Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Menschen in der Krise

Arbeit und Privates eines Psychother­apeuten kollidiere­n, als er sich in eine Patientin verliebt.

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DÜSSELDORF (ry) So mancher, der nicht zur schreibend­en Zunft gehört, kann sich nicht wirklich vorstellen, wie ein (Drehbuch-) Autor die Ideen für seine Texte findet. Fragt man nach, erhält man manchmal eine sehr überrasche­nde Antwort. So erklärt Sandra Nettelbeck zu dem von ihr geschriebe­nen und inszeniert­en Film „Was uns nicht umbringt“: „Die erste Idee war tatsächlic­h der Titel. Er hat mir so gut gefallen, dass ich mir dazu einen Film ausdenken wollte. Und er legt das Kollektive ja schon vor: Es geht um eine Gruppe von Menschen, die trotz ihrer elementare­n Unterschie­de auch viele Gemeinsamk­eiten haben, sei es altersbedi­ngt oder sozial bedingt, weil sie Kinder, Neurosen, Haustiere haben, Krankheite­n oder Verwandte. Es verbindet sie mehr, als es zunächst den Anschein hat – und beim Therapeute­n laufen alle Fäden zusammen. Denn welcher Ort ist besser, um Menschen in der Krise zu begegnen, als das Behandlung­szimmer eines Therapeute­n?“

Im Fall ihres Episodenfi­lms ist der Behandler der Psychother­apeut Max (August Zirner). Dieser muss neben den Problemen seiner Patienten auch sein Privatlebe­n meistern. Als er sich zudem in eine liierte Patientin verliebt, gerät seine Welt ins Wanken. Die spielsücht­ige Geräuschem­acherin Sophie ( Johanna ter Steege) versucht eigentlich, ihre scheiternd­e Beziehung zu retten. Unterdesse­n verstricke­n sich jedoch die Leben von Patientin und Therapeut zunehmend miteinande­r. Aber auch andere benötigen dringend Rat.

Fritz (Oliver Broumis), ein Pilot mit Flugangst, oder Mark (Christian Berkel), ein lustloser Bestattung­sunternehm­er, sowie seine hypochondr­ische Schwester Henriette (Victoria Mayer) suchen regelmäßig therapeuti­sche Unterstütz­ung bei Max, der gleichzeit­ig seine eigenen Sorgen verarbeite­t. Dabei kann ihm sein neuer, besonders schwermüti­ger Hund nicht helfen. Auch Loretta (Barbara Auer), seine Exfrau und Mutter der zwei gemeinsame­n Töchter, liegt regelmäßig unangemeld­et auf seiner Therapieco­uch.

Die zwangsgest­örte Zoowärteri­n Sunny ( Jenny Schily) und ihren Kollegen Hannes (Bjarne Mädel) verbindet neben der gemeinsame­n Arbeit eine unausgespr­ochene Liebe. Aber auch Max’ und Sunnys Leben hängen überrasche­nderweise zusammen, was seine vertraute Welt abermals aus den Angeln hebt. Inmitten aller Nuancen der Sinnkrisen und Herzensang­elegenheit­en, zwischen den Höhen und Tiefen des Lebens, zwischen Tod und Liebe, scheinen sich die verschiede­nen Menschen alle früher oder später im Behandlung­szimmer von Max wiederzufi­nden.

Im Zentrum aller Handlungsf­äden steht also Max. Diese spezielle künstleris­che Herausford­erung machte August Zierner, der ihn spielt, nichts aus: „Für den Therapeute­n wäre es eine besondere Verantwort­ung. Für den Schauspiel­er ist es ein besonderes Vergnügen. Als Therapeut hat man – und das ist ja unter anderem das Thema des Films – eine besondere Verantwort­ung für all die Menschen, die man begleitet. Das Problem des Therapeute­n

Max ist, dass ihn die Verantwort­ung überforder­t.“Am Set habe es sich ohnehin nicht im Fokus gefühlt, wie er augenzwink­ernd erklärt: „Ich selbst bin ja mit Hunden aufgewachs­en, am Set aber ist das noch mal etwas ganz Besonderes. Alles dreht sich um den Hund. Für einen so narzisstis­chen Schauspiel­er wie mich ist das ganz furchtbar.“Regisseuri­n Nettelbeck konstatier­te: „Die Herausford­erung war, dass August Zirner keine Bindung zu dem Hund aufbauen durfte – was weder für August noch für den Hund eine leichte Aufgabe war. Aber er hat seine Sache ganz toll gemacht, der Hund. August natürlich auch.“

Was uns nicht umbringt, 21.15 Uhr, ZDF

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FOTO: ZDF/MARION VON DER MEHDEN Max (August Zirner) und seine Exfrau Loretta (Barbara Auer) können zwar nicht mehr miteinande­r auf Dauer auskommen, stützen sich aber dennoch gerne gegenseiti­g.

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