Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Günstige Alternative im Stadtverkehr
Fahrradfahren liegt im Trend. Wir stellen verschiedene Zweirad-Verleiher und die Kombinationsmöglichkeiten mit Bus und Bahn vor.
DÜSSELDORF In studentischen Kreisen sind sie schon seit einiger Zeit sehr beliebt: Leihräder, die für kleines Geld in größeren Städten gemietet werden können. Für die Fahrt vom Bahnhof zur Uni sind die Räder sicher praktisch, aber eignen sie sich darüber hinaus auch für längere Touren? Derzeit gibt es mehrere Anbieter. Das Unternehmen Mobike hat sich in jüngster Zeit, insbesondere in Düsseldorf, zurückgezogen. Drei andere Unternehmen sind noch aktiv. Es sind Nextbike, Call a Bike der Deutschen Bahn (DB) und Jump des E-Scooter-Unternehmens Lime.
Der Leipziger Fahrradverleih Nextbike ist aktuell in 300 Städten weltweit aktiv, in Deutschland sind es mehr als 60, in NRW ist die Firma unter anderem in Bonn, Duisburg, Köln, Dortmund, Essen, Leverkusen, Mönchengladbach vertreten. Bereits 2004 gegründet, entwickelte sich Nextbike in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben zum Bikesharing-Marktführer in Deutschland. Nach der Anmeldung über die eigene App oder die Website lässt sich das Angebot in jeder Stadt nutzen. Die Details können allerdings von Ort zu Ort variieren. In der Regel kosten die Fahrräder einen Euro pro halbe Stunde, allerdings maximal neun Euro für 24 Stunden. In vielen Städten kooperiert Nextbike mit den Universitäten. Für Studierende ist die erste halbe Stunde dann oft kostenlos. Die meisten Räder sind mittlerweile über ein Rahmenschloss gesichert und können über die App oder über eine Telefonhotline geöffnet werden. Ein internetfähiges Handy ist also nicht zwingend erforderlich. In einigen Städten können die Räder nur an festen Stationen ausgeliehen und wieder zurückgegeben werden, es gibt in vielen Städten aber auch sogenannte Flexzonen, in denen die Räder einfach am Straßenrand abgestellt werden können. Dafür zahlt Nextbike dann einen bestimmten Geldbetrag an die jeweilige Kommune und erhält Sondernutzungsrechte.
Der DB-Ableger Call a Bike war genau deswegen im vergangenen Jahr vor Gericht. Das Oberverwaltungsgericht Münster entschied, dass die Deutsche Bahn ihre Räder in Düsseldorf nur noch an festen Stationen anbieten darf. In anderen Städten wie Bonn ist das flexible Mieten weiterhin möglich. In ganz NRW bietet die DB rund 1000 Fahrräder an. Der Schwerpunkt ist Köln. Im Light-Tarif mietet man die Räder ohne Jahresgebühr für zehn Cent pro Minute oder neun Euro am Tag. Anders als bei Nextbike lässt sich nur ein Rad pro Person ausleihen. Beim Konkurrenten sind es bis zu vier.
Auch E-Bikes gibt es inzwischen in Düsseldorf. Die roten Jump-Räder wurden von Fahrdienstleister Uber auf den Markt gebracht und mittlerweile vom E-Scooter-Unternehmen Lime übernommen. Hier zahlt man bereits für die Ausleihe einen Euro und zusätzlich einen Minutenpreis von bis zu 25 Cent. Lime ist in mehr als 135 Ländern aktiv.
Grundsätzlich werden die Räder aller Anbieter eher für Kurzstrecken genutzt als für lange Radtouren. Trotzdem zeigt eine Lime-Statistik, dass die Fahrten in der Pandemie deutlich länger wurden: von durchschnittlich 1,7 auf 2,8 Kilometer.
Insgesamt habe sich die Nachfrage allerdings durch Corona verringert. „Die Menschen sind eben weniger mobil, das spüren auch wir“, teilt eine DB-Sprecherin mit.
Eine interessante Option ist auch, Fahrräder an den Bike-Stationen an Bahnhöfen auszuleihen. Am Hauptbahnhof Düsseldorf und in einer Außenstelle am Apolloplatz sind laut Angabe der Radstation 150 Zweiräder auszuleihen; die Radstation Köln hat ein breites Angebot inklusive Tandems, E-Bikes, Lastenrädern und Kinderfahrrädern. In Duisburg kostet ein Cityrad neun Euro am Tag, ein Trekkingrad 13,50 Euro, ein E-Bike 25 Euro. Weitere vergleichbare Stationen gibt es in Mülheim an der Ruhr, in Mönchengladbach und Rheydt, am Bahnhof in Xanten, in Kevelaer und Moers. Im Zweifelsfall einfach bei Google die Stadt eingeben, die man besuchen will, und dann „Radstation“dazu eintippen.
Wem das Ausleihen von Fahrrädern zu mühselig ist, der kann seit Anfang des Jahres seine eigenen Fahrräder im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) so günstig mitnehmen wie nie: Es kostet fortan 3,60 Euro, ein Zweirad im ganzen VRR für 24 Stunden mitzunehmen. Bis dahin war für jede Fahrt ein Extra-Zusatzticket nötig, jetzt nur noch eines pro Tag. „Damit wollen wir das Mitnehmen von Fahrrädern attraktiver machen“, sagt VRR-Vorstand José Luis Castrillo. Dabei gelten die Tickets eben nicht nur in S-Bahnen, sondern auch in Regionalbahnen und Regionalexpress-Zügen innerhalb des VRR. Dies bedeutet beispielsweise, dass mit der S 6 von Düsseldorf zum Baldeneysee und an die Ruhr in Essen gefahren werden kann (Haltestelle: Essen-Werden oder Essen-Hügel) oder auch nach Düsseldorf-Benrath, von wo aus eine Tour nach Zons gut möglich ist.
Ebenso ist es denkbar, für eine Radtour nach Xanten zu fahren. Touren von Düsseldorf aus nach Meerbusch oder Moers erlauben im Prinzip die Rückkehr per Rad (mit einigen Umwegen). Mit der Rheinbahn, die im VRR Mitglied ist, lässt sich Düsseldorf-Kaiserswerth anfahren, die Rückfahrt führt dann am Rhein entlang.
Bei vielen Abos des VRR ist übrigens die Mitnahme von Fahrrädern in der Regel inklusive, beispielsweise laut Rheinbahn beim Ticket 2000, beim Bärenticket (ab 60 Jahren), beim Semesterticket, bei Firmentickets und beim Youngticket-Plus.
Für Familien kann es sich dabei anbieten, ein 48-Stunden-Ticket zu kaufen, das für bis zu fünf Personen 48,10 Euro in der Preisstufe C kostet, bei Preisstufe B werden 27,90 Euro fällig.