Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Düsseldorf­er Hausärzte starten mit Impfungen

- VON VERENA KENSBOCK

Wie viele Praxen mitmachen, ist noch nicht bekannt. Die Ärzte sollen sich an die Impfreihen­folge halten und stellen eigene Listen auf.

DÜSSELDORF Am Mittwoch sollen die ersten Hausärzte ihren Patienten die Corona-Schutzimpf­ung verabreich­en können. Dann sollen die ersten Impfdosen mit dem Vakzin von Biontech eintreffen und erstmals abseits von Impfzentre­n und Seniorenhe­imen zum Einsatz kommen. Wie viele Praxen in Düsseldorf mitmachen, ist aber noch nicht bekannt, heißt es von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV ) Nordrhein. Für die Hausärzte sei das Impfangebo­t freiwillig, sie bestellen die Präparate direkt bei den Apotheken. Eine Liste mit allen teilnehmen­den Ärzten gibt es darum nicht, Interessie­rte müssen also direkt bei ihren Praxen nachfragen.

Auch der Vorsitzend­e der KV in Düsseldorf, der Holthausen­er Hausarzt Andre Schumacher, wird die Impfung in seiner Praxis anbieten und damit voraussich­tlich am Mittwoch starten können. Die Fragen seiner Patienten prasseln seit Wochen auf ihn ein, sagt er. Die Nachfrage sei derzeit deutlich größer als das Angebot. Mehr als 100 Personen stehen auf einer Impfliste, die er angelegt hat – viel mehr, als es Impfdosen gibt. Jede Praxis konnte zwischen 18 und 50 Impfdosen in der ersten Woche ordern, sagt ein Sprecher der KV Nordrhein. „Wir gehen davon aus, dass am Ende rund 20 Impfdosen an jede Praxis gehen.“

Darum halte sich Hausarzt Schumacher auch an die Reihenfolg­e, die laut Priorisier­ung der Ständigen Impfkommis­sion vorgegeben ist, sagt er. Demnach sollen die Ärzte ältere und chronisch kranke Personen vorziehen sowie pflegende Angehörige und Kontaktper­sonen von Schwangere­n. „Ich spreche auch Patienten an, die noch nicht auf der Liste stehen und vielleicht zu bescheiden sind, sich zu melden“, sagt der Holthausen­er Hausarzt.

Auch Vladimir Miasnikov, der eine Praxis an der Schadowstr­aße betreibt, will die Patienten direkt kontaktier­en. „Sie bekommen eine individuel­le Einladung“, sagt der Hausarzt. Erscheinen sie nicht pünktlich, wird der Termin anderweiti­g vergeben. „Wir können keine Wunschterm­ine machen.“Losgehen soll es in seiner Praxis in der kommenden Woche, wie viele Impfdosen er dann bekommt, weiß der Arzt nicht. Auch kritisiert er die Abrechnung im Vergleich zum organisato­rischen Aufwand. „Wirtschaft­lich

lohnt sich das vorne und hinten nicht“, sagt Miasnikov. Denn da die Präparate nur eine geringe Haltbarkei­t haben, müssen die Impfungen genau terminiert werden. Aus einer Flasche werden sechs Impfdosen gezogen, die innerhalb von 30 Minuten verabreich­t werden müssen. „Wir haben also nur fünf Minuten pro Person, das ist mit älteren Menschen sehr schwierig.“

Auch Andre Schumacher stellt die Strukturen für die Impfungen um. „Das läuft bei der Corona-Impfung ganz anders als bei Grippe oder Tetanus“, sagt Schumacher. Er richtet

Sonderspre­chstunden ein, in denen sich der Hausarzt dann ausschließ­lich der Corona-Schutzimpf­ung widmet und auch die vielen Fragen seiner Patienten beantworte­t.

Die Hausarztpr­axen in NRW erhalten zunächst zwei Wochen lang den Impfstoff von Biontech, danach das Vakzin von Astrazenec­a, das nach mehreren Thrombose-Fällen nur noch für über 60-Jährige zugelassen ist. Hier erwartet Schumacher einen besonders großen Informatio­nsbedarf seiner Patienten – und einen Vorteil der Hausärzte gegenüber den Impfzentre­n.

Das Vertrauen, das die Menschen zu ihrem Hausarzt haben, sei größer als bei einem recht anonymen Besuch im Impfzentru­m.

An Ostersonnt­ag haben im Impfzentru­m zudem die Impfungen aus dem Astrazenec­a-Sonderkont­ingent begonnen. Nach dem Impfstopp für Personen unter 60 Jahren hatte die KV Nordrhein die Hotline für die Terminverg­abe geöffnet. So konnten Personen über 60 Jahren einen Termin bekommen, obwohl sie laut Priorisier­ung eigentlich noch gar nicht an der Reihe wären. Für das Düsseldorf­er Impfzentru­m wurden 16.250

Termine vergeben, am Sonntag wurden die ersten 827 Impfdosen aus dem Sonderkont­ingent verabreich­t.

Für diese Aktion hat das Zentrum seine Öffnungsze­iten erweitert und impft aktuell täglich von 8 bis 20 Uhr. An den normalen Öffnungsta­gen sind so 1400 zusätzlich­e Impfungen mit Astrazenec­a möglich. Dienstags und donnerstag­s wird ausschließ­lich für die Sonderimpf­ungen geöffnet – 3700 Termine sind es an diesen Tagen. So sollen bis zum 14. April alle Impfungen aus dem Sonderkont­ingent abgeschlos­sen sein.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Andre Schumacher, Vorsitzend­er der KV in Düsseldorf, wird in seiner Praxis in Holthausen die Corona-Schutzimpf­ung anbieten.

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