Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Trompeter kreiert eigene Chili-Sauce
Als Corona ausbrach und alle Auftritte seiner Band „Broilers“abgesagt wurden, schickte Trompeter Jon Boutin eine Flasche seiner selbst kreierten „Uncle Jonnys Hot Sauce“an einen Lebensmittelproduzenten – mit Erfolg.
KAARST Vom Berufs-Musiker zum Saucen-Entwickler – es ist ein ungewöhnlicher beruflicher Werdegang, den der gebürtige Amerikaner Jon Boutin genommen hat. „Corona führt einen auf crazy ways“, kommentiert er es mit einem Schulterzucken. Fakt ist: Ohne die Pandemie würde „Uncle Jonnys Hot Sauce“, die zu allem passe, das scharf gewürzt werden soll, nur die Familie und Freunde des Berufs-Trompeters kennen. Jetzt hingegen kann sie jeder kaufen, der es gerne scharf mag.
Alles begann damit, dass der Trompeter mit dem Musical „Grease“2010 nach Deutschland kam. Dabei lernte er seine heutige Frau kennen und blieb. Inzwischen haben die beiden eine Tochter und seit 2012 tourt Boutin mit der Düsseldorfer Rockband „Broilers“quer durch das Land und zu zahlreichen Festivals. Ist er wieder zu Hause, frönt er seiner zweiten Leidenschaft, dem Kochen. Allerdings habe ihn dabei immer etwas Entscheidendes gefehlt: „In Deutschland gibt es keine scharfen Saucen, nur Tabasco, und das mag ich nicht so gerne“, erzählt Boutin mit amerikanischen Akzent. Dann sah er im Fernsehen, wie Star-Koch Jamie Oliver eine scharfe Sauce kochte, und probierte dessen Rezept aus. Das Ergebnis war dem gebürtigen Bostoner aber absolut nicht scharf genug. Andere Rezepte wurden getestet und schließlich begann Boutin damit, ein eigenes Rezept zu kreieren. „Ich habe rote Habaneros ausprobiert, verschiedene Chilis und meine Freunde mussten testen“, erzählt er. Ihre Antworten mussten sie zudem in einem Google-Dokument notieren. Ende 2019 war die Sauce endlich nach Meinung aller perfekt. Boutin kochte eine riesige Menge, füllte die Sauce in Flaschen ab und verschenkte sie an sämtliche Freunde und Bekannte, die mit Begeisterung reagierten. „Es hat viel Spaß gemacht und war ein tolles Hobby“, erzählt der 42-Jährige.
Wenige Monate später kam Corona. Von jetzt auf gleich fielen alle Auftritte weg. Die geplante 25-Städte-Tour, die Festivals „all canceld“, sagt Broiler in seine Muttersprache. Und damit fehlte sein gesamtes Einkommen. „Was jetzt, habe ich gedacht. Was habe ich, aus dem ich was machen kann?“, erinnert er sich an die schwierige Zeit. Irgendwann fiel ihm seine Sauce ein und kurzerhand schickte er eine Flasche davon an den Lebensmittelproduzenten Bosfood in Meerbusch. Der reagierte, indem er um ein Gespräch bat. Was folgte, war die schnelle Entwicklung eines Namens, eine Firmenlogos und nun produzierte Bosfood „Uncle Jonnys Hot Sauce“und verkauft sie seit dem 31. März über die Firmen-Website. Mit großem Erfolg: Aktuell ist die Sauce ausverkauft. Aber über Boutins eigenen Webshop unter www.unclejonnys. de ist sie noch erhältlich. Den hat Boutins Frau aufgebaut „Sie ist mein
Webmaster und hat sich um alles gekümmert“, lobt er.
Die Suche nach weiteren Vertriebspartnern übernimmt dagegen der Entwickler selbst. Sein Traum wäre es, wenn eine der großen Supermarktketten Interesse hätten. Aber auch über kleine lokale Einzelhändler hat er im Visier. Daneben werden aktuell die nächsten Saucen entwickelt. „Die eine schmeckt wie das Original aber smokey“, verrät Boutin. Wenn Corona irgendwann vorbei ist, wird das sein zweites Standbein bleiben. Aber: „Dann spiele ich wieder, denn die Trompete ist my first love.“