Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Pro Musica wird Lohndumping vorgeworfen
Seitdem die Pro Musica-Schule einen Zuschussantrag an die Stadt angekündigt hat, gibt es wieder Streit mit der Kreismusikschule. So wirft Kirchenmusiker Wilhelm Junker Pro Musica ein Lohndumping vor.
JÜCHEN Die Jüchener Pro Musica-Schule hat sich zwar unter ihrer neuen Leitung stetig entwickelt, sie stößt aber nicht nur auf Freunde. So ruft der angekündigte Antrag einer jährlichen Bezuschussung durch die Stadt (wir berichteten) erneut Kritiker seitens der Kreismusikschule auf den Plan. Kirchenmusiker Wilhelm Junker unterrichtet selbst an der Kreismusikschule, hat zwar aktuell keine eigenen Schüler in Jüchen. Aber aus „persönlicher Sicht“, wie er betont, übt er nun Kritik an Pro Musica.
Dies tut er nicht zum ersten Mal. Als im Fachausschuss vergeblich von der FWG versucht worden war, Pro Musica anstelle der Kreismusikschule als Stadtmusikschule zu etablieren, hatte Junker bereits ein kritisches Schreiben an Ratsmitglieder verfasst. Mittlerweile gibt es auch in Nachbarstädten Bestrebungen, sich von der Kreismusikschule zu trennen, weshalb Junker mit seiner Kritik die Öffentlichkeit sucht.
Er wirft Pro Musica ein Lohndumping vor. Laut Junker beschäftigt Pro Musica ausschließlich Studenten, die auf Honorarbasis bezahlt würden. Zudem würden für die Studenten keine keine Sozialleistungen gezahlt. Deshalb wechselten die Pro Musica-Lehrkräfte auch entsprechend oft, argumentiert Junker und sagt: „Das Angebot mit Dumpingpreisen zu unterbieten, über Jüchen hinaus, mag für die ein oder andere Verwaltung als scheinbar günstige Alternative verlockend sein. Man darf aber auch nicht vergessen, dass damit der Basis für eine musikpädagogische Arbeit durch hauptberufliche Lehrkräfte das Wasser abgegraben wird.“Wer wolle dann noch Musikschullehrer werden, wenn man davon nicht auskömmlich leben, geschweige denn eine Familie ernähren könne?, fragt Junker rhetorisch. Zudem wirft Kirchenmusiker Wilhelm Junker der
Pro Musica-Schule vor, die in der Vergangenheit gut funktionierende Kooperation mit der Kreismusikschule beendet zu haben.
Junkers Kritik widerspricht allerdings Pro Musica-Vorsitzender Jörg Seyffarth auf Redaktionsnachfrage mit aller Deutlichkeit: „Es trifft nicht zu, dass Pro Musica Dumpingpreise anbietet“, wehrt er sich. Im Vergleich zu den städtischen Musikschulen sei die Diskrepanz äußerst gering und könne lediglich im Einzelunterricht für Erwachsene nachgewiesen werden. Auch unterrichteten bei Pro Musica keineswegs nur studentische Hilfskräfte, betont Seyffarth. Die Hälfte der Lehrer seien zwar Studenten, aber die andere Hälfte und damit das langjährige Stammpersonal bestehe aus voll ausgebildeten Mitarbeitern.
Selbstverständlich wolle Pro Musica ihre Lehrkräfte besser bezahlen und fest anstellen. Deshalb sei auch der Förderantrag und die Stadt gestellt worden, erinnert Jörg Seyffarth. Er frage sich, weshalb die noch neue Stadt Jüchen keinen Wert auf eine eigene städtische Musikschule lege.
Erneut, wie bereits im Kulturausschuss zunächst von der Verwaltung falsch dargelegt, verwahrt sich Seyffarth gegen die Darstellung, Pro Musica sei eine privatwirtschaftlich, gewinnorientierte Schule. Seyffarth verdeutlicht: „Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der bekanntermaßen nicht gewinnorientiert arbeiten darf. Diese immer wiederkehrende falsche Behauptung ist im hohen Maße unredlich und rufschädigend.“
Zudem habe Pro Musica bis dato keine einzige der von Junker angesprochenen Kooperationen aufgekündigt, betont Seyffarth und hebt die „Aufbauarbeit und Erfolge“von Pro Musica hervor, etwa bei den „Jugend musiziert“-Wettbewerben und bei der Vorbereitung von Schülern für die Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen.