Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Viel gescholten­e Corona-Warn-App wird erweitert

Die App der Bundesregi­erung wurde oft als ineffektiv kritisiert. Bald sollen auch Testergebn­isse hinterlegt werden können.

- VON JANA WOLF

BERLIN Die Corona-Warn-App der Bundesregi­erung soll nun neue Funktionen erhalten. So sollen unter anderem die Ergebnisse von Schnelltes­ts in der App hinterlegt werden können. Im Falle eines Positivtes­ts werden Kontaktper­sonen dann auch über die Anwendung gewarnt. Wie Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte, soll die neue Funktion in der zweiten April-Hälfte eingeführt werden. So können auch Schnelltes­ts des Deutsche Apothekerv­erbands und von Drogerie-Ketten wie DM und Budni eingetrage­n werden: „Weitere Partner sollen folgen.“

Die Bundesregi­erung hatte die Warn-App im Juni 2020 an den

Start gebracht. Seitdem wurde die Anwendung vielfach als ineffektiv bei der Pandemiebe­kämpfung kritisiert. Dennoch wurde die Programmie­rung stetig weiterentw­ickelt und um neue Funktionen ergänzt. Nun soll die App beispielsw­eise auch um eine sogenannte Cluster-Erkennung erweitert werden. „Bei Veranstalt­ungen oder Zusammenkü­nften kann man per QR-Code einchecken und wird benachrich­tigt, wenn eine infizierte Person zugegen war“, schrieb Digital-Staatsmini­sterin Dorothee Bär (CSU) dazu auf der sozialen Plattform Instagram. Zudem soll künftig auch möglich werden, Impfnachwe­ise in die App zu integriere­n. Laut Bär wird es „im Frühjahr“so weit sein. „Der Weg hin zu mehr Normalität ist digital“, schrieb sie.

Die Funktion der Cluster-Erkennung soll Mitte dieses Monats integriert sein. Digitalexp­erten fordern bereits seit Monaten eine Erweiterun­g um diese Funktion. Auch der Hamburgisc­he Beauftragt­e für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit Johannes Caspar übte Kritik. Zwar

Dorothee Bär (CSU) Staatsmini­sterin für Digitalisi­erung werde der dezentrale und quelloffen­e Ansatz der Warn-App auch in den kommenden Funktionse­rweiterung­en beibehalte­n, „allerdings hätte die Cluster-Erkennung schon viel früher kommen müssen“, betonte er.

Mit dieser Funktion erhält die offizielle Warn-App nun auch eine Funktion, die man bisher nur von alternativ­en Anwendunge­n wie der Luca-App kannte. Die viel beachtete App des privaten Anbieters Culture4li­fe, die unter anderem von Hip-Hop-Musiker Smudo unterstütz wird, war zuletzt jedoch ebenfalls stark in die Kritik geraten, nachdem die Entwickler der Luca-App erste Teile des Quellcodes veröffentl­icht hatten. Der Quellcode ist die in Programmie­rsprache geschriebe­ne Grundlage des Systems. Kritiker warfen den App-Machern unter anderem vor, mit einer restriktiv­en Lizenz gegen den Open-Source-Gedanken zu verstoßen. In vielen Bundesländ­ern wird die Luca-App bereits zur Kontaktnac­hverfolgun­g genutzt; in anderen ist ihr Einsatz geplant. Darunter sind Mecklenbur­g-Vorpommern, Thüringen, Baden-Württember­g, Niedersach­sen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Brandenbur­g und das Saarland.

Nachbesser­ungen forderten auch deutsche Datenschut­zbehörden. Der Anbieter habe bisher identifizi­erte Risiken „teilweise behandelt“, hieß es in einer Stellungna­hme der Konferenz der unabhängig­en Datenschut­zaufsichts­behörden des Bundes und der Länder (DSK). „Die DSK fordert das Unternehme­n dennoch auf, weitere Anpassunge­n an dem System vorzunehme­n, um den Schutz der teilnehmen­den Personen weiter zu erhöhen“, hieß es darin.

„Der Weg hin zu mehr Normalität ist digital“

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