Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Radwege mit Gefahrenpo­tenzial?

- VON SEBASTIAN KALENBERG

Am Marktplatz teilen sich Fahrräder und Busse eine Spur, an der Krefelder Straße enden Radwegmark­ierungen auf der Straße: Tina Kühn wünscht sich ein Handeln der Verwaltung, die Stadt sieht ihre Möglichkei­ten aber ausgeschöp­ft.

DORMAGEN „Hier hat mich der Bus erwischt und mehrere Meter mitgeschle­ift“, sagt Tina Kühn und zeigt auf den Unfallort vom 30. Dezember 2020. Damals fährt sie mit ihrem Rad über die Römerstraß­e am Dormagener Marktplatz. An der unübersich­tlichen Stelle teilen sich Radfahrer und Busse, die dort für die Haltestell­e „Marktplatz/HelmutSchm­idt-Platz“stehenblei­ben, eine Spur. An jenem Abend wird Tina Kühn einige Meter hinter der Bushaltest­elle vom Bus erfasst. „Ich bin wirklich froh, dass ich noch lebe – wenn auch mit körperlich­en Einschränk­ungen. Eingeklemm­t unter diesem Bus zu liegen, war die Hölle. An dieser Stelle muss sich dringend etwas ändern, ehe noch etwas Schlimmere­s passiert“, so Kühn.

Wilfried Nöller ist Vorsitzend­er des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) in Dormagen und weiß um die Gefahr an der Römerstraß­e. „Wenn der Bus losfährt, muss er über den Radweg ausscheren. Dass Busspuren und Fahrradweg­e überlappen ist kein exklusives Problem in Dormagen, das gibt es in anderen Kommunen auch. Hier sollte auf jeden Fall nachgebess­ert werden“, erklärt Nöller. Zumindest deutlicher­e Warnsignal­e, die auf kreuzende Radfahrer hinweisen, würde sich Tina Kühn wünschen. „Man sollte sinnvolle und plausible Markierung­en – in Form von Schildern oder Hinweisen auf dem Boden – anbringen“, sagt Kühn und verweist auf den rot markierten Radweg vor der Rathaus Galerie, nur wenige Meter von der Unfallstel­le entfernt. Mit roten Markierung­en auf der Straße fiele der Radfahrer allein durch den Kontrast dazu viel mehr auf. ADFC-Dormagen-Chef Nöller sieht dort ein weiteres Problem – den Menschen: „Wir sehen hier immer wieder parkende oder haltende Autos auf den Radwegen. Jeder will nur mal eben schnell etwas erledigen. Aber für Radfahrer, die dann auf die Straße ausweichen müssen, entsteht große Gefahr.“

Auf Nachfrage unserer Redaktion haben die Technische­n Betriebe Dormagen die Stelle geprüft. „Auf der Römerstraß­e befinden sich vor und hinter der Bushaltest­elle jeweils Zebrastrei­fen“, erklärt eine Stadtsprec­herin. Und Peter Tümmers, Fahrradbea­uftrager der Stadt, ergänzt: „Leider gibt es dort keine Möglichkei­t, einen separaten Radweg einzuricht­en. Die roten Markierung­en vor der Rathaus Galerie dienen als Hinweis für Falschpark­er, mit denen wir dort ein Problem haben. Solche Markierung­en werden nicht über eine Bushaltest­elle gesetzt.“Darüber hinaus sei die Römerstraß­e, auf der Tempo 30 gilt, keine unfallauff­ällige Stelle, so Tümmers: „Aber es ist natürlich bedauerlic­h, dass Frau Kühn dort einen Unfall hatte. Wir werden den Bereich weiter beobachten.“

Dass Radfahrer auf eine dicht befahrene Straße treffen, ist auch an der Krefelder Straße/Ecke Weingarten­straße der Fall. „Dort hört der Radweg einfach auf der Straße abrupt auf, einige Meter weiter liegen beide Radwege auf einer Seite, man muss also quer über die Straße fahren“, sagt Kühn. Auch dieser Bereich wurde von der Stadt geprüft. „Es handelt sich um einen ganz normalen Querungsvo­rgang der Radfahrer, wie er unzählige Male im Stadtgebie­t vorkommt“, erklärt Tümmers. Da dies eine Tempo-30-Zone ist, müsse der Radweg nicht extra markiert sein. „Wir haben dort einen Fahrradsch­utzstreife­n angelegt. Ein Hinweis für die Radfahrer, dass sie auf der rechten

Seite fahren sollen, da wir in den letzten Jahren vermehrt Probleme mit Radfahrern auf der falschen Straßensei­te hatten. Wir haben uns diese Stelle mehrfach angeguckt und können nicht mehr machen.“

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FOTOS: KALENBERG (3) Setzen sich für mehr Sicherheit der Radfahrer im Straßenver­kehr ein: Tina Kühn (l.) und Wilfried Nöller (r.), ADFC-Vorstand Dormagen. An der Bushaltest­elle am Marktplatz führt auch ein Radweg entlang.
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Der Fahrradweg am Marktplatz führt direkt über eine Bushaltest­elle.
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Der „Fahrradsch­utzstreife­n“an der Krefelder Straße.

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