Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein bittersüße­r Sieg für Dormagen

- VON DAVID BEINEKE

Mit dem 27:19-Sieg beim Titelanwär­ter TuS N-Lübbecke setzten die Zweitliga-Handballer des TSV ein Ausrufezei­chen. Überschatt­et wurde der Erfolg von einer schweren Verletzung.

DORMAGEN Als der Schlusspfi­ff ertönte, brauchten die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen zunächst einen Moment, bis das, was da zuvor auf dem Spielfeld passiert war, so richtig in ihren Köpfen angekommen war. Dann aber feierten sie am späten Mittwochab­end ausgelasse­n den überrasche­nden Sieg beim Aufstiegsa­nwärter TuS N-Lübbecke, der zuvor drei Monate nicht mehr verloren hatte. Doch nicht nur der Sieg überrascht­e, von einem so deutlichen 27:19 (15:8)-Erfolg hatte im Vorfeld am Höhenberg sicher auch niemand zu träumen gewagt.

Auch am Tag danach war TSVCoach Dusko Bilanovic noch voll des Lobes, als Lohn strich er sogar das für den Nachmittag angesetzte Training. „Das war eine perfekte Leistung. Meine Spieler waren sehr fokussiert und haben alles umgesetzt, was wir im Vorfeld besprochen hatte. Sie waren sehr konstant und haben dem Gegner nie die Hoffnung gewährt, das Spiel noch mal drehen zu können“, bilanziert­e Bilanovic. Doch der tolle Sieg hatte auch eine Schattense­ite. Denn nachdem Linksaußen Joshua Reuland in der elften Minute sein zweites Tor zum 5:1 erzielt hatte, ging er zu Boden und musste minutenlan­g behandelt werden. Das Spielfeld konnte er dann nur auf zwei Mitspieler gestutzt verlassen. Er kehrte auch nicht mehr zurück, sondern Torwarttra­iner Joachim Kurth packte ihn ins Auto und brachte ihn auf schnellste­m Weg zur medizinisc­hen Versorgung des linken Knies in die Heimat. Am Donnerstag dann die schlimme Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbande­s. So fällt er nicht nur im nächsten Spiel am heutigen Samstag (19.30 Uhr) daheim gegen den TV Hüttenberg aus, sondern mehrere Monate. „Das ist bitter. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns“, sagte Bilanovic.

Umso erstaunlic­her, dass sich die Dormagener davon genauso wenig negativ beeinfluss­en ließen wie von der alles andere als optimalen Anreise nach Nettelsted­t, ein Stadtteil von Lübbecke. Weil der Reisebus von einem Stau in den anderen geriet, kam der TSV erst 50 Minuten vor dem Anpfiff an. So mussten die Dormagener improvisie­ren, indem sie sich schon im Bus umzogen und auch physiother­apeutisch behandeln ließen. An der Halle angekommen, ging es direkt in die Kabine zu einer kurzen Besprechun­g und dann auf die Platte zum Einspielen.

Und als es dann doch pünktlich losging, hatte es den Anschein, als hätten die Gastgeber die unschöne Anreise hinter sich. Denn nach einem Fehlwurf des Ex-Dormagener­s Peter Strohsack lief so ziemlich alles gegen die Nettelsted­ter, was nur gegen sie laufen konnte. Mit einer Unmenge an technische­n Fehlern machten sie es dem TSV relativ leicht, schnell auf 4:0 davonzuzie­hen. Es dauerte sogar bis zur 10. Minute, ehe der TuS durch Dominik Ebner erstmals traf (1:4). Offenbar bekamen die Dormagener ziemlich schnell mit, dass der Titelanwär­ter in dieser Verfassung zu packen war und überzeugte­n durch ein überaus konzentrie­rtes und konsequent­es Auftreten. In der Abwehr sehr aggressiv und zupackend, im Angriff abgeklärt und zielstrebi­g.

„Ich war überrascht, dass eine individuel­l so starke Mannschaft keine Lösungen gegen uns gefunden hat. Wir hatten immer die richtige Antwort parat“, meinte Bilanovic. Großen Anteil daran, hatte auch Torwart Sven Bartmann mit starken Paraden zu wichtigen Zeitpunkte­n. So entschärft­e er gleich zwei Siebenmete­r von Tom Skroblien, der bis vor der Partie beste Zweitliga-Torjäger ging sogar komplett leer aus und verlor so das Duell gegen seinen jüngeren Bruder Linus. Denn der traf einmal für Bayer. Neben den jeweils fünf Toren von André Meuser und Alexander Senden war auch die Sicherheit von Benjamin Richter von der Siebenmete­rlinie (3/3) wichtig. Mit einer Quote von 85,4 Prozent gehörter er mittlerwei­le zu den besten Siebenmete­rschützen der Liga. Jedenfalls konnte der TSV seinen Vorsprung zu Beginn von Hälfte zwei bis auf neun Tore ausbauen (18:9, 37.) und geriet in der Folge auch nicht mehr in Gefahr, als die Gastgeber noch mal auf fünf Treffer herankamen (17:22, 51.).

Doch so gut sich der Sieg am Donnerstag auch noch anfühlte, Bilanovic war gleich darum bemüht zu betonen, dass es deswegen gegen Hüttenberg nicht automatisc­h so weitergeht. Die Gäste sind zwar „nur“14. und haben das Hinspiel 30:34 verloren, doch für den TSVCoach ist klar: „Hüttenberg ist eine sehr unangenehm­e Mannschaft. Und die Ergebnisse zeigen, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann.“

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FOTO: DETLEV ZENK Dormagens Benjamin Richter verwandelt­e gegen den TuS N-Lübbecke drei von drei Siebenmete­rn.

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