Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bis zum „Gloria“schweigen die Glocken
Am Sonntagmorgen wird es ein ökumenisches Läuten ab 9 Uhr geben. Davor ruhen die Glocken. Über die kirchliche Tradition und die Geschichte der Glocken in Korschenbroich.
KORSCHENBROICH Seit Gründonnerstag bis zum „Gloria“in der Osternachtfeier schweigen in den katholischen Kirchen der GdG-Korschenbroich Glocken und Orgel. Statt der Glocken luden einst in der stillen Zeit Klappern zu Gebet und Gottesdienst ein. Vielerorts wurde der Brauch des Klapperns von den Messdienern zum Eiersammeln wiederbelebt – so auch in Korschenbroich.
Zum „Gloria“in der Osternachtfeier aber verkündet ein festliches Geläut die Freude über die Auferstehung. Für Sonntagmorgen haben sich die katholischen und evangelischen Kirchen in Korschenbroich und Mönchengladbach für morgens um 9 Uhr auf ein gemeinsames ökumenisches Läuten verständigt, sagt Pfarrer Marc Zimmermann von der GdG. „Früher wurde den Kindern erzählt, die Glocken fliegen nach Rom. Das Schweigen der Glocken ist ein Zeichen des Verzichts. Es wird nicht geläutet als Ausdruck der Trauer und des Mitempfindens sowie als Zeichen, dass an diesen Tagen keine Festlichkeiten stattfinden. Karfreitag ist für katholische Christen der Tiefpunkt. Umso schöner ist das Osterläuten zum ‚Gloria' in der Osternachtfeier. Üblicherweise singt die Gemeinde dazu festlich zum Orgelspiel. Doch das geht in diesem Jahr leider nicht“, erklärt der Geistliche.
„Die Glocken schweigen an den drei Tagen, an denen Jesus gestorben ist und ins Grab gelegt wurde, und sie läuten erst wieder auf Ostern. Sie schweigen auf Karfreitag auch dann, wenn ein Gottesdienst gefeiert werden könnte,“ergänzt Pfarrer Peter Grotepaß für die evangelische Kirche an der Freiheitsstraße. Diese hat drei Glocken.
Seit über zwölf Jahren klingen auch wieder die vier Kirchenglocken von St. Dionysius, nachdem sie rund vier Jahre lang stumm waren. Nur die kleinste Glocke erklang damals kurz vor den Gottesdiensten. Der Grund für das ganzjährige Schweigen war eine Torsion des Kirchturms gewesen, durch die der Glockenstuhl die Verbindung zum Mauerwerk verloren hatte. Die Schwingungen der Glocken wären angesichts der entstandenen Instabilität zu gefährlich gewesen.
„Dass die Glocken von St. Dionysius nicht mehr läuten durften, war der Grund für die Gründung des Kirchenbauvereins“, sagt der langjährige Vereinsvorsitzende Thomas Goldmann. Er rechnet vor, dass von der Vereinsgründung am 12. Oktober 2004 bis zum erneuten Läuten aller vier Glocken am 10. September 2008 vier arbeits- und kostenreiche Jahre vergingen. Die Glocken waren vom stählernen Glockenstuhl demontiert und im Turm provisorisch verankert worden. Der alte Glockenstuhl wurde auseinandergeschnitten und entsorgt.
Nach der unterzügigen Ausführung der Stahl-Beton-Arbeiten wurde ein neuer Glockenstuhl aus Holz gebaut, um daran die Glocken wieder aufzuhängen. Schon vor dieser Aktion hätte der Glockenturm vieles erzählen können. Während des Krieges waren drei Glocken eingezogen worden, nur die kleinste blieb der Kirche erhalten. Sie wurde – da nicht tonrein – 1957 abgegeben, als vier Stahlglocken angeschafft wurden.
Die alten Glocken von St. Andreas wurden ebenfalls für Kriegszwecke eingeschmolzen. Auch hier überstand nur eine kleine Glocke beide Weltkriege. 1922 von der Pfarre gekaufte Stahlglocken waren glücklicherweise militärisch nicht zu verwerten. Sie wurden 1990 durch Bronzeglocken ersetzt und am 27. Mai von Weihbischof Karl Reger geweiht. In den 2004 anlässlich des 500-jährigen Kirchturm-Jubiläums herausgegebenen Beiträgen zur Kirchen-, Bau- und Pfarrgeschichte von St. Andreas erinnert die Korschenbroicherin Rita Mielke an die Geschichte der Glocken.
Von St. Georg überstand nur eine Glocke aus dem Gründungsjahr der 1915 in Liedberg feierlich eingeweihten Kirche die Kriegswirren. 1954 schaffte die Pfarre ergänzend dazu zwei neue Glocken an. Herz Jesu Herrenshoff hat eine Glocke. Die Kirchenglocken von St. Marien Pesch wurden 1968 erstmals geläutet.