Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Pfarrer-Ehepaar geht in den Ruhestand
Gabi und Bodo Beuscher haben Abschied von ihrer Amtszeit genommen. Doch Kelzenberg werden sie treu bleiben – und beide wollen sich auch weiterhin in das Leben der evangelischen Kirchengemeinde einbringen.
KELZENBERG Das Ende ihrer Amtszeit hatten sich Gabi und Bodo Beuscher anders vorgestellt: ein feierlicher Gottesdienst mit vielen Menschen, eine anschließende Feier mit viel Geselligkeit, Umarmungen und bestimmt auch einigen Tränen. Doch kommt es Corona-bedingt anders. Wie schon in den vergangenen Monaten gab es einen Gottesdienst, der im Internet per Livestream auf der Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Kelzenberg und auf dem Youtube-Kanal verfolgt werden konnte. Es sei schade, dass kein rauschendes Fest mit allen zusammen gefeiert werden kann, teilt das Presbyterium mit. Es hat aber Wege gefunden, um viele in die Abschiedsfeier einzubinden, auch wenn sie .ausschließlich auf digitalen Endgeräten mitzuerleben war.
Nach 38 Jahren verlässt das Pfarrer-Ehepaar Gabi und Bodo Beuscher die Evangelische Kirchengemeinde Kelzenberg – und bleibt ihr dennoch treu nach dem Motto: Niemals geht man so ganz. Das Paar, das sich die Pfarrstelle seit Januar 1985 teilt, zieht Ende mit Beginn des Ruhestands aus dem Pfarrhaus an der Keltenstraße aus und in ein neues Haus in Gierath ein. „Danach beginnen wir eine selbstauferlegte Pause von einigen Monaten“, berichtet die Pfarrerin. Sie und ihr Ehemann wollen sich nicht einmischen, wollen ihren Nachfolgern die Gelegenheit geben, nach 38 Jahren die Kirchengemeinde „mit ihrer eigenen Handschrift“zu prägen.
Bodo Beuscher ist überzeugt, dass die neue Generation eine guten Weg beschreitet, der sich nicht sonderlich vom bisherigen unterscheiden wird. „Wir sind eine Kirchengemeinde, die allen offen steht, nicht nur den 1700 Gemeindegliedern“, sagt er. Die Gemeinde Kelzenberg gehe in der Rheinischen Landeskirche einen eigenen, besonderen Weg. Als Zusammenlegungen von Pfarreien anstanden, war die Gemeinde zunächst dabei, klinkte sich aber vor 17 Jahren wieder aus der Evangelischen Kirchengemeinde Jüchen aus und wurde mit Zustimmung des Landeskirche eigenständig.
Das ist nur ein organisatorischen „Erbe“der Eheleute. Wenn der Blick durch das große Gemeindehaus schweift, wird das materielle Erbe sichtbar: Dort ist im Laufe der Jahre etwas entstanden, das zur Heimat vieler geworden ist, das ein Zentrum ist, in dem Menschen zu Hause sind. Aber wichtiger als Organisation und Immobilien ist die Seelsorge, die Hinwendung zu allen Menschen, die in Gemeinschaft sein wollen, Trost brauchen, Rat suchen, Hilfe brauchen – oder einfach nur Mensch sein wollen. „Es muss sich lohnen“, sagte Gabi Beuscher, „für die Menschen, für die Kirche, für uns.“Sie hat einen einfachen Weg gefunden, für die Menschen da zu sein: „Was uns selbst begeistert, das wollen wir weitergeben.“
Die Begeisterung scheint ansteckend. „Die Leute suche danach.“
Ein Team von mehr als einem Dutzend ehrenamtlicher Kirchenmusiker gibt Unterstützung im Gottesdienst. Mehr als 200 Teilnehmer waren vor der Corona-Pandemie bei Gottesdiensten die Regel. „Jetzt sind es bei den Internet-Gottesdiensten sogar noch mehr“, meint Bodo Beuscher mit Hinweis auf die Zugriffszahlen.
Er selbst hätte zu Beginn seiner Pfarrertätigkeit niemals daran gedacht, dass er in Kelzenberg den Eintritt in den Ruhestand vollziehen würde. Im April 1983 trat Pfarrer Bodo Beuscher seinen Dienst als „Pfarrer im Hilfsdienst“an. Im Januar 1985 wurden er und seine Frau Gabriele als Pfarrer/in ins Amt eingeführt. „Eigentlich wollte ich in die Großstadt“, bekennt Beuscher nach den vielen Jahren. Nach dem Vikariat war Düsseldorf zum Bezugsort geworden. „Wir konnten uns damals noch unter vielen Pfarrstellen entscheiden“, erinnert sich seine Ehefrau. Bei einer Erkundungstour durchs Land stießen sie auf vakante Stellen in Otzenrath und Kelzenberg.
In Kelzenberg blieben sie hängen, wurden zum Pfarrer-Ehepaar und zur Familie mit drei Kindern. Die Kinder sind flügge, die Eltern verlassen ebenfalls das Nest. „Wir kommen wieder“, sagen sie. In welcher Funktion und mit welchen Aufgaben, das sollen in einigen Monaten die Nachfolger und das „starke“Presbyterium entscheiden. Gabi und Bodo Beuscher bieten ihre Dienste an und wollen sind einreihen in die Gemeinschaft als ehrenamtlich Tätige. Ob das im zweiten oder dritten Glied geschieht, ist dabei einerlei – Hauptsache, es ist eine im christlichen Glauben verwurzelte Tätigkeit für die Menschen.