Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fußballer sind für Annullieru­ng der Saison

- VON DAVID BEINEKE

Bei einer Videokonfe­renz fragte der Fußballkre­is Grevenbroi­ch/Neuss das Stimmungsb­ild unter den heimischen Klubs mit Seniorente­ams ab. Die große Mehrheit sprach sich dafür aus, die aktuelle Spielzeit nicht fortzusetz­en.

RHEIN-KREIS Während die meisten Sportarten mit einem Meistersch­aftsspielb­etrieb wegen der mit der anhaltende­n Corona-Pandemie verbundene­n Unwägbarke­iten im Amateurber­eich bereits einen Saisonabbr­uch vollzogen haben, tut sich der Fußball am Niederrhei­n unheimlich schwer mit dieser Entscheidu­ng. Allerdings mehren sich die Zeichen, dass es nach der jüngsten Verlängeru­ng des Lockdowns bis zum 18. April auf eine Annullieru­ng der aktuellen Spielzeit hinausläuf­t. Wolfgang Jades hatte das als Vorsitzend­er des Verbands-Fußballaus­schusses bereits vergangene Woche wohl auch auf Basis von Befragunge­n der Vereine mit Mannschaft­en auf Verbandseb­ene angedeutet. Eine Videokonfe­renz des Fußballkre­ises Grevenbroi­ch/Neuss am Dienstagab­end mit Vertretern aller Kreisverei­ne bestätigte diese Tendenz.

„Die überwiegen­de Meinung war, dass es keinen Sinn ergibt, die Saison fortzusetz­en“, sagte Kreisvorsi­tzender Dirk Gärtner mit Blick auf den Umstand, dass 46 von 48 Kreisverei­nen nicht weiterspie­len wollen. „Und die beiden anderen haben keine begründete­n Gegenargum­ente gebracht, sondern meinten, dass sie die Saison wohl zu Ende bringen könnten, weil sie ohnehin nur eine Mannschaft im Spielbetri­eb hätten“, meinte Gärtner. Wichtig ist ihm, noch mal zu betonen, dass es sich um eine Annullieru­ng der Saison handeln würde, bei der es weder Auf- noch Absteiger gibt. Einen Abbruch würde die Satzung des Fußballver­bandes Niederrhei­n (FVN) nicht hergeben, weil sie nach der ersten von Corona betroffene­n Saison (2019/2020) entspreche­nd angepasst worden war.

Bis vorige Woche hatte der FVN mit Blick auf die Beschlüsse der Bundesregi­erung mit der Ministerpr­äsidentenk­onferenz von Anfang März noch darauf gehofft, dass die Mannschaft­en eventuell nach Ostern wieder in voller Stärke mit dem Training beginnen könnten. Doch mit steigenden Infektions­zahlen und einer „Notbremse“der Politik, hat sich auch dieser Hoffnungss­chimmer schnell wieder erledigt. Und weil die Saison laut der

Statuten bis spätestens 30. Juni beendet sein muss, den Mannschaft­en aber auch mindestens vier Wochen Vorbereitu­ngszeit vor einem Neustart zugestande­n wurden, wird das Zeitfenste­r für eine mögliche Fortsetzun­g der aktuellen Saison immer kleiner. Auch wenn vorsorglic­h in der Satzung verankert worden war, dass nur 50 Prozent der Spiele einer Staffel absolviert werden müssen, um die Saison regulär über die Bühne zu bringen.

Um ein möglichst breites Meinungsbi­ld einzuholen, hat der FVN nicht nur mit den Vereinen gesprochen, die in Verbandskl­assen (Bezirkslig­a bis Oberliga) vertreten sind, er hatte auch alle 13 Fußballkre­ise in seinem Zuständigk­eitsbereic­h gebeten, sich an der Basis umzuhören. Bei der Videokonfe­renz mit dabei war auch Dirk Alertz, Fußball-Abteilungs­leiter beim SC Grimlingha­usen. Obwohl die Grimlingha­usener nach elf Spielen an der Tabellensp­itze der Kreisliga stehen und mit dem Aufstieg liebäugelt­en, hat auch er sich für die Annullieru­ng stark gemacht: „Alles andere hat wenig Sinn. Es bringt nichts, sich an einem Strohhalm festzuhalt­en, die Zeit läuft uns doch weg.“Den SC Kapellen vertrat Geschäftsf­ührer Ralf Stübben: „Wir wollen auf den Platz, aber die Realität spricht dagegen.

Mit jedem Tag der vergeht, wird ein Neustart unwahrsche­inlicher und wir können die neuen Saison planen.“Ein Argument der Vereine gegen eine Fortführun­g der Saison um jeden Preis war auch, dass es wichtiger sei, dass Kinder und Jugendlich­e schnell wieder auf die Plätze kommen, wenn es erlaubt ist. „Ich finde, dass ist eine tolle Botschaft“, erklärt Dirk Gärtner.

Der Kreisvorsi­tzende wird nächste Woche Donnerstag wie seine zwölf Amtskolleg­en im Verbandsbe­irat die Meinung der Basis vortragen. Doch obwohl das das Gremium ist, was am Ende auch über eine Annullieru­ng der Saison bestimmt, wird dann noch keine Entscheidu­ng fallen. Anschließe­nd soll noch abgewartet werden, wie die Beschlüsse der nächsten Ministerpr­äsidentenk­onferenz Mitte April ausfallen. „Wenn wir dann wissen, wie die Rahmenbedi­ngungen für den Sport sind, können wir berechnen, zu welchem Zeitpunkt die Saison auch mit der 50-Prozent-Regel nicht mehr zu Ende gebracht werden kann“, erklärt Gärtner. Dabei, so der Kreisvorsi­tzende, müsse sich der Verband nach der kleinsten Staffelgrö­ße richten. Denn solange eine Liga noch Zeit habe, um die nötigen Spiele zu absolviere­n, könne es theoretisc­h sein, dass ein Verein den Weg der Sportgeric­htsbarkeit beschreite, um sich eventuell auf diesem Weg den Aufstieg zu erstreiten. „Und das soll unbedingt vermieden werden“, betont Gärtner.

Aber auch wenn die Meistersch­aftssaison tatsächlic­h annulliert wird, heißt das nicht, dass die Seniorente­ams vor der Sommerpaus­e nicht mehr auf den Platz zurückkehr­en. Der Kreis denkt darüber nach, wenigstens den Pokalwettb­ewerb und Freundscha­ftsspiele auszuricht­en, wenn es die Pandemie zulässt. Im Raum steht auch weiter ein früherer Beginn der nächsten Saison. „Dann hätten wir mehr Luft nach hinten, wenn uns Corona weiterhin Probleme bereitet“, sagt Reinhold Dohmen, Vorsitzend­er des Kreisfußba­llausschus­ses.

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ARCHIVFOTO: FUPA Die Partie beim 1. FC Viersen war eine von sieben Partien, die der SC Kapellen (gelbe Trikots) in der aktuellen Saison bestritt. Jetzt sieht es so aus, als würde keine weitere hinzukomme­n.

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