Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Armutszeug­nis für Nordrhein-Westfalen

- VON MARTIN KESSLER

Das ist die Kehrtwende total. Noch am Mittwoch wollte die Schulminis­terin Yvonne Gebauer wenigstens den Wechselunt­erricht zulassen. Jetzt werden mit Ausnahme der Abschlussk­lassen ab Montag alle 2,5 Millionen Schülerinn­en und Schüler des Landes wieder in den Distanzunt­erricht nach Hause geschickt. Sozusagen in die verlängert­en unfreiwill­igen Osterferie­n.

Damit bleibt wieder ein Stück Chancengle­ichheit und Bildung für die junge Generation auf der Strecke. Als Grund gibt die Landesregi­erung zum einen das hohe Infektions­aufkommen an. Das ist sicher berechtigt. Im höchsten Maße ärgerlich ist aber die Tatsache, dass wieder einmal nicht genügend Tests für die jungen Menschen bereitsteh­en.

Man kann sich wirklich fragen, was die Bildungsve­rantwortli­chen – und an ihrer Spitze die Schulminis­terin – all die lange Zeit gemacht haben. Egal ob im Supermarkt oder in den Apotheken – Schnelltes­ts sind derzeit überall zu haben. Offenbar nur in den Schulen nicht. Das ist ein eklatantes Staatsvers­agen – zu Lasten der jungen Generation, die in der Corona-Pandemie ohnehin schon genug leidet.

Es wäre in der derzeitige­n Situation gefährlich, die Schulen ohne ein ausreichen­des Testkonzep­t zu öffnen. Dazu stecken wir zu tief in der dritten Welle. Insofern zieht die Landesregi­erung die Notbremse. Aber wie armselig kommt dieser Beschluss daher. Hätte die Landesregi­erung nicht alles versuchen müssen, um die vorhandene­n Tests prioritär auf die Schulen zu verteilen? Im Augenblick ist es gang und gäbe, einen Schnelltes­t zu durchlaufe­n, wenn man Freunde treffen will. Aber ist das wichtiger als ein funktionie­render Schulbetri­eb? Nordrhein-Westfalen hat sich selbst ein Armutszeug­nis ausgestell­t.

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