Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Radwege mit Gefahrenpotenzial?
Am Marktplatz teilen sich Fahrräder und Busse eine Spur, an der Krefelder Straße enden Radwegmarkierungen auf der Straße: Tina Kühn wünscht sich ein Handeln der Verwaltung, die Stadt sieht ihre Möglichkeiten aber ausgeschöpft.
DORMAGEN „Hier hat mich der Bus erwischt und mehrere Meter mitgeschleift“, sagt Tina Kühn und zeigt auf den Unfallort vom 30. Dezember 2020. Damals fährt sie mit ihrem Rad über die Römerstraße am Dormagener Marktplatz. An der unübersichtlichen Stelle teilen sich Radfahrer und Busse, die dort für die Haltestelle „Marktplatz/HelmutSchmidt-Platz“stehenbleiben, eine Spur. An jenem Abend wird Tina Kühn einige Meter hinter der Bushaltestelle vom Bus erfasst. „Ich bin wirklich froh, dass ich noch lebe – wenn auch mit körperlichen Einschränkungen. Eingeklemmt unter diesem Bus zu liegen, war die Hölle. An dieser Stelle muss sich dringend etwas ändern, ehe noch etwas Schlimmeres passiert“, so Kühn.
Wilfried Nöller ist Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) in Dormagen und weiß um die Gefahr an der Römerstraße. „Wenn der Bus losfährt, muss er über den Radweg ausscheren. Dass Busspuren und Fahrradwege überlappen ist kein exklusives Problem in Dormagen, das gibt es in anderen Kommunen auch. Hier sollte auf jeden Fall nachgebessert werden“, erklärt Nöller. Zumindest deutlichere Warnsignale, die auf kreuzende Radfahrer hinweisen, würde sich Tina Kühn wünschen. „Man sollte sinnvolle und plausible Markierungen – in Form von Schildern oder Hinweisen auf dem Boden – anbringen“, sagt Kühn und verweist auf den rot markierten Radweg vor der Rathaus Galerie, nur wenige Meter von der Unfallstelle entfernt. Mit roten Markierungen auf der Straße fiele der Radfahrer allein durch den Kontrast dazu viel mehr auf. ADFC-Dormagen-Chef Nöller sieht dort ein weiteres Problem – den Menschen: „Wir sehen hier immer wieder parkende oder haltende Autos auf den Radwegen. Jeder will nur mal eben schnell etwas erledigen. Aber für Radfahrer, die dann auf die Straße ausweichen müssen, entsteht große Gefahr.“
Auf Nachfrage unserer Redaktion haben die Technischen Betriebe Dormagen die Stelle geprüft. „Auf der Römerstraße befinden sich vor und hinter der Bushaltestelle jeweils Zebrastreifen“, erklärt eine Stadtsprecherin. Und Peter Tümmers, Fahrradbeauftrager der Stadt, ergänzt: „Leider gibt es dort keine Möglichkeit, einen separaten Radweg einzurichten. Die roten Markierungen vor der Rathaus Galerie dienen als Hinweis für Falschparker, mit denen wir dort ein Problem haben. Solche Markierungen werden nicht über eine Bushaltestelle gesetzt.“Darüber hinaus sei die Römerstraße, auf der Tempo 30 gilt, keine unfallauffällige Stelle, so Tümmers: „Aber es ist natürlich bedauerlich, dass Frau Kühn dort einen Unfall hatte. Wir werden den Bereich weiter beobachten.“
Dass Radfahrer auf eine dicht befahrene Straße treffen, ist auch an der Krefelder Straße/Ecke Weingartenstraße der Fall. „Dort hört der Radweg einfach auf der Straße abrupt auf, einige Meter weiter liegen beide Radwege auf einer Seite, man muss also quer über die Straße fahren“, sagt Kühn. Auch dieser Bereich wurde von der Stadt geprüft. „Es handelt sich um einen ganz normalen Querungsvorgang der Radfahrer, wie er unzählige Male im Stadtgebiet vorkommt“, erklärt Tümmers. Da dies eine Tempo-30-Zone ist, müsse der Radweg nicht extra markiert sein. „Wir haben dort einen Fahrradschutzstreifen angelegt. Ein Hinweis für die Radfahrer, dass sie auf der rechten
Seite fahren sollen, da wir in den letzten Jahren vermehrt Probleme mit Radfahrern auf der falschen Straßenseite hatten. Wir haben uns diese Stelle mehrfach angeguckt und können nicht mehr machen.“