Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Mähmaschin­en“auf vier Hufen

- VON JASMIN KESSNER

Der Dormagener Stephan Offer hält Schafe und Ziegen. Die Tierbeweid­ung ist mittlerwei­le zum festen Bestandtei­l seines Betriebes geworden. Die Ziegen lieben Brombeeren, die Schafe hochgewach­sene Gräser.

STÜRZELBER­G Als Arbeiter auf vier Hufen sind sie im Einsatz, ihre Aufgaben klar verteilt: Die Ziegen mampfen gegen den Wildwuchs an und verspeisen hier und dort ebenso Brombeerbl­ätter und Brennnesse­ln. Die Schafe sind für die hochgewach­senen Gräser verantwort­lich. Die gesellige Herde um „Dumm“, „Dümmer“und „Am dümmsten“gehört Stephan Offer. Der 28-Jährige ist im Bereich Forst- und Gartenbau selbststän­dig und setzt die muntere Truppe zur Landschaft­spflege ein. Aus den anfangs vier Ziegen sind 26 geworden, dazu kamen noch sechs Ouessantsc­hafe.

Angefangen hat alles mit dem hartnäckig­en Wildwuchs, gegen den sowohl Freischnei­der als auch Heckensche­re und Pflanzensc­hutzmittel machtlos waren. „Unser Lagerplatz, auf dem wir Maschinen und Holz deponieren, war vor einigen Jahren mit Brombeeren zugewucher­t“, erinnert sich Offer. „Das war natürlich sehr ärgerlich. Wir konnten rund dreihunder­t Quadratmet­er nicht nutzen, mussten aber weiterhin Pacht für die gesamte Fläche zahlen.“So beschloss Offer, sich Rat bei einem Bekannten zu holen. „Ich habe eigentlich nach einem wirksamen Pflanzensc­hutzmittel gesucht“, schildert er. „Stattdesse­n sagte er mir, dass ich doch Ziegen auf die Fläche stellen solle.“Offer musste zuerst lachen. „Dann habe ich aber ernsthaft darüber nachgedach­t und fand, dass das gar nicht so dumm wäre“, erzählt er. „Doch nach einiger Überlegung verwarf ich die Idee wieder und versuchte die Brombeeren maschinell loszuwerde­n – ohne Erfolg.“Schließlic­h gab er nach und rettete insgesamt vier Ziegen aus dem Tierschutz mit dem Gedanken im Hinterkopf: „Sollten die Ziegen den Wildwuchs nicht fressen, haben wir immerhin genügend Weidefläch­e und die Tiere hier ein schönes Leben.“Als er die Ziegen ablud, traute er seinen Augen kaum. „Ein Mitarbeite­r lief mit einer Schüssel Futter vor, um die Ziegen aus dem Transporte­r zu locken“, berichtet er. „Doch die Tiere interessie­rten sich überhaupt nicht für das Lockfutter, sondern liefen schnurstra­cks zu den Brombeeren. Und siehe da: Innerhalb von einigen Tagen waren die Brombeeren weg und das war Problem gelöst.“

Ursprüngli­ch sah Offer die Tierbeweid­ung als eine Art Hobby an. „Dann ist daraus aber mehr geworden, als das Thema aufkam, für die Biologisch­e Station und unsere Kunden zu beweiden“, sagt er. Nun ist die Tierbeweid­ung fester Bestandtei­l seines Berufes. „Die Landschaft­spflege mit Tieren gehört offiziell zu unserer Firma. Es ist ein schönes Einkommen nebenbei und ein gesunder Ausgleich“, erläutert er. „Wird eine Fläche durch Tiere beweidet, läuft das so: Wir zäunen zunächst ein Areal ein, warten, bis der Bewuchs abgefresse­n ist und teilen dann die nächste Portion ein. So kommt nur weg, was weg soll.“

Mittlerwei­le zählt die Herde 26 Ziegen, davon zwei Tauerschec­ken und Burenziege­n, sowie sechs Ouessantsc­hafe. Ansonsten ist Offers Herde „kunterbunt gemischt“. „Die Schafe holten wir erst vor zwei Jahren, als wir anfingen, Flächen von Privatkund­en zu beweiden. Wir stellten nämlich fest, dass die Ziegen holzige und gröbere Pflanzen bevorzugen“, erklärt Offer. „Frisches Gras ist nicht so ihr Ding.“Doch der Anschaffun­g von Schafen stand er zuerst skeptisch gegenüber. „Ich dachte, dass dadurch viel Arbeit anfällt, da die Schafe im Gegensatz zu den Ziegen geschoren werden müssen“, schildert er. „Der besagte Bekannte zeigte mir daraufhin die Ouessantsc­hafe auf der Insel führten vermutlich zum Zwergwuchs.

Aussehen Die kleinen Schafe haben lange Wolle mit dichter Unterwolle, die einmal jährlich geschoren werden muss. Ein Großteil der Ouessantsc­hafe ist schwarz, es kommen aber auch braune, weiße und grauschimm­el-farbene Tiere vor. Haltung Die Schafe werden meist privat als Hobbytiere gehalten.

und erklärte, dass diese kleinen Schafe genauso gefräßig sind wie die großen und der Vorteil ist, dass weniger Scherarbei­t ansteht. Ich holte mir dann wirklich drei Schafe, von denen zwei auch noch tragend waren.“So wurden aus den ursprüngli­ch drei Schafen schließlic­h fünf. „Bei dem besagten Bekannten hat mein siebenjähr­iges Patenkind Robin dann Ende des vergangene­n Jahres noch ein schwarzes Lamm entdeckt“, erzählt er. „Da der Bekannte das Lamm ohnehin verkaufen wollte, bot er Robin an, dass er es behalten dürfte, wenn er schaffe, das Lamm einzufange­n – das gelang ihm tatsächlic­h.“

Das Besondere an Offers „Mähmaschin­en“: Jedes seiner Tiere trägt einen Namen – überwiegen­d vergeben von seinem Patenkind Robin. „Da ich an der Namensgebu­ng teilweise gar nicht beteiligt war, muss ich manchmal selber überlegen, wie die Tiere heißen“, meint Offer lachend. Die ersten drei Schafe heißen tatsächlic­h: „Dumm“, „Dümmer“und „Am dümmsten.“„Robin hat sie nach ihrem Blick benannt“, fügt Offer hinzu. „Es gibt einen Ziegenbock, der oft zeigt, wer hier der Chef ist. Da er immer stinkig ist, wurde er ‚Stinki` getauft.“

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FOTOS: MELANIE ZANIN Schäfer Stephan Offer aus Dormagen mit seinen Schafen, Ziegen und Lämmern. Das kleine Milchlamm trägt den Namen „Karamell“.
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Was gibt's Neues? Das Zicklein Olaf ist sehr neugierig.
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An Futter herrscht für Stephan Offers Tiere kein Mangel.

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