Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Kauflaune steigt trotz der Infektionslage
Der Handelsverband HDE setzt auch darauf, dass die Menschen in der Pandemie viel Geld gespart haben.
DÜSSELDORF Die Menschen nehmen die gegenwärtig hohen Corona-Infektionszahlen in Deutschland zwar durchaus zur Kenntnis, aber ihre Lust am Kaufen wird dadurch offenbar nicht kleiner. Diesen Schluss legt das Ergebnis des aktuellen Konsumbarometers nahe, das der Handelsverband Deutschland (HDE) am Dienstag veröffentlicht hat. Der Index sei den zweiten Monat in Folge gestiegen und habe damit fast das Niveau aus dem vergangenen Jahr erreicht, als die Pandemie gerade ihren Anfang genommen habe, erklärte der HDE: „Noch deutlicher als im Vormonat ist somit eine Entkopplung der Verbraucherstimmung vom Infektionsgeschehen zu beobachten.“
Das HDE-Konsumbarometer basiert auf einer Umfrage unter 2000 Personen unter anderem zur Anschaffungsneigung, Sparneigung und aktuellen finanziellen Situation der Verbraucher. Wichtig: Abgefragt
wird hier nicht das aktuelle Konsumverhalten, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten. Demnach stieg nicht nur die Neigung zum Shoppen, sondern auch die Erwartung der Verbraucher an die konjunkturelle Entwicklung. Dabei habe sich der positive Trend der vergangenen Monate fortgesetzt, obwohl die aktualisierten Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute ein anderes Bild zeichneten, so der HDE. Die eigene Einkommenssituation schätzten die Verbraucher demnach wie im Vormonat ein.
Nun hilft steigende Lust aufs Einkaufen natürlich nur sehr begrenzt, solange Einkaufen bestenfalls mit Voranmeldung und negativem Corona-Test möglich ist, sodass mancher darauf lieber ganz verzichtet. Folglich ist der Einzelhandel mit der aktuellen Regelung natürlich auch nur zum Teil zufrieden, und insofern werten manche Branchenkenner die HDE-Meldung zur Konsumlust auch als Versuch, der Politik noch einmal klarzumachen, wie dringlich eine stärkere Öffnung im Handel aus Händlersicht wäre. „Solange die Corona-Maßnahmen für massive Einschränkungen bei den Konsummöglichkeiten sorgen, werden Verbraucher ihre positive Konsumlaune nicht ausleben können“, heißt es an die Adresse der Politik.
An eine Wende glaubt der HDE frühestens im Juni: „Zu erwarten ist ein kräftiges Wachstum des privaten Konsums, das allerdings erst gegen Ende des zweiten oder zum dritten Quartal einsetzen wird.“Zumal derzeit auch nicht sicher ist, ob nicht doch noch einmal ein harter Lockdown kommt, der vor allem die Non-Food-Händler auf den Stand von Anfang März zurückwerfen könnte.
Auch die Sparneigung der Deutschen geht noch nicht so stark zurück, wie das für den Handel vor allem in den Innenstädten wünschenswert wäre. Wenn Konsum in den vergangenen Monaten stattgefunden hat, dann hat er sich ja häufig ins Internet verlagert. Aber der lockdownbedingte Konsumverzicht der vergangenen Monate hat vielen auch einen zusätzlichen finanziellen Spielraum verschafft, auf den die Warenanbieter im Sommer und Herbst setzen. Im vergangenen Jahr war die Sparquote in Deutschland auf 18 Prozent gestiegen, weil man zu einem Großteil der Zeit weder einkaufen noch in einem Restaurant essen oder in Urlaub fahren konnte.