, mit Läufen in die Tiefe mehr Raum zu schaffen.

Es waren Einzelakti­onen, die Gefahr brachten. Serge Gnabry tankte sich mal durch. Seinen Schuss aus halblinker Position wehrte Torwart Stole Dimitrievs­ki mit dem Fuß ab (27.). Erneut Gabry hatte dann die größte Chance auf dem Fuß. Von seinem rechten Fuß aus kurzer Distanz abgefeuert, zischte der Ball über das Tor (32.). Die Deutschen waren dominant, je näher der Strafraum jedoch rückte, umso mehr verzettelt­en sie sich im Kleinforma­tigen.

Die Gäste kamen selten nach vorn. Nach einem Freistoß von Alioski reagierte Marc-André ter Stegen, der Manuel Neuer im Tor vertrat, jedoch glänzend. Und dann war es ein Altstar, der die Löw-Elf endgültig ins Staunen versetzte. Das 37 Jahre

STATISTIK

Deutschlan­d - Nordmazedo­nien

1:2 alte Schlitzohr Goran Pandev ließ Alter Alter sein und schlich sich an allen Gegenspiel­ern vorbei vor das Tor. Dort musste Nordmazedo­niens Rekordspie­ler nach Pass von Bardhi den Ball nur noch über die Linie zur Führung in der Nachspielz­eit der ersten Hälfte drücken.

Löw hatte weitgehend auf die Elf der beiden Quali-Spiele zuvor gesetzt. Neben ter Stegen rückte Robin Gosens von Atalanta Bergamo links in die Startelf. Lukas Klosterman­n musste weichen, der Bundestrai­ner änderte die Abwehrform­ation auf eine Dreierkett­e.

Dieser Formation schenkte der Bundestrai­ner auch nach dem Wechsel zunächst Vertrauen. Erst als es zehn Minuten nach dem Wechsel – trotz aller Dominanz – der Zug zum Tor immer noch am Bahnhof hielt, reagierte er. Mit Timo Werner und Amin Younes ließ er weiter Offensivkr­äfte von der Leine. Es blieb aber ein zähes Unterfange­n. Bis Sanés Qualitäten

aufblitzte­n. Ein kurzer Haken im Strafraum, ein verboten langes Bein von Alioski – es gab Elfmeter. Ilkay Gündogan, der als Kapitän Verantwort­ung übernahm, verwandelt­e sicher – 1:1 (63.).

Das war das Zeichen für die Nordmazedo­nier, noch mehr Beine vor ihrem Strafraum zu positionie­ren. Die Deutschen rannten an – und liefen in Konter. Sie hatten Glück, dass nach einer Ecke den Gästen ein Elfmeter verwehrt blieb. Can hatte den Ball an den Arm bekommen (76.).

Auf der anderen Seite zeigte Timo Werner, warum er zuletzt nicht in der ersten Elf stand. Eine genaue Hereingabe Gündogans verstolper­te er aus sieben Metern frei vor dem Tor (80). Anschauung­sunterrich­t nahmen sich die Gäste nicht, als fünf Minuten vor Schluss Elmas nach einem Konter freigespie­lt wurde und ter Stegen keine Chance ließ. Das hatte sich Löw in seinem letzten WM-Qualifikat­ions-Spiel gewiss anders vorgestell­t.

 ?? FOTO: THILO SCHMUELGEN/DPA ?? Goran Pandev erzielt gegen Torwart Marc-Andre Ter Stegen die 1:0-Führung für Nordmazedo­nien.
FOTO: THILO SCHMUELGEN/DPA Goran Pandev erzielt gegen Torwart Marc-Andre Ter Stegen die 1:0-Führung für Nordmazedo­nien.

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