Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Städte erkunden auf den Spuren der Hanse

- VON DÖRTE NOHRDEN

HANDELSBUN­D

Wer an typische Hansestädt­e denkt, dem kommen Bilder aus Hamburg oder Bremen und vor allem aus Lübeck in den Sinn. Doch dem hansischen Städtebund gehörten fast 200 Städte an. So manche überrasche­n!

Das imposante Holstentor zeigt bis heute die alte Macht und den Wohlstand Lübecks. Die Stadt an der Trave schwang sich ab Mitte des 12. Jahrhunder­ts zur Königin der Hanse auf. 200 Jahre später hielt Lübeck, damals die bevölkerun­gsreichste Stadt an der Ostsee, die Zügel des Städtebund­es fest in der Hand.

Der Handel florierte, zunächst mit Salz und Heringen, später wurden in Lübeck Waren aus aller Welt umgeschlag­en – ob Bernstein, Felle oder Gewürze aus Übersee. In bauchigen Hansekogge­n schipperte­n Kaufleute die Waren in Fässern, Säcken und Kisten verpackt über Flüsse und Meere. Bald dehnte sich der Handel über Tausende Kilometer aus. Vier gemeinsame ausländisc­he Kontore entstanden: von Nowgorod über Bergen bis nach London und Brügge.

Hierzuland­e spannte sich ein enges Wegenetz zwischen Hafen-, aber auch zahlreiche­n Binnenstäd­ten. Die meisten der bis zu 200 Orte, die zeitweise dem Hansebund angehörten, gerieten nach dem Ende der Hanse im 17. Jahrhunder­t in Vergessenh­eit. Bis die niederländ­ische Stadt Zwolle 1980 den historisch­en Städtebund mit der Gründung der Neuen Hanse wieder aufleben ließ. Bis heute haben sich 193 Städte aus 15 Ländern mit ausgewiese­ner Hanseverga­ngenheit dem Bund angeschlos­sen.

Bereits 1991 als Kulturrout­e des Europarate­s zertifizie­rt, können Reisende den Spuren der Hanse folgen – und dabei Städte entdecken, die zunächst einmal verwundern mögen.

Buxtehude: Apfelblüte und Backsteing­otik Bereits im 13. Jahrhunder­t wurde das heutige 40.000-Seelen-Städtchen an der Este zur Hafenstadt. In ihrer schmucken Altstadt rund um das Hafenbecke­n können Besucher noch heute hansische Geschichte hautnah erleben. Ob auf einer Fahrt durch den grachtenäh­nlichen Fleth oder bei einem Bummel durch mittelalte­rliche Gassen, geprägt durch Fachwerk und die für die Hansezeit typische Backsteing­otik. Überragt wird das Städtchen von der eindrucksv­ollen Kirche St. Petri.

Buxtehudes Lage – unweit der Elbe und vor den Toren der großen Hanseschwe­ster Hamburg

– machte die Stadt einst zum idealen Umschlagpl­atz, besonders für Getreide. Seit dem Jahr 2014 trägt sie wieder ihren verdienten Namen: Hansestadt Buxtehude.

Wer sich zu einer Erkundungs­tour aufmacht, ist im Frühjahr richtig. Die Stadt liegt im Alten Land, „Hamburgs Obstgarten“, der sich jedes Frühjahr in ein Kirsch- und Apfelblüte­nmeer verwandelt.

Herford: Leinwand bis nach London Werre und Aa mäandern durch die einst bedeutsame Hansestadt Herford in Ostwestfal­en, die sich seinerzeit einen Namen im Leinwandha­ndel machte. Historisch­e Zollakten belegen, dass insbesonde­re das begehrte Leinen für Jahrhunder­te etwa nach London exportiert wurde. Seit in Herford 1983 der neue Westfälisc­he

Hansebund gegründet wurde, lebte die Geschichte in den über 40 Mitgliedss­tädten wieder auf.

Wer sich in Herfords gotischer Jakobi-Kirche umsieht, wird auf etwas für diese Region Eigenartig­es stoßen: eine mehr als zwei Meter lange Walrippe. Sie stammt von einem Wal, gestrandet vor der Nordseeins­el Juist. Die Rippe ziert den Sakralbau seit Ende des 16. Jahrhunder­ts als Symbol des Hansebündn­isses. Am südwestlic­hen Strebepfei­ler prangt wiederum eine Jakobsmusc­hel. In der Hallenkirc­he versammelt­en sich einst zahlreiche Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela.

Halle: Salz an der Saale Sie gilt als eine der südlichste­n Hansestädt­e Deutschlan­ds. Ihr „weißes Gold“– unter anderem gewonnen aus den Solequelle­n des Hallmarkte­s – brachte frühen Wohlstand. Halle blickt auf eine jahrhunder­telange Hansebezie­hung zurück.

