Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Pfauen aus Widdeshoven ziehen um
Die Gemeinde will damit auch einer möglichen Ausbreitung der Vogelgrippe vorbeugen. Zwei männliche Exemplare sollen dauerhaft bleiben. Die Vögel haben sich gut vermehrt, einige leben künftig im Sauerland.
WIDDESHOVEN Rommerskirchens Ortsteil Widdeshoven verliert eine kleine Attraktion. Na ja: Zumindest zum größten Teil. Denn die seit langer Zeit auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Olligs beheimateten Pfauen, die sich dort gut vermehrt hatten, leben künftig im Sauerland. Voraussichtlich werden von dem Bestand von insgesamt 18 Tieren nur zwei männliche Exemplare dauerhaft vor Ort in Widdeshoven bleiben, nicht zuletzt als Anschauungsobjekt für die Kinder aus der benachbarten Naturgruppe. Vermehren sollen sich die Pfauen auf dem Gelände „Im Kamp“, wo sich auch das Dorfcafé befindet und Neubauten entstehen, nicht mehr.
Rommerskirchens Bürgermeister Martin Mertens erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion die Hintergründe: „Bei den Pfauen in Widdeshoven handelt es sich um einen nicht tierärztlichen gepflegten Bestand.
„Zoos und Tierparks waren an den Pfauen nicht interessiert und wollten sie nicht haben“
Martin Mertens Bürgermeister Rommerskirchen
Das kann unter Umständen gefährlich werden, zum Beispiel, wenn die Vogelgrippe ausbrechen sollte.“Zudem habe es Beschwerden von Anwohnern gegeben, weil die Pfauen offenbar immer mal wieder auf der Fahrbahn der benachbarten Landstraße aufkreuzten, wie Gemeindesprecher Sebastian Meurer ergänzt. Schließlich entschied man sich bei der Gemeinde, sich vom Großteil der stolzen Vögel zu trennen. „Wir haben praktisch alle Zoos und Tierparks in der Umgebung abtelefoniert“, erzählt Bürgermeister Mertens. „Aber letztlich wollte niemand die Pfauen haben. Sie gelten wohl unter Fachleuten als nicht so interessant.“Zudem sei der Platz in vielen Einrichtungen begrenzt oder werde für andere Tierarten benötigt. Hilfe kam schließlich vom Rommerskirchener SPD-Ratsmitglied Johannes Strauch. Auf dessen Initiative erfolgt die Umsiedlung der Pfauen ins Sauerland, wie Mertens mitteilte. Dort sollen sie sicher und artgerecht gehalten werden. Empfänger ist nach Angaben der Gemeinde ein Privatmann, der selber Pfauen hält und verschiedene Vogelarten züchtet. Bei Bedarf gebe er auch Exemplare an Zoos, Tierparks ab.
Allerdings: Pfauen einzufangen ist alles andere als ein Kinderspiel, weil sie es geschickt verstehen, sich Häschern durch Flucht zu entziehen. Das bestätigte sich am 26. März, als der erste Einfangversuch stattgefunden hatte. Dazu wurden Netze eingesetzt, allerdings nur mit eingeschränktem Erfolg. Immerhin: Mit einigen Mühen konnten zehn Tiere „dingfest“gemacht werden. Über die Ostertage wurde die Aktion fortgesetzt. Um die danach verbliebenen Pfauen werden sich laut Mertens Anwohner kümmern; sie hätten sich freiwillig dazu bereit erklärt.
Die Gemeinde hatte im Zusammenhang mit der Umsiedlung schon zuvor darauf hingewiesen, dass es beim Einfangen der Pfauen durch den Experten Carsten Schütz, der über den Verein „Animal Rescue“vermittelt und von mehreren Helfern unterstützt wurde, zeitweise auch laut zugehen könne. Pfauenfänger Schütz betreibt den in Duisburg
ansässigen Tierrettungs- und -notdienst „MediTier GbR“. Das Unternehmen besteht seit 2005 und ist nach eigenen Angaben auf seiner Internetseite bundesweit im Einsatz.
Die Gärtnerei Olligs, auf deren ehemaligen Gelände sich die Pfauen getummelt hatten, hatte bereits im Jahr 2015 ihren Geschäftsbetrieb aufgegeben. Zwischenzeitlich machte das rund zwei Hektar große Gelände einschließlich der einstigen Verkaufsräume einen nicht sehr schönen Eindruck. Dies hatte sich 2019 zu ändern begonnen, als die Überreste der letzten Gewächshäuser von Spezialisten beseitigt wurden. Mit Dorfcafé und Kitakindern sowie Neubauten zieht „Im Kamp“neues Leben ein.