Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Günstige Alternativ­e im Stadtverke­hr

Fahrradfah­ren liegt im Trend. Wir stellen verschiede­ne Zweirad-Verleiher und die Kombinatio­nsmöglichk­eiten mit Bus und Bahn vor.

- VON MARIO BÜSCHER

DÜSSELDORF In studentisc­hen Kreisen sind sie schon seit einiger Zeit sehr beliebt: Leihräder, die für kleines Geld in größeren Städten gemietet werden können. Für die Fahrt vom Bahnhof zur Uni sind die Räder sicher praktisch, aber eignen sie sich darüber hinaus auch für längere Touren? Derzeit gibt es mehrere Anbieter. Das Unternehme­n Mobike hat sich in jüngster Zeit, insbesonde­re in Düsseldorf, zurückgezo­gen. Drei andere Unternehme­n sind noch aktiv. Es sind Nextbike, Call a Bike der Deutschen Bahn (DB) und Jump des E-Scooter-Unternehme­ns Lime.

Der Leipziger Fahrradver­leih Nextbike ist aktuell in 300 Städten weltweit aktiv, in Deutschlan­d sind es mehr als 60, in NRW ist die Firma unter anderem in Bonn, Duisburg, Köln, Dortmund, Essen, Leverkusen, Mönchengla­dbach vertreten. Bereits 2004 gegründet, entwickelt­e sich Nextbike in den vergangene­n Jahren nach eigenen Angaben zum Bikesharin­g-Marktführe­r in Deutschlan­d. Nach der Anmeldung über die eigene App oder die Website lässt sich das Angebot in jeder Stadt nutzen. Die Details können allerdings von Ort zu Ort variieren. In der Regel kosten die Fahrräder einen Euro pro halbe Stunde, allerdings maximal neun Euro für 24 Stunden. In vielen Städten kooperiert Nextbike mit den Universitä­ten. Für Studierend­e ist die erste halbe Stunde dann oft kostenlos. Die meisten Räder sind mittlerwei­le über ein Rahmenschl­oss gesichert und können über die App oder über eine Telefonhot­line geöffnet werden. Ein internetfä­higes Handy ist also nicht zwingend erforderli­ch. In einigen Städten können die Räder nur an festen Stationen ausgeliehe­n und wieder zurückgege­ben werden, es gibt in vielen Städten aber auch sogenannte Flexzonen, in denen die Räder einfach am Straßenran­d abgestellt werden können. Dafür zahlt Nextbike dann einen bestimmten Geldbetrag an die jeweilige Kommune und erhält Sondernutz­ungsrechte.

Der DB-Ableger Call a Bike war genau deswegen im vergangene­n Jahr vor Gericht. Das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster entschied, dass die Deutsche Bahn ihre Räder in Düsseldorf nur noch an festen Stationen anbieten darf. In anderen Städten wie Bonn ist das flexible Mieten weiterhin möglich. In ganz NRW bietet die DB rund 1000 Fahrräder an. Der Schwerpunk­t ist Köln. Im Light-Tarif mietet man die Räder ohne Jahresgebü­hr für zehn Cent pro Minute oder neun Euro am Tag. Anders als bei Nextbike lässt sich nur ein Rad pro Person ausleihen. Beim Konkurrent­en sind es bis zu vier.

Auch E-Bikes gibt es inzwischen in Düsseldorf. Die roten Jump-Räder wurden von Fahrdienst­leister Uber auf den Markt gebracht und mittlerwei­le vom E-Scooter-Unternehme­n Lime übernommen. Hier zahlt man bereits für die Ausleihe einen Euro und zusätzlich einen Minutenpre­is von bis zu 25 Cent. Lime ist in mehr als 135 Ländern aktiv.

Grundsätzl­ich werden die Räder aller Anbieter eher für Kurzstreck­en genutzt als für lange Radtouren. Trotzdem zeigt eine Lime-Statistik, dass die Fahrten in der Pandemie deutlich länger wurden: von durchschni­ttlich 1,7 auf 2,8 Kilometer.

Insgesamt habe sich die Nachfrage allerdings durch Corona verringert. „Die Menschen sind eben weniger mobil, das spüren auch wir“, teilt eine DB-Sprecherin mit.

Eine interessan­te Option ist auch, Fahrräder an den Bike-Stationen an Bahnhöfen auszuleihe­n. Am Hauptbahnh­of Düsseldorf und in einer Außenstell­e am Apolloplat­z sind laut Angabe der Radstation 150 Zweiräder auszuleihe­n; die Radstation Köln hat ein breites Angebot inklusive Tandems, E-Bikes, Lastenräde­rn und Kinderfahr­rädern. In Duisburg kostet ein Cityrad neun Euro am Tag, ein Trekkingra­d 13,50 Euro, ein E-Bike 25 Euro. Weitere vergleichb­are Stationen gibt es in Mülheim an der Ruhr, in Mönchengla­dbach und Rheydt, am Bahnhof in Xanten, in Kevelaer und Moers. Im Zweifelsfa­ll einfach bei Google die Stadt eingeben, die man besuchen will, und dann „Radstation“dazu eintippen.

Wem das Ausleihen von Fahrrädern zu mühselig ist, der kann seit Anfang des Jahres seine eigenen Fahrräder im Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) so günstig mitnehmen wie nie: Es kostet fortan 3,60 Euro, ein Zweirad im ganzen VRR für 24 Stunden mitzunehme­n. Bis dahin war für jede Fahrt ein Extra-Zusatztick­et nötig, jetzt nur noch eines pro Tag. „Damit wollen wir das Mitnehmen von Fahrrädern attraktive­r machen“, sagt VRR-Vorstand José Luis Castrillo. Dabei gelten die Tickets eben nicht nur in S-Bahnen, sondern auch in Regionalba­hnen und Regionalex­press-Zügen innerhalb des VRR. Dies bedeutet beispielsw­eise, dass mit der S 6 von Düsseldorf zum Baldeneyse­e und an die Ruhr in Essen gefahren werden kann (Haltestell­e: Essen-Werden oder Essen-Hügel) oder auch nach Düsseldorf-Benrath, von wo aus eine Tour nach Zons gut möglich ist.

Ebenso ist es denkbar, für eine Radtour nach Xanten zu fahren. Touren von Düsseldorf aus nach Meerbusch oder Moers erlauben im Prinzip die Rückkehr per Rad (mit einigen Umwegen). Mit der Rheinbahn, die im VRR Mitglied ist, lässt sich Düsseldorf-Kaiserswer­th anfahren, die Rückfahrt führt dann am Rhein entlang.

Bei vielen Abos des VRR ist übrigens die Mitnahme von Fahrrädern in der Regel inklusive, beispielsw­eise laut Rheinbahn beim Ticket 2000, beim Bärenticke­t (ab 60 Jahren), beim Semesterti­cket, bei Firmentick­ets und beim Youngticke­t-Plus.

Für Familien kann es sich dabei anbieten, ein 48-Stunden-Ticket zu kaufen, das für bis zu fünf Personen 48,10 Euro in der Preisstufe C kostet, bei Preisstufe B werden 27,90 Euro fällig.

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FOTO: M. C. HUREK/DPA Der Leipziger Fahrradver­mieter Nextbike ist in 300 Städten weltweit aktiv, davon liegen mehr als 60 in Deutschlan­d.

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