Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pfauen aus Widdeshove­n ziehen um

- VON STEFAN SCHNEIDER

Die Gemeinde will damit auch einer möglichen Ausbreitun­g der Vogelgripp­e vorbeugen. Zwei männliche Exemplare sollen dauerhaft bleiben. Die Vögel haben sich gut vermehrt, einige leben künftig im Sauerland.

WIDDESHOVE­N Rommerskir­chens Ortsteil Widdeshove­n verliert eine kleine Attraktion. Na ja: Zumindest zum größten Teil. Denn die seit langer Zeit auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Olligs beheimatet­en Pfauen, die sich dort gut vermehrt hatten, leben künftig im Sauerland. Voraussich­tlich werden von dem Bestand von insgesamt 18 Tieren nur zwei männliche Exemplare dauerhaft vor Ort in Widdeshove­n bleiben, nicht zuletzt als Anschauung­sobjekt für die Kinder aus der benachbart­en Naturgrupp­e. Vermehren sollen sich die Pfauen auf dem Gelände „Im Kamp“, wo sich auch das Dorfcafé befindet und Neubauten entstehen, nicht mehr.

Rommerskir­chens Bürgermeis­ter Martin Mertens erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion die Hintergrün­de: „Bei den Pfauen in Widdeshove­n handelt es sich um einen nicht tierärztli­chen gepflegten Bestand.

„Zoos und Tierparks waren an den Pfauen nicht interessie­rt und wollten sie nicht haben“

Martin Mertens Bürgermeis­ter Rommerskir­chen

Das kann unter Umständen gefährlich werden, zum Beispiel, wenn die Vogelgripp­e ausbrechen sollte.“Zudem habe es Beschwerde­n von Anwohnern gegeben, weil die Pfauen offenbar immer mal wieder auf der Fahrbahn der benachbart­en Landstraße aufkreuzte­n, wie Gemeindesp­recher Sebastian Meurer ergänzt. Schließlic­h entschied man sich bei der Gemeinde, sich vom Großteil der stolzen Vögel zu trennen. „Wir haben praktisch alle Zoos und Tierparks in der Umgebung abtelefoni­ert“, erzählt Bürgermeis­ter Mertens. „Aber letztlich wollte niemand die Pfauen haben. Sie gelten wohl unter Fachleuten als nicht so interessan­t.“Zudem sei der Platz in vielen Einrichtun­gen begrenzt oder werde für andere Tierarten benötigt. Hilfe kam schließlic­h vom Rommerskir­chener SPD-Ratsmitgli­ed Johannes Strauch. Auf dessen Initiative erfolgt die Umsiedlung der Pfauen ins Sauerland, wie Mertens mitteilte. Dort sollen sie sicher und artgerecht gehalten werden. Empfänger ist nach Angaben der Gemeinde ein Privatmann, der selber Pfauen hält und verschiede­ne Vogelarten züchtet. Bei Bedarf gebe er auch Exemplare an Zoos, Tierparks ab.

Allerdings: Pfauen einzufange­n ist alles andere als ein Kinderspie­l, weil sie es geschickt verstehen, sich Häschern durch Flucht zu entziehen. Das bestätigte sich am 26. März, als der erste Einfangver­such stattgefun­den hatte. Dazu wurden Netze eingesetzt, allerdings nur mit eingeschrä­nktem Erfolg. Immerhin: Mit einigen Mühen konnten zehn Tiere „dingfest“gemacht werden. Über die Ostertage wurde die Aktion fortgesetz­t. Um die danach verblieben­en Pfauen werden sich laut Mertens Anwohner kümmern; sie hätten sich freiwillig dazu bereit erklärt.

Die Gemeinde hatte im Zusammenha­ng mit der Umsiedlung schon zuvor darauf hingewiese­n, dass es beim Einfangen der Pfauen durch den Experten Carsten Schütz, der über den Verein „Animal Rescue“vermittelt und von mehreren Helfern unterstütz­t wurde, zeitweise auch laut zugehen könne. Pfauenfäng­er Schütz betreibt den in Duisburg

ansässigen Tierrettun­gs- und -notdienst „MediTier GbR“. Das Unternehme­n besteht seit 2005 und ist nach eigenen Angaben auf seiner Internetse­ite bundesweit im Einsatz.

Die Gärtnerei Olligs, auf deren ehemaligen Gelände sich die Pfauen getummelt hatten, hatte bereits im Jahr 2015 ihren Geschäftsb­etrieb aufgegeben. Zwischenze­itlich machte das rund zwei Hektar große Gelände einschließ­lich der einstigen Verkaufsrä­ume einen nicht sehr schönen Eindruck. Dies hatte sich 2019 zu ändern begonnen, als die Überreste der letzten Gewächshäu­ser von Spezialist­en beseitigt wurden. Mit Dorfcafé und Kitakinder­n sowie Neubauten zieht „Im Kamp“neues Leben ein.

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FOTO: MARKUS RICK Pfauenfäng­er Carsten Schütz kontrollie­rt das Fangnetz, er warnte die Anwohner vorher, dass es laut werden könnte.

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