Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Als der Hase dem Kuckuck das Eierverste­cken abnahm

Tiere gehören seit Jahrhunder­ten zu den Oster-Symbolen. Doch was bedeuten Esel, Hase, Lamm und Co. für das Osterfest?

- VON FRANZISKA GRÄFE

Dormagen Tiere spielen in der Bibel eine große Rolle. Aus den christlich­en Hochfesten sind sie nicht wegzudenke­n. Jedes Kind kennt Ochs und Esel als Zeugen der Geburt Jesu im Stall. Welches Tier aber gehört seit jeher zum Osterfest, mit dem die Auferstehu­ng Jesu gefeiert wird? Der Hase, soviel steht fest, ist es nicht.

Vielmehr kommt Esel und Lamm eine besondere Bedeutung in der Lebensund Leidensges­chichte Christi zu, wie Pastor Peter Stelten erklärt: „Jesus zieht auf einem Esel in Jerusalem ein. Er wählt kein Pferd, das Tier der Mächtigen, sondern ein Arbeitstie­r, das viel aushält, das treu dient. Der Esel passt zu Jesu, denn er ist ein König, der dient.“Jesus Einzug in Jerusalem wird am Palmsonnta­g, dem Sonntag vor Ostern, gedacht.

Das Lamm wiederum, als Festtagsma­hl oder in Kuchenform zu Ostern geläufig, steht als Synonym für Jesus und geht auf die alttestame­ntarische Tradition der Opfergabe

zurück. Vor dem Besuch des Tempels wurde ein Lamm geschlacht­et und verbrannt . Mit dem Tode Jesu am Kreuz endet diese Tradition. „Jesus ist sozusagen das letzte Opferlamm, er hat sich geopfert und die

Sünden der Menschheit auf sich genommen“, so Stelten.

Wieso sich entgegen aller biblischer Herleitung nun ausgerechn­et der Hase in unseren Breiten zum österliche­n Wappentier entwickelt hat, lässt sich kaum ergründen. Karina Hahn leitet das Museum des Rhein-Kreises Neuss in Zons, das jährlich einen großen Ostereier-Markt ausrichtet. Die Kunsthisto­rikerin kennt sich aus mit dem Osterei und seinem Überbringe­r: „Bevor der Osterhase erstmals im 17. Jahrhunder­t auftauchte, übernahmen den Part des Eierverste­ckens andere Tiere, wie der Hahn, der Kuckuck, der Storch oder der Fuchs. Erst zum 19. Jahrhunder­t setzte sich Meister Lampe durch und verdrängte seine tierischen Kollegen“, weiß Hahn. Ob seine sprichwört­liche Fruchtbark­eit dem Hasen als Ostertier zum Vorteil gereichte, kann sie indes nur mutmaßen.

Fest steht: Weit vor dem Hasen schon war das Ei, das bereits im ersten christlich­en Jahrtausen­d zum Osterfest gehörte. Es galt in der katholisch­en Kirche als Symbol Jesu und wurde, durch Erhitzen haltbar gemacht und rot gefärbt, am Ostermorge­n verschenkt. Dass gerade an Ostern Eier in rauen Mengen vorhanden waren, erklärt sich aus der dem Fest vorausgehe­nden 40-tägigen Fastenzeit. Das Ei galt als „flüssiges Fleisch“und stand nicht auf dem Speiseplan. Das Verschenke­n von Eiern soll auch zum Fest der germanisch­en Göttin „Ostara“am Frühlingsb­eginn praktizier­t worden sein. Darauf weist Museumslei­terin Karina Hahn hin: „Ob ,Ostara`, die früher als namensgebe­nd für das Osterfest galt, wirklich diesen Namen trug, ist heute umstritten. Das ungefähre Datum ihres Festes und der Brauch Eier zu verschenke­n wurden jedoch von der christlich­en Religion übernommen, um die Christiani­sierung der ,heidnische­n` Bevölkerun­g zu erleichter­n.“

Womit sich der Kreis der Ostertiere schließt: Denn aus dem Ei schlüpft das Küken, ein passendes Symbol für die Auferstehu­ng Christi aus seinem Grab.

„Erst zum 19. Jahrhunder­t setzte sich der Hase gegen die anderen Tiere durch“Karina Hahn Leiterin des Kreismuseu­ms

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FOTO: DPA Der Esel gehört seit jeher zur christlich­en Religion.
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FOTO: DPA Der Hase kam als Symbol erst viele Jahrhunder­te später dazu.

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