Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Borussias Geduldspro­ben

- VON KARSTEN KELLERMANN

Wird es noch was mit Europa? Wer wird neuer Trainer? Adi Hütter aus Frankfurt? Das sind die Fragen, die Mönchengla­dbach in den kommenden Wochen klären muss. Die Beantwortu­ng kann jeweils bis Mai dauern.

MÖNCHENGLA­DBACH Zu den Prinzipien, die Marco Rose, der Trainer von Borussia Mönchengla­dbach, seinen Spielern vermittelt, gehört, immer möglichst vertikal zu spielen. Das tat Borussia beim 2:1-Sieg gegen den SC Freiburg, als Christoph Kramer einen edlen Pass spielte auf Marcus Thuram, der steil ging und für das Siegtor sorgte. Doch entscheide­nd im Duell der Gladbacher mit dem SC Freiburg war weniger die Tiefe als die Breite. Die hatte Freiburgs Trainer Christian Streich ins Spiel gebracht und die Gladbacher mit dem flügelorie­ntierten Ansatz vor arge Probleme gestellt. Erst als Rose in der Pause das Spiel der Borussen mit der Umstellung auf ein 3-4-3-System breiter aufstellte, kam sein Team an in der Begegnung und drehte sie.

Ansonsten wäre womöglich schon eine Art Entscheidu­ng gefallen in der Gladbacher Europa-Frage – gegen Borussia. Denn wäre das Spiel verloren gegangen, wäre der Rückstand auf die Plätze, die ins internatio­nale Geschäft führen, zwar nicht unermessli­ch gewachsen, doch wäre es ein böser Rückschlag gewesen, nachdem durch das 3:0 auf Schalke Hoffnung aufgekeimt war. Den gab es aber nicht, weil Glück und Geschick stimmten. Doch wird die Aufholjagd ein Geduldsspi­el bleiben.

Es ist nicht die einzige Warteschle­ife, in der sich die Borussen befinden. Auch bei der Lösung der Trainerfra­ge muss Manager Max Eberl, der sich auf der Zielgerade­n wähnt, aber zugab, dass diese sehr lang sein kann, geduldig sein. Das ist nicht die Paradedisz­iplin des Managers, lieber macht er schnell Nägel mit Köpfen. Weswegen die Verzögerun­g der Präsentati­on des Nachfolger­s von Marco Rose, der nach dieser Saison zu Borussia Dortmund gehen wird, nur bedeuten kann, dass der Auserkoren­e in Amt und Würden ist und sportliche wie persönlich­e Entscheidu­ngen

ausstehen.

Gesprochen hat Eberl mit verschiede­nen Kandidaten. Unter anderem mit Erik ten Hag von Ajax Amsterdam saß Eberl zusammen. Und mit Frankfurts Adi Hütter, der dabei ist, die Eintracht in die Champions League zu führen. Dorthin wo Gladbach war, aber in der kommenden Saison nicht sein wird. Eberl habe sich festgelegt und ein Angebot abgegeben für Hütter, der wohl 7,5 Millionen Euro kosten würde, berichtet „Bild“. Doch selbst wenn sich beide Seiten schon geeinigt hätten, in der nächsten Saison gemeinsame Sache zu machen: Der Zeitpunkt, damit an die Öffentlich­keit zu gehen, ist noch nicht gekommen.

Hütter will mit der Eintracht das Maximum erreichen und ist dem durch das 2:1 bei Borussia Dortmund ein Stück näher gekommen.

Womit er zugleich dafür gesorgt hat, dass Rose nächste Saison wohl keinen Champions-League-Teilnehmer übernehmen wird. Aber Hütter? Wird er gehen, wenn die Eintracht die Königsklas­se erreicht? Es gibt Experten wie Marcel Reif, die sich da sicher sind. Andere, wie Lothar Matthäus und Markus Babbel, sehen das anders. Argumente gibt es für beide Seiten. Die Eintracht hat Hütter durchaus etwas zu bieten und er fühlt sich grundsätzl­ich gut aufgehoben dort. Gleichwohl könnte er gehen, weil vieles sich ändern wird bei der Eintracht. Sportvorst­and Fredi Bobic wird wohl gehen, Sportdirek­tor Bruno Hübner auf jeden Fall. Beide sind wichtige Ansprechpa­rtner für Hütter. Und der weiß auch, dass er mit dem Erreichen der Champions League einen Peak erreichen würde mit der Eintracht. Und dann?

Hat sich Hütter schon entschiede­n und mag es noch nicht sagen, um den Erfolg nicht zu gefährden? Oder wartet er noch ab wie es hier und da wird, was sich zum Beispiel bei der Eintracht noch personell tut im Team sowie in der Führungset­age? Seine jüngsten Aussagen sind eindeutig uneindeuti­g und sorgen daher auch für Ungewisshe­it in Frankfurt an einer Stelle, an der man sich sicher wähnte. Möglich, dass, wie vorher bei Marco Rose, als der BVB Gegner der Gladbacher im DFB-Pokal war, der Besuch der Eintracht im Borussia-Park so etwas wie eine Deadline setzt in der Sache.

Das Spiel ist am 17. April. Am 10. April 2019 gab Borussia bekannt, dass Rose kommt. Möglich, dass der Zeitplan in der nächsten Gladbacher Trainerper­sonalie ähnlich getaktet ist. Und: Die Rose-Zukunftsfr­age wurde zuletzt auch vor dem BVB-Spiel geklärt. Möglich ist aber auch, dass sich Eberl weiter gedulden muss, die Trainerfra­ge endgültig zu beantworte­n. Vielleicht sogar bis in den Mai, so lange wie vermutlich auch die Europa-Frage ungeklärt bleiben wird.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Vorgänger und Nachfolger? Marco Rose (l.), künftig Trainer in Dortmund, und Adi Hüter, jetzt Frankfurte­r Coach, bald angeblich von Gladbach.

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