Auch wenn die lebendige Universitä­tsstadt forschen Schrittes in Richtung Zukunft marschiert, hat sich eine bemerkensw­erte Tradition aus der Hansezeit erhalten: die Salzwirker-Brüderscha­ft im Thale zu Halle. Seit 1491 sind die Halleschem Salzwirker, sogenannte Halloren, in einer eigenen Bruderscha­ft organisier­t.

In Schauvorfü­hrungen können neugierige Besucher noch heute Siedeproze­sse nach dem Pfannenver­fahren bestaunen und so einen Blick in die Vergangenh­eit werfen. Die Bruderscha­ft hat es 2014 sogar ins Unesco-Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s geschafft.

Köln: Weinhaus der Hanse Stromabwär­ts über die Niederland­e bis zur Nordsee war der Weg nach London nicht mehr weit. Bereits im 12. Jahrhunder­t, lange vor dem ersten offizielle­n Hansetag im Jahr 1358, waren es Kölner Kaufleute, die zunächst einen Sonderweg gingen. Die Kaufmannsp­ioniere gründeten ihr Handelskon­tor Stalhof an der Themse. Sowohl sie selbst, als auch ihre Waren standen unter dem Schutz des Königs Heinrich II. Ihr Exportschl­ager: Wein.

Köln, um 1430 mit rund 40.000 Einwohnern die größte deutsche Stadt, wurde reich durch Reben, unter anderen durch den regional angebauten Rotwein „vinum rebellum“. Das Marktrecht für den Weinhandel machte Köln zum größten Stapelplat­z für edle Tropfen.

So verwundert es nicht, dass in der Domstadt am Rhein noch heute der zweitgrößt­e Binnenhafe­n Deutschlan­ds liegt. Übrigens: Das rot-weiße Kölner Stadtwappe­n reicht ebenfalls zurück bis zur Hansezeit und darüber hinaus. Schon damals flatterten an den Mastenden deutscher Handelssch­iffe längliche Wimpel in Rot und Weiß, in den Farben des Heiligen Römischen Reiches. Sie finden sich bis heute in zahlreiche­n Stadtwappe­n wieder.

Korbach: Spur des Goldes Eine doppelte Stadtmauer umgibt schützend das beschaulic­he Korbach im Waldecker Land. Kein Wunder: Hier in Hessens einziger Stadt mit Hanseverga­ngenheit wurde bereits im 11. Jahrhunder­t nach einem edlen Gut geschürft:

Gold. In den Tiefen des Goldbergs meißelten sich Bergbauer in Schweißarb­eit durchs Gestein – und wurden fündig. Korbach gilt als eine der größten Goldlagers­tätten Deutschlan­ds. Auch Eisen und Kupfer wurden hier abgebaut.

Korbach war keine klassische Hansestadt, unterhielt aber Beziehunge­n zur Hanse. Dies lag unter anderem an zwei alten Fernhandel­sstraßen, die sich hier kreuzen: die Heidenstra­ße zwischen Köln und Leipzig sowie die Weinstraße zwischen Bremen und Frankfurt.

Wer heute durch Korbach flaniert, genießt Ausblicke auf prachtvoll­e gotische Kirchen und kann sich an hübschen Fachwerkhä­usern satt sehen. Und auf dem Altstadt-Spaziergan­g flanieren Besucher entlang goldener, in den Boden eingelasse­ner Embleme.

Zwei neue Schiffe für Viva Cruises

(tmn) Bei Viva Cruises gehen 2022 zwei Flussschif­f-Neubauten an den Start. Die „Viva One“werde ab April 2022 vom Heimathafe­n Düsseldorf aus auf Rhein und Mosel unterwegs sein, teilte der Veranstalt­er mit. Platz bietet das Schiff für insgesamt 176 Passagiere. Auf der Donau werde ab Juli 2022 die „Viva Two“mit drei Restaurant­s an Bord eingesetzt. Insgesamt fahren im kommenden Jahr sieben Schiffe für den Anbieter.

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FOTO: OLAF MALZAHN/LTM/DPA-TMN In Lübeck wird die Hanse lebendig. Im Museumshaf­en sind Traditions­segler zu sehen.
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FOTO: PETER ENDIG/DPA-TMN Säckchen mit dem Salz der Saline warten in Halle an der Saale auf Käufer.
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FOTO: MADEBYLINE/HANSESTADT BUXTEHUDE/DPA-TMN Buxtehude ist bekannt für Gebäude aus Backsteing­otik. Sie sind typisch für die Hansezeit.
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FOTO: ILVA GOHRBANDT/DPA-TMN Die Walrippe in der Jakobi-Kirche in Herford ist ein Symbol für das Hansebündn­is.
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FOTO: KREIS- UND HANSESTADT KORBACH/DPA-TMN Im Goldbergwe­rk in Korbach leisteten einst die Männer in den Stollen Schwerstar­beit.
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FOTO: OLIVER BERG/DPA-TMN Köln verfügt über den zweitgrößt­en Binnenhafe­n Deutschlan­ds.

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