Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Einmal Osterhase sein: So kommt das Ei in den Automaten
An manchen Wochenenden werden dem Automat am Oerding`s Hof bis zu 600 Eier entnommen. Aber wie kommen sie dort hinein? Ein Besuch vor Ort.
UEDESHEIM Eier, die auf den Osterhasen treffen, werfen sich natürlich in Schale. Wer dieses Bild nicht erleben kann, weil er vergessen hat, Eier zu besorgen, hat in Neuss keine Probleme. Denn der Oerding`s Hof am Reckberg hat vor seinem Landsitz einen Eierautomat, in dem man rund um die Uhr Freilandeier der Güteklasse A ordern kann. An manchen Wochenenden werden dem Automat, der gekühlt ist, bis zu 600 Eier entnommen.
Der Nachschub funktioniert dank moderner Technik reibungslos: Cornelia Oerding (30), in dritter Generation Landwirtin, bekommt auf ihr Handy mitgeteilt, wann der Automat wieder befüllt werden muss. Ihr Vater Konrad (59) hat den seit Jahrhunderten in Uedesheim bestehenden Bauernhof 2009 zum Reckberg ausgesiedelt und zugleich in innovative Landwirtschaft investiert. Aktiv dabei ist auch noch sein Vater Heinz (86), der unserer Redaktion bei einem Besuch kurz vor Ostern als erster begegnete. Er befüllte den neben dem Automat stehenden Obst- und Gemüseschrank mit Kartoffeln und Äpfeln. Der frei zugängliche Schrank beinhaltet auch die Kasse, in die pro Kilo 2,50 Euro zu entrichten sind. „99 Prozent der Kunden, die sich hier bedienen, sind ehrlich“, sagt Konrad Oerding.
Cornelia Oerdings Steckenpferd aber ist die Hühnerhaltung. Dass sie rund 1000 Eier pro Tag „ernten“kann, ist aber nur in Freilandhaltung in Kombination mit einem Mobilstall möglich. Das Gehäuse für vollmobile Freilandhaltung in tiergerechter Haltungsform wirkt von weitem wie ein Wohnmobil. Ähnlich hoch ist der Aufwand an Technik. Ausgelegt ist das Stallmobil für 1500 Hühner, Cornelia Oerding hält wegen zu hoher Nitratbelastung – der Hof liegt im Wasserschutzgebiet – nur 1000 Hennen, auch um mit dem angrenzenden
Freiland pro
Huhn zehn Quadratmeter Platz zu gewährleisten. Da 97 Prozent ihrer Hühner mindestens ein Ei am Tag legen, hat sie täglich bis zu 1000 Eier zu sammeln. In der dreistufigen Anlage haben die Hühner ein Legenest, quasi ein abgedunkeltes Separee, ein Eiersammelband transportiert den Erfolg weiter. Wenn die drei Futterketten vollautomatisch anlaufen, stürzen die Hühner sofort zum Trog, das Geräusch ist ihnen vertraut. Ein innen liegendes Futtersilo sorgt alle drei Stunden für Nachschub. Ebenso befindet sich ein Wassertank im Stallinnern,
der für kühles Nass sorgt. Die Hygiene spielt eine große Rolle: Die Sitzstangen sind ausziehbar, ein Kottransportband sorgt für elektrische Entmistung. Das Mobil hat sogar eine Krankenbox, sollten Hühner im Freiland etwa von Bussarden angegriffen werden. Für die Elektrizität sorgt eine Photovoltaik-Anlage. Der Vorteil des Stallmobils: Bevor das Gras zerstört ist, wird das Gefährt auf fest verbautem Fahrwerk weitergezogen. Der Kot verbleibt auf dem „alten“Freiland, er dient als natürliche Gülle der Bodenfruchtbarkeit.
Beim NGZ-Besuch hielten sich nur wenige Hühner im Freiland auf, weil: sie mögen Sonne nicht und suchten lieber den Schatten des Stallmobils. Dennoch ist Cornelia Oerding überzeugt, dass die ganzjährige Auslaufmöglichkeit auf Weideflächen sich auch an Ostern schmecken lässt. In der Sortieranlage werden die Eier nach vier Gewichtsklassen sortiert und mit dem notwendigen Stempel versehen. Oerding`s Hof hat dabei sein eigenes Logo. Auch das sieht Cornelia Oerding als Vorteil: „Kinder bevorzugen das Ei mit Bild.“