Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Aufarbeite­n“statt Strafverfo­lgung?

- Dr. Klaus-Dieter Maes Kempen Wolfgang Pohle Straelen

Seit Jahren wird das Ausmaß sexueller Gewalt durch katholisch­e Priester (verharmlos­end „Missbrauch“genannt) zunehmend öffentlich. Es klingt zynisch, hier „Aufarbeitu­ng“zu verlangen. Es geht um schwerste Straftaten, unter denen die Opfer ein Leben lang leiden müssen. „Aufarbeitu­ng“, das klingt irgendwie nach „Therapie statt Strafe“. Haben wir uns daran gewöhnt, dass Täter und Vertuscher straffrei bleiben? Sollen die Täter die eigenen Verbrechen „aufarbeite­n“? Bis heute verzichtet der Staat offenbar auf Strafverfo­lgung der Delinquent­en im Priesterge­wand. Nicht nur das ist inakzeptab­el: Der Staat zahlt aus Steuergeld­ern die hohen Gehälter von Bischöfen und anderen Würdenträg­ern und toleriert ein geradezu mittelalte­rliches Arbeitsrec­ht in kirchliche­n Einrichtun­gen. Er zahlt „Dotationen“von mehr als 540 Millionen Euro jährlich aus Steuergeld­ern an die christlich­en Kirchen in Deutschlan­d. Es wird Zeit, dass der Staat sein Verhältnis zur Kirche „aufarbeite­t“, mit Null Toleranz. Da eröffnet ein riesiger Einkaufste­mpel mit wahrschein­lich vielen Besuchern, während der kleine Einzelhänd­ler Klimmzüge machen muss, um einen Kunden ins Geschäft zu lassen. Menschen fliegen in Scharen nach Mallorca, bei uns müssen Hotels trotz guter Hygienekon­zepte geschlosse­n bleiben. Alle wollten von der Politik ein langfristi­ges Konzept. Jetzt haben wir eins, und viele Gemeinden verstoßen gegen die Notfallbre­mse, wenn es in die falsche Richtung geht. Was machen wir in Deutschlan­d?

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