Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Anderer Impfstoff für zweite Dosis

Für Astrazenec­a-Geimpfte unter 60 gilt ein neuer Plan. Ab Dienstag impfen Hausärzte.

- VON ANTJE HÖNING UND BIRGIT MARSCHALL

DÜSSELDORF Der Stopp der Astrazenec­a-Gabe an Jüngere wirbelt die Impfkampag­ne durcheinan­der. Nun hat die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) geklärt, was mit den bundesweit 2,2 Millionen Lehrern, Erziehern, Polizisten und Rettungskr­äften unter 60 Jahren wird, die bereits eine Dosis erhalten haben. „Für diese Personen wird empfohlen, anstelle der zweiten Astrazenec­a-Dosis eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs zwölf Wochen nach der Erstimpfun­g zu verabreich­en“, heißt es in der aktuellen Empfehlung der Stiko.

Derzeit sind in Deutschlan­d zwei auf Botenstoff (mRNA) beruhende Vakzine zugelassen: die von Biontech und Moderna. Im Juni könnte mit Curevac der dritte mRNA-Hersteller liefern. Zugleich betont die Stiko, wie wichtig die zweite Dosis ist: „Der von einer einmaligen Astrazenec­a-Impfung ausgelöste Schutz beginnt nach zwölf Wochen abzunehmen.“Allein in Nordrhein-Westfalen haben inzwischen 649.000 Bürger eine Erstimpfun­g mit Astrazenec­a erhalten, davon aber nur 944 zwei Dosen.

„Die ergänzte Empfehlung der Stiko schafft Klarheit“, schrieb Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) bei Twitter. Die Betroffene­n könnten ihre Zweitimpfu­ng mit einem mRNA-Mittel erhalten „oder nach individuel­ler Aufklärung im ärztlichen Ermessen Astrazenec­a“. Da die Termine für die Zweitimpfu­ng bereits vereinbart sind, müssen die Impfzentre­n nun dafür sorgen, auch genug mRNA-Impfstoffe zu erhalten.

Am Mittwoch will Spahn sich mit seinen Länderkoll­egen besprechen. In der kommenden Woche will die EU-Arzneibehö­rde Ema erneut über Astrazenec­a beraten. In der Europäisch­en

Union sind bis Montag insgesamt 62 Thrombosef­älle bei 9,2 Millionen Impfungen bekannt geworden. In Großbritan­nien wurde Astrazence­a mehr als 18 Millionen mal verimpft, hier wurden 30 Thrombosef­älle gemeldet.

In der kommenden Woche startet auch das Impfen in den Hausarzt-Praxen. Jede Praxis soll zunächst aber nur 20 Dosen pro Woche erhalten. „Es ist noch kein großer Schritt, aber ein wichtiger“, sagte

Spahn. Ende April sollen die Liefermeng­en deutlich steigen. Die Ärzte sollen von sich aus prioritär zu impfende Patienten ansprechen.

Um das Impfen in den Praxen zu beschleuni­gen, forderte Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt die rasche Auflösung der Reserven: „Angesichts der steigenden Neuinfekti­onszahlen sollten wir die Reservekap­azitäten für die Zweitdosen weitgehend auflösen und diese sofort verimpfen“, sagte Reinhardt unserer Redaktion. Denn ab Ende April würden angesichts der zugesagten Liefermeng­en ausreichen­d Mittel für die Zweitimpfu­ng zur Verfügung stehen.

„Zudem zeigen Studien, dass der zeitliche Abstand für die Zweitimpfu­ng ohne Nachteile ausgeschöp­ft werden kann und bereits nach der ersten Dosis eine gute Schutzwirk­ung vorhanden ist. Davon sollten jetzt möglichst viele Menschen profitiere­n. Das ist wesentlich, um die dritte Infektions­welle zu brechen“, so Reinhardt. Dabei würden sich die Praxen „natürlich an die Vorgaben der Impfverord­nung halten“und zunächst vor allem immobile Patienten sowie Personen mit Vorerkrank­ungen impfen. „Es wird aber auch Fälle geben, bei denen Ärzte von diesem Impfschema abweichen, wenn dies medizinisc­h geboten ist“, sagte der Präsident der Bundesärzt­ekammer unserer Redaktion.

„Es wird aber auch Fälle geben, bei denen Ärzte von diesem Impfschema abweichen, wenn dies medizinisc­h geboten ist“Klaus Reinhardt Präsident der Bundesärzt­ekammer

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