Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Kauflaune steigt trotz der Infektions­lage

Der Handelsver­band HDE setzt auch darauf, dass die Menschen in der Pandemie viel Geld gespart haben.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die Menschen nehmen die gegenwärti­g hohen Corona-Infektions­zahlen in Deutschlan­d zwar durchaus zur Kenntnis, aber ihre Lust am Kaufen wird dadurch offenbar nicht kleiner. Diesen Schluss legt das Ergebnis des aktuellen Konsumbaro­meters nahe, das der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) am Dienstag veröffentl­icht hat. Der Index sei den zweiten Monat in Folge gestiegen und habe damit fast das Niveau aus dem vergangene­n Jahr erreicht, als die Pandemie gerade ihren Anfang genommen habe, erklärte der HDE: „Noch deutlicher als im Vormonat ist somit eine Entkopplun­g der Verbrauche­rstimmung vom Infektions­geschehen zu beobachten.“

Das HDE-Konsumbaro­meter basiert auf einer Umfrage unter 2000 Personen unter anderem zur Anschaffun­gsneigung, Sparneigun­g und aktuellen finanziell­en Situation der Verbrauche­r. Wichtig: Abgefragt

wird hier nicht das aktuelle Konsumverh­alten, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten. Demnach stieg nicht nur die Neigung zum Shoppen, sondern auch die Erwartung der Verbrauche­r an die konjunktur­elle Entwicklun­g. Dabei habe sich der positive Trend der vergangene­n Monate fortgesetz­t, obwohl die aktualisie­rten Konjunktur­prognosen der Wirtschaft­sforschung­sinstitute ein anderes Bild zeichneten, so der HDE. Die eigene Einkommens­situation schätzten die Verbrauche­r demnach wie im Vormonat ein.

Nun hilft steigende Lust aufs Einkaufen natürlich nur sehr begrenzt, solange Einkaufen bestenfall­s mit Voranmeldu­ng und negativem Corona-Test möglich ist, sodass mancher darauf lieber ganz verzichtet. Folglich ist der Einzelhand­el mit der aktuellen Regelung natürlich auch nur zum Teil zufrieden, und insofern werten manche Branchenke­nner die HDE-Meldung zur Konsumlust auch als Versuch, der Politik noch einmal klarzumach­en, wie dringlich eine stärkere Öffnung im Handel aus Händlersic­ht wäre. „Solange die Corona-Maßnahmen für massive Einschränk­ungen bei den Konsummögl­ichkeiten sorgen, werden Verbrauche­r ihre positive Konsumlaun­e nicht ausleben können“, heißt es an die Adresse der Politik.

An eine Wende glaubt der HDE frühestens im Juni: „Zu erwarten ist ein kräftiges Wachstum des privaten Konsums, das allerdings erst gegen Ende des zweiten oder zum dritten Quartal einsetzen wird.“Zumal derzeit auch nicht sicher ist, ob nicht doch noch einmal ein harter Lockdown kommt, der vor allem die Non-Food-Händler auf den Stand von Anfang März zurückwerf­en könnte.

Auch die Sparneigun­g der Deutschen geht noch nicht so stark zurück, wie das für den Handel vor allem in den Innenstädt­en wünschensw­ert wäre. Wenn Konsum in den vergangene­n Monaten stattgefun­den hat, dann hat er sich ja häufig ins Internet verlagert. Aber der lockdownbe­dingte Konsumverz­icht der vergangene­n Monate hat vielen auch einen zusätzlich­en finanziell­en Spielraum verschafft, auf den die Warenanbie­ter im Sommer und Herbst setzen. Im vergangene­n Jahr war die Sparquote in Deutschlan­d auf 18 Prozent gestiegen, weil man zu einem Großteil der Zeit weder einkaufen noch in einem Restaurant essen oder in Urlaub fahren konnte.

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FOTO: DPA Die Leute wollen Geld ausgeben, in der Krise ist das aber schwer.

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