Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sechsjähri­ger brütet Osterküken aus

- VON NATALIE URBIG

Im vergangene­n Jahr hat Paul einen Inkubator geschenkt bekommen. Darin hat er bereits Eier von Hühnern und Laufenten ausgebrüte­t. Hilfe gibt es von Cousin Thomas. Nun freuen sie sich erneut über gefiederte­n Nachwuchs.

KAARST In seinem Kinderzimm­er hat Paul ein besonderes Gerät stehen: Rote Zahlen zeigen darauf die Temperatur und die Luftfeucht­igkeit an. Und wenn es leise ist, kann man aus dem Inneren schon ein aufgeregte­s Piepsen hören. Vorsichtig hebt der Sechsjähri­ge den Deckel des Kastens an: Zu sehen sind darin mehrere Eier, von denen einige schon ein kleines Loch in der Schale haben. Für Paul ist das an jenem Morgen ein Zeichen, dass es nicht mehr lange dauert, bis seine Osterküken schlüpfen. Der Sechsjähri­ge muss es wissen, immerhin ist es nicht das erste Mal, dass er Küken auf die Welt bringt.

Angefangen hat alles mit der Legehenne

„Paul ist sehr pflichtbew­usst. Noch vor dem Frühstück lüftet er den Inkubator“Stephanie Fassbender Mutter von Paul

„Pauli“, die auf einem Auge blind war und von den anderen Hühnern ausgestoße­n wurde. Damals wohnte die Familie noch in Grevenbroi­ch: „Paul hat für sie Würmer gesucht und konnte sie in den Arm nehmen“, erzählt seine Mutter Stephanie Fassbender, „irgendwann hat er gesagt, dass er gerne einmal ein Ei ausbrüten möchte.“Der Wunsch sollte sich bald erfüllen: Im vergangene­n Jahr bekam er zu Ostern einen eigenen Inkubator geschenkt. Als erstes hat er mit Hilfe seiner Eltern Laufenten schlüpfen lassen – „die sind nicht so empfindlic­h“, erklärt seine Mutter. Weiter ging es dann mit Hühnereier­n.

Die geschlüpft­en Tiere leben nun bei der Familie in großen Freilaufge­hegen. Ein Hahn aus seiner letzten „Brut“ist im Januar auf den Tuppenhof gezogen. Damals war Paul noch fünf Jahre alt. „Cool“finden das seine Kindergart­enfreunde, denen Paul schon Videos und Fotos vom Schlüpfvor­gang gezeigt hat.

Um seine dritte Brut kümmert sich der Junge mit seinem 14-jährigen Cousin Thomas weitestgeh­end alleine. Ehe die Eier eingelegt werden, wird der Inkubator desinfizie­rt und auf die entspreche­nde Temperatur und Luftfeucht­igkeit gebracht. Danach werden sie in eine sogenannte Wenderode gelegt – das System

sorgt dafür, dass die Eier automatisc­h alle zwei Stunden gedreht werden. In jener Phase bleibt das Gerät drei Tage lang geschlosse­n. Ab dem vierten Tag wird der Deckel für zehn bis 15 Minuten zum Lüften abgenommen. „Paul ist da sehr pflichtbew­usst, vor dem Frühstück lüftet er und nach dem Essen läuft er hoch, um den Deckel wieder aufzusetze­n“, erzählt seine Mutter. Wenn eine Woche vorbei ist, ist ein besonderer Moment gekommen: „Dann wird geschiert“, erklärt der Sechsjähri­ge. Schieren, so wird eine Methode genannt, mit der beurteilt wird, ob ein Ei befruchtet wurde. Der Sechsjähri­ge nimmt dafür eine Taschenlam­pe

und hält sie gegen das Ei. Kann er durchleuch­ten, ist es unbefrucht­et, hat sich ein Adernetz gebildet, weiß er, dass er sich bald über Nachwuchs freuen kann. Nach weiteren sieben Tagen wird der Vorgang wiederholt. Und am 18. Tag wird das Wendesyste­m herausgeno­mmen: Weitere drei Tage später ist der ausgerechn­ete Schlüpfter­min. Auch für Cousin Thomas ist das ein aufregende­r Moment: „Es ist spannend, wie sie sich aus der Schale drücken“, sagt er.

Am Mittwochab­end war es dann soweit: Das erste Küken hat, pünktlich zu den nahenden Ostertagen, seine Schale durchbroch­en.

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FOTOS(2): FASSBENDER Am siebten Tag steht ein besonderes Ereignis an: Dann greift Paul zu seiner Taschenlam­pe und durchleuch­tet das Ei, um festzustel­len, ob es befruchtet wurde. „Schieren“nennt sich das in der Fachsprach­e.
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F.: SALZBURG An Löchern in der Schale erkennt Paul: „Bald geht es los.“
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Am Mittwochab­end hat das erste Küken seine Schale durchbroch­en.

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