Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Artenschüt­zerin fordert mehr Wildwiesen

Annelie Melo de Souza aus Glehn meint, dass sich die Stadt Korschenbr­oich noch stärker für den Artenschut­z einsetzen müsse.

- VON LISA WEYER

KORSCHENBR­OICH Auf der kleinen Wiese neben dem Kindergart­en an der Ecke Heidestraß­e und Alte Landstraße in Glehn wartet Annelie Melo de Souza. Die geborene Annelie Hupe, die seit ihrer Hochzeit mit ihrem brasiliani­schen Ehemann Melo de Souza heißt, ist nahezu Ur-Glehnerin. Im Alter von sechs Monaten kam sie nach Glehn und lebt seitdem dort – mit kurzer Unterbrech­ung. Seit drei Jahren schreibt die 38-Jährige nach eigenen Angaben regelmäßig an die Stadt. Ihr Ziel: Die Stadt Korschenbr­oich möge sich stärker für nachhaltig­en Artenschut­z einsetzen.

„Die Stadt muss damit anfangen, die Rasenmonok­ulturen umzuwandel­n. Es sollten Wildwiesen mit mehrjährig­en Pflanzen, die zu unterschie­dlichen Zeiten blühen, angelegt werden“, fordert sie. Die Mutter eines sieben Jahre alten Sohnes ist überzeugt: Es könne nicht gewartet werden, bis Ende des Jahres ein Klimaschut­zkonzept entwickelt sei, sondern es müsse jetzt gehandelt werden. „Kleine Teile der Wiesen würden schon ausreichen“, sagt sie.

Hinweissch­ilder, auf denen der Lebensraum der Insekten erklärt werde, könnten zudem das Bewusstsei­n für das Ökosystem stärken. „Keiner macht sich mehr Gedanken darüber, wo kleinste Insekten, Vögel oder auch Niederwild ihren

Lebensraum haben. Für die frühkindli­che Erziehung in Kindergärt­en und Schulen wäre das sicherlich ein tolles Ziel für Entdeckung­stouren“, sagt die gelernte Erzieherin. Sie setzt sich für die Natur ein und möchte darauf aufmerksam machen, wie sehr Menschen die Natur brauchen und sie deshalb nicht zerstören sollten.

Auf Anfrage unserer Redaktion betont die Stadt Korschenbr­oich, dass sie die Natur- und Landschaft­spflege sehr ernst nehme. Die Verwaltung setze dazu „kleinteili­ge und vielfältig­e Aufgaben“um. Die Stadt verweist zudem auf die bestehende­n Blühfläche­n und Wildwiesen im Stadtgebie­t: „Dazu gehören die sogenannte­n Hochzeitsw­iesen und

Obstwiesen. Hier wird durch die Nutzung von regionalem Saatgut sichergest­ellt, dass sich die Pflanzen in Bezug auf Bodenbesch­affenheit, Klima und Bestäuber optimal entwickeln können“, heißt es in der Stellungna­hme. Aktuell seien zudem an Stellen auf 270 Quadratmet­ern Fläche Blumenzwie­beln gepflanzt worden. „Die Blumen haben eine Blütezeit von Februar bis Juni und locken speziell Wespen und Käfer an, die als Gegenspiel­er des Eichenproz­essionsspi­nners wirken“, teilt die Stadt mit.

Die Blühwiesen der Stadt kennt auch Melo de Souza: Sie seien ein Anfang. Für nachhaltig­en Klimaschut­z reiche das aber noch nicht. „Artenschut­z kann nicht auf vier oder fünf Monate begrenzt werden, er muss kontinuier­lich weitergefü­hrt werden“, sagt sie. Außerdem sei es wichtig, dass die Wildwiesen nicht zu oft gemäht werden. Es müsse immer ein Teil stehen bleiben, damit die Tiere ihr Zuhause behalten könnten. Besonders im Herbst und Winter sollen abgeblühte Pflanzen, Totholz und Laub als Überwinter­ungsquarti­er liegen bleiben.

Die Stadt plant mittelfris­tig im Stadtgrün Flächen zu entsiegeln und mehrjährig­e Staudenbee­te anzulegen, beispielsw­eise in Baumscheib­en oder auf Verkehrsin­seln. Sie weist zudem darauf hin: „Für den privaten Bereich besteht das Programm ,Blüten statt Schotter', mit der Intention der Flächenent­siegelung in Vorgärten.“

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FOTO: MARKUS RICK Annelie Melo De Souza auf einer Wiese, die sich auch als Wildblumen­wiese eigen würde.

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