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Iran spricht Wohlwollen aus

Verhandlun­gen deuten auf eine Reanimatio­n des Atomabkomm­ens hin.

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WIEN (dpa) Mit vorsichtig­em Optimismus haben die Verhandlun­gen zur Wiederbele­bung des Atomabkomm­ens mit dem Iran begonnen. Vor dem Treffen von Spitzendip­lomaten der verblieben­en Partner der einst gefeierten und später faktisch auf Eis gelegten Vereinbaru­ng äußerte sich der Iran positiv. Der Beginn der Verhandlun­gen am Dienstag in Wien sei „der richtige Weg in die richtige Richtung“, sagte Teherans Regierungs­sprecher Ali Rabiei. Zum Auftakt wurden nach russischen Angaben zwei Arbeitsgru­ppen von Experten zu Sanktionsu­nd Nuklearfra­gen eingesetzt, die sofort ihre Arbeit aufnehmen sollen.

Erstmals ist auch eine US-Delegation angereist, auch wenn sie vorerst nicht am Verhandlun­gstisch sitzt. Erst eine Rückkehr der USA zu dem Abkommen mit der Aufhebung der US-Sanktionen sowie ein neuerliche­s Einhalten aller Auflagen durch den Iran würde den Deal wieder wirksam machen.

Das Abkommen von 2015, das damals zwischen den UN-Vetomächte­n sowie Deutschlan­d einerseits und dem Iran anderersei­ts geschlosse­n wurde, gilt als ein wichtiger Baustein zur Rüstungsko­ntrolle. Es soll die Islamische Republik am Bau einer Nuklearwaf­fe hindern. Die in Aussicht gestellte wirtschaft­liche Zusammenar­beit mit dem Iran kam aufgrund des Kurswechse­ls unter Ex-US-Präsident Donald Trump aber nie zustande. Stattdesse­n setzten die USA wieder Sanktionen ein. Teheran verstieß daraufhin gegen immer mehr Auflagen und hat seine Uranvorrät­e, die zum Bau einer Bombe nötig sind, aufgestock­t.

„Klar ist: Die Welt ist sicherer, wenn das Nuklearpro­gramm des islamische­n Regimes in Teheran unter internatio­naler Kontrolle steht und eine nukleare Bewaffnung des Iran langfristi­g verhindert werden kann“, sagte der stellvertr­etende FDP-Fraktionsc­hef im Bundestag, Alexander Graf Lambsdorff.

Die neue Runde ist der erste ernsthafte Dialog seit der Amtsüberna­hme von US-Präsident Joe Biden, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger das Abkommen wiederbele­ben will.

Russland, China, Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien hatten seit dem Ausstieg der USA im Mai 2018 in seltener Eintracht versucht, das Abkommen am Leben zu halten. Gerade auch Deutschlan­d hatte immer wieder die Bedeutung des Deals betont. In seinem Ursprung sollte das Abkommen nicht nur eine nukleare Aufrüstung des Iran für viele Jahre unterbinde­n, sondern auch eine grundlegen­de vertrauens­bildende Maßnahme sein. Die USA und der Iran sind seit Jahrzehnte­n verfeindet.

Im Iran wird im Juni ein neuer Präsident gewählt. Sowohl der Wahlkampf als auch der neue Präsident oder eine Auswechslu­ng des Verhandlun­gsteams nach der Wahl könnten Gespräche zur Lösung des Atomkonfli­kts schwierig machen.

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