Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Länder gegen Ausfall des Abiturs
Die Chefin der Kultusminister lehnt den Vorstoß der Lehrergewerkschaft GEW ab.
BERLIN (mar/dpa) Der Vorstoß der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW ), die Abiturprüfungen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie notfalls ausfallen zu lassen, ist umgehend auf Widerstand gestoßen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder, Brandenburgs Ressortchefin Britta Ernst (SPD), erklärte, alle arbeiteten mit Hochdruck an sicheren Bedingungen für die Durchführung der Prüfungen. „Niemand sollte die Jugendlichen, die jetzt vor dem Abschluss stehen, zusätzlich zur normalen Prüfungsnervosität verunsichern“, sagte Ernst.
GEW-Chefin Marlis Tepe hatte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“zum Thema Abi-Prüfungen gesagt: „Sollte das Infektionsgeschehen
so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen“. Dann könnten etwa die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden. Sollten Prüfungen pandemiebedingt ausfallen, müssten die Reifeprüfungen trotzdem von den Bundesländern gegenseitig anerkannt werden, sagte Tepe.
Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, meinte dagegen, die Schüler hätten sich trotz Pandemie sehr intensiv auf die Prüfungen vorbereitet: „Das muss wertgeschätzt werden.“Er plädierte dafür, allenfalls die Verschiebung von Prüfungen
zu erwägen, die Aufgabenpools zu erweitern und die Prüfungsräume coronasicher zu gestalten.
Auch der Lehrerverband wandte sich klar gegen einen Ausfall von Abiturprüfungen. Verbandschef Heinz-Peter Meidinger sagte: „Bereits im letzten Jahr für das letztjährige Abitur hatte die GEW diese Forderung erhoben, und es war im Nachhinein gesehen absolut richtig, dass die Bundesländer dieser damaligen Forderung nicht gefolgt sind.“Viele Länder hätten die Abiturprüfungen auf Mai und Juni verschoben. Und auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erklärte, die Abiturprüfungen hätten im vergangenen Jahr gut funktioniert, sodass er derzeit zu einem Verzicht keinen Anlass sehe.