Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Österlicher Triumph im Kirchenfenster
Das zentrale Apsisfenster in der Pfarrkirche St. Andreas Korschenbroich zeigt den auferstandenen Christus. Es ist Teil einer Trilogie mit Darstellungen vom Karfreitag bis zum thronenden Weltenherrscher.
KORSCHENBROICH Von links nach rechts erzählen die drei Mittelfenster im Chorraum von St. Andreas von Christus´ Kreuzigung, Auferstehung und Wiederkehr als Weltenrichter. „Bei diesen Fenstern denke ich jedes Mal an das, was wir nach der Wandlung sprechen. Beim ersten Fenster sind es die Worte ´Deinen Tod, o Herr, verkünden wir`, beim zweiten ´deine Auferstehung preisen wir´ und schließlich beim dritten ´bis du wiederkommst in Herrlichkeit'“, sagt Gemeindemitglied Gottfried Kempen.
„In der figürlichen Gestaltung setzen sich diese Fenster in unserer Kirche von den anderen ab, die abstrakt sind. Sie haben eine klare Botschaft, die österliche Botschaft, die für mich in der Aussage im Mittelpunkt unseres Glaubens steht. Das feiern wir, wobei ‚Feiern' auch ein ambivalenter Begriff ist, da wir mit durch den Tod Jesu gehen müssen. Das heißt, Abschied nehmen von Freunden, lieben Menschen und dieser Welt. Doch das heißt auch, dass dieser Abschied kein endgültiger ist, sondern das Versprechen und das Vermächtnis, dass Christus wiederkommt“, erläutert Pfarrer Marc Zimmermann die Bildaussage.
In der Trilogie liest er wie Kempen die chronologische Entsprechung zu dem in jeder Eucharistiefeier gesprochenen oder gesungenen Bekenntnis der Gläubigen als Antwort auf das „Geheimnis des Glaubens“. „Glasfenster haben die Möglichkeit, Licht erlebbar zu machen und zu zeigen, dass Licht Farbe bekommt und aufstrahlt“, sagt der Geistliche zur Lichtsymbolik, die er in der Gestaltung treffend umgesetzt findet.
In der Kreuzigungsdarstellung sind die Farben dunkler, lassen das Licht weniger stark durchdringen als im Nachbarfenster mit der Auferstehung. Das zeigt Christus mit Wundmalen und Siegesfahne, umgeben von strahlendem Rot und Gelb als Zeichen von Triumph und Licht. Dunkel abgesetzt ist hier nur die liegende Gestalt am unteren Rand.
„Das ist der alte Mensch, der Adam. Der alte Mensch ist abgelebt und der neue erstanden“, erklärt Zimmermann den symbolischen Gehalt des Motivs. In der architektonischen Vorgabe von zweibahnigen Kirchenfenstern erkennt der Geistliche die besondere Herausforderung an die Gestaltung durch die ausführenden Künstler. „Es gibt keine Mittelbahn, und wegen des Stabwerks ist die Gestaltung der Mitte nicht möglich“, sagt der Geistliche im Verweis auf Abweichungen von vertrauten Darstellungstypen.
So sind zum Beispiel Maria und Johannes nicht rechts und links des Gekreuzigten angeordnet, sondern als Zweiergruppe auf einer Fensterhälfte. Der auferstandene Christus auf dem Nachbarfenster ist aus der Mitte nach rechts gerückt, das Opferlamm im bekrönenden Maßwerk hingegen mittig eingefügt.
In einer Auseinandersetzung mit den Kirchenfenstern betonte seinerzeit auch der 2017 verstorbene Pfarrer Alois Müller die Symbolkraft der Farben und Motive. In den Beiträgen zum 500-jährigen Turmjubiläum verweist er auf helle, leuchtende Farben, die die Siegesbotschaft des Auferstehungsfensters „transparent und glaubwürdig“erstrahlen lassen. Die Trilogie wurde von Professor Gustav Fünders und dessen Sohn Rainer 1972/74 entworfen und umgesetzt. Ihre Ausführung ersetzte die mittleren Arbeiten aus einem früheren Ensemble von insgesamt fünf Chorfenstern. „Nach dem Krieg gab es zunächst eine Notverglasung, dann wurden fünf Fenster mit Mustern eingesetzt“, erzählt Gottfried Kempen, der mit der Historie der Kirche bestens vertraut ist. Er weiß, dass die beiden äußeren am ursprünglichen Ort verblieben, die drei mittleren aber fanden einen neuen Platz bei der Orgelbühne.