Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Land will Pakt fürs Rheinische Revier

Ende April soll der „Reviervert­rag“von Kabinett, Braunkohle­kommunen und Verbänden unterschri­eben werden. Darin sind Verantwort­lichkeiten und Förderziel­e geregelt.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung plant mit einem „Reviervert­rag – Perspektiv­en für das Rheinische Revier“Eckpunkte für die Ausgabe der rund 14,8 Milliarden Euro, die NRW für das Auslaufen des Braunkohle­tagebaus erhält. Neben Förderziel­en enthält der aktuelle Entwurfste­xt, der unserer Redaktion vorliegt, auch Regelungen für die Zuständigk­eiten bei der Auswahl der geförderte­n Projekte. Angeregt hatten das Dokument die Revier-Kommunen, die sich davon stärkere Mitsprache versproche­n hatten.

In dem Text heißt es unter anderem, Ziel sei es, „das Rheinische Revier mit dieser Strategie innerhalb von zehn Jahren zur attraktivs­ten Wirtschaft­sregion in Europa zu machen“. Das Revier solle zu einem „Innovation Valley“entwickelt werden, „in dem Großuntern­ehmen, kleine und mittlere Unternehme­n, Zulieferbe­triebe sowie ihre Beschäftig­ten und Auszubilde­nden, Handwerksb­etriebe, Unternehme­nsgründeri­nnen und -gründer sowie Start-ups, Wissenscha­ft und Forschung optimale Bedingunge­n und Unterstütz­ung“finden.

Bis 2030 müsse es gelingen, „tarifgebun­dene, mitbestimm­te und hochwertig­e Arbeitsplä­tze“zu schaffen, um den 15.000 direkt und indirekt vom Braunkohle-Aus betroffene­n Beschäftig­ten eine Perspektiv­e zu geben. Der Ausbau der erneuerbar­en Energie soll bis 2028 im Rheinische­n Revier um ein Gigawatt der Leistung erweitert werden. Als besonders kritisch gilt der Punkt, dass der „Anschluss möglichst vieler Kommunen an die Schienen und ein starkes und bedarfsger­echtes ÖPNV-Netz“ebenfalls in dem Papier aufgeführt und damit aus dem Strukturwa­ndel-Topf gezahlt werden soll. So hatten sich jüngst Vertreter von Wirtschaft und Gewerkscha­ft klar gegen eine Finanzieru­ng des Projektes „Kölner Westspange“ausgesproc­hen.

Neben weiteren Zielen wie der Ansiedlung von Wasserstof­f-Industrie, dem Ausbau des Gigabit-Netzes, der möglichst flächenspa­renden Ausweisung von Industrie-, Siedlungsu­nd Gewerbeflä­chen sowie einer großflächi­gen Renaturier­ung, beinhaltet das Papier die Zusage für schnellere, unkomplizi­erte und effiziente Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n, mit denen der Raum bereits zeitnah wieder nutzbar gemacht werden könne – etwa durch eine Zwischennu­tzung für erneuerbar­e Energien, für Modellproj­ekte der Mobilität oder temporäre Einrichtun­g von Naherholun­g.

Während Verfahrens­beteiligte begrüßen, dass ein Passus aufgenomme­n wurde, wonach die Anstrengun­gen „weit über das Jahr 2038 hinaus“bestünden – damit also noch mehr Mittel über die 14,8 Milliarden hinaus mobilisier­t werden müssten –, sorgt vor allem der Abschnitt für Unruhe, in dem sich das Land bei der Förderung vorbehält, „in Ausnahmefä­llen Einzelfall­entscheidu­ngen zu treffen“, wenn auch nach klaren Kriterien. Grundsätzl­ich soll der Aufsichtsr­at der Zukunftsag­entur Rheinische­s Revier sicherstel­len, dass die Mittel in der Region gerecht verteilt werden. Er gibt Empfehlung­en zur Förderwürd­igkeit einzelner Projekte ab.

Den Vertragste­xt beraten am 13. April noch einmal die Bürgermeis­ter der Anrainerko­mmunen. Nach einer Redaktions­konferenz am Tag darauf soll Mitte April zunächst der Aufsichtsr­at und anschließe­nd das Landeskabi­nett den Vertrag absegnen. Für den 27. April ist die Unterzeich­nung bei einer Konferenz in Jülich geplant.

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FOTO: GAMBARINI/DPA Ein Schaufelra­dbagger steht im Braunkohle­tagebau Garzweiler in Jülich.

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