Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Als der Hase dem Kuckuck das Eierverstecken abnahm
Tiere gehören seit Jahrhunderten zu den Oster-Symbolen. Doch was bedeuten Esel, Hase, Lamm und Co. für das Osterfest?
Dormagen Tiere spielen in der Bibel eine große Rolle. Aus den christlichen Hochfesten sind sie nicht wegzudenken. Jedes Kind kennt Ochs und Esel als Zeugen der Geburt Jesu im Stall. Welches Tier aber gehört seit jeher zum Osterfest, mit dem die Auferstehung Jesu gefeiert wird? Der Hase, soviel steht fest, ist es nicht.
Vielmehr kommt Esel und Lamm eine besondere Bedeutung in der Lebensund Leidensgeschichte Christi zu, wie Pastor Peter Stelten erklärt: „Jesus zieht auf einem Esel in Jerusalem ein. Er wählt kein Pferd, das Tier der Mächtigen, sondern ein Arbeitstier, das viel aushält, das treu dient. Der Esel passt zu Jesu, denn er ist ein König, der dient.“Jesus Einzug in Jerusalem wird am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, gedacht.
Das Lamm wiederum, als Festtagsmahl oder in Kuchenform zu Ostern geläufig, steht als Synonym für Jesus und geht auf die alttestamentarische Tradition der Opfergabe
zurück. Vor dem Besuch des Tempels wurde ein Lamm geschlachtet und verbrannt . Mit dem Tode Jesu am Kreuz endet diese Tradition. „Jesus ist sozusagen das letzte Opferlamm, er hat sich geopfert und die
Sünden der Menschheit auf sich genommen“, so Stelten.
Wieso sich entgegen aller biblischer Herleitung nun ausgerechnet der Hase in unseren Breiten zum österlichen Wappentier entwickelt hat, lässt sich kaum ergründen. Karina Hahn leitet das Museum des Rhein-Kreises Neuss in Zons, das jährlich einen großen Ostereier-Markt ausrichtet. Die Kunsthistorikerin kennt sich aus mit dem Osterei und seinem Überbringer: „Bevor der Osterhase erstmals im 17. Jahrhundert auftauchte, übernahmen den Part des Eierversteckens andere Tiere, wie der Hahn, der Kuckuck, der Storch oder der Fuchs. Erst zum 19. Jahrhundert setzte sich Meister Lampe durch und verdrängte seine tierischen Kollegen“, weiß Hahn. Ob seine sprichwörtliche Fruchtbarkeit dem Hasen als Ostertier zum Vorteil gereichte, kann sie indes nur mutmaßen.
Fest steht: Weit vor dem Hasen schon war das Ei, das bereits im ersten christlichen Jahrtausend zum Osterfest gehörte. Es galt in der katholischen Kirche als Symbol Jesu und wurde, durch Erhitzen haltbar gemacht und rot gefärbt, am Ostermorgen verschenkt. Dass gerade an Ostern Eier in rauen Mengen vorhanden waren, erklärt sich aus der dem Fest vorausgehenden 40-tägigen Fastenzeit. Das Ei galt als „flüssiges Fleisch“und stand nicht auf dem Speiseplan. Das Verschenken von Eiern soll auch zum Fest der germanischen Göttin „Ostara“am Frühlingsbeginn praktiziert worden sein. Darauf weist Museumsleiterin Karina Hahn hin: „Ob ,Ostara`, die früher als namensgebend für das Osterfest galt, wirklich diesen Namen trug, ist heute umstritten. Das ungefähre Datum ihres Festes und der Brauch Eier zu verschenken wurden jedoch von der christlichen Religion übernommen, um die Christianisierung der ,heidnischen` Bevölkerung zu erleichtern.“
Womit sich der Kreis der Ostertiere schließt: Denn aus dem Ei schlüpft das Küken, ein passendes Symbol für die Auferstehung Christi aus seinem Grab.
„Erst zum 19. Jahrhundert setzte sich der Hase gegen die anderen Tiere durch“Karina Hahn Leiterin des Kreismuseums