Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Viel Platz für Radler, nur wenig für Autos
Anlieger kritisieren, dass die Fahrbahn der mittleren Bahnstraße nach dem Umbau für den Autoverkehr zu schmal sei.
GREVENBROICH Die Verkehrswende zugunsten von Radfahrern und Fußgängern ist auf der mittleren Bahnstraße bereits realisiert. Nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern steht auf der neu gestalteten Straße zwischen Ostwall und Kreisverkehr deutlich mehr Platz zur Verfügung als fahrenden Autos. Anlieger kritisieren dort, dass es beim Begegnungsverkehr für Autos viel zu eng zugehe. Damit wiederholt sich die Debatte, die bereits nach Fertigstellung des ersten Abschnitts zwischen Fußgängerzone und Ostwall für Wirbel gesorgt hatte.
Vor einigen Tagen rückte die Baukolonne auf der mittleren Bahnstraße ab. Bäume und neue Straßenlaternen fehlen noch, bis auf Restarbeiten ist der zweite Abschnitt der Neugestaltung im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) aber fertig. Anwohner und Unternehmer betrachten das Ergebnis mit gemischten Gefühlen. „Es sieht jetzt schicker aus“, erklärt Selim Altay, der an der Straße wohnt und im Fantastic Hairstudio arbeitet. Zufrieden ist er aber keinesfalls. „Die Fahrbahn ist zu schmal. Wenn sich zwei Autos – darunter etwa ein Transporter von einem Paketdienst – begegnen, dann weicht oft ein Fahrer auf den Bürgersteig aus“, berichtet der Grevenbroicher, der zudem fragt: „Wer braucht einen so breiten Radweg? Am Tag sehe ich etwa nur zehn bis 20 Radfahrer hier vorbeifahren.“
Nicht nur er sieht die Proportionen falsch gewählt. „Die Fahrbahn ist zu schmal, der Radweg zu breit“, sagt Theo Rose von der Reinigung. „Da kann ja ein ganzer Rad-Club drauf fahren.“Ein weiterer Kritikpunkt: „Es fehlen hier Parkplätze.“Eine Folge sei, dass mancher auf der Fahrbahn halte – und es für den Autoverkehr dadurch noch enger werde. Zudem wird der Radweg wie schon während der Bauphase immer noch zum Parken missbraucht. Das Ordnungsamt kontrolliert dort.
Jose Fernandez vom Restaurant El Toro befürchtet, dass es wegen der schmalen Fahrbahn zu Unfällen kommen wird. Und auch er hätte sich einige Stellplätze mehr gewünscht. Doch er sieht auch Positives: „Die Straße sieht nach dem Umbau schöner und heller aus.“
Zur Kritik der Anlieger erklärt Stadtsprecher Stephan Renner: „Die Planung wurde vom Stadtrat nach intensiver Diskussion einstimmig beschlossen. Die Fahrbahnbreite reicht aus. Es wird sich einspielen, die Autofahrer müssen sich daran gewöhnen.“Die mit Verschwenkungen angelegte Fahrbahn sei etwa 5,50 Meter breit, an einigen Stellen 4,75 oder 6,50 Meter. Der Radweg für beide Richtungen weise eine Breite von 2,50 Meter auf, die Gehwege von je drei bis vier Metern.
Die Breite, oder besser gesagt die Enge der Fahrbahn und die dort geschaffenen Block-Parkplätze hatten bereits auf der östlichen Bahnstraße
zu erheblichen Protesten geführt. Darauf beschloss der Rat, dass die Fahrbahn zwischen Ostwall und Graf-Kessel-Straße um einen halben Meter verbreitert werden sollte. Doch im Februar kippte der Rat auf Betreiben von SPD, Grünen und Mein Grevenbroich den Beschluss. Es bleibt bei der heutigen Lösung.
Nun laufen die Arbeiten im dritten Abschnitt auf der Rheydter Straße.
Für Fred Leven vom Uhren- und Optik-Geschäft ist klar: „Die Parkplätze werden ein Thema werden, bereits jetzt gibt es zu wenig Parkraum.“Nach Umbau von Rheydter, Dechant-Schütz- und kleiner Bahnstraße bleiben nur 34 der heute 102 Plätze. „Mein Grevenbroich hat die Ausweisung zusätzlicher Parkflächen beantragt, wir brauchen Ersatz“, sagt MGV-Ratsherr Leven.