Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Polizisten bei Unruhen in Nordirland verletzt
BELFAST (dpa) Politiker beider konfessioneller Lager in Nordirland haben neue nächtliche Krawallen scharf verurteilt. „Zerstörung, Gewalt und die Androhung von Gewalt sind vollkommen inakzeptabel und nicht zu rechtfertigen“, hieß es in einer Erklärung nach einer Sondersitzung des Kabinetts am Donnerstag. Nordirland wird von einer Einheitsregierung der jeweils größten Parteien von protestantisch-unionistischer und katholisch-republikanischer Seite regiert.
Nach Polizeiangaben waren bei Krawallen in der Nacht zum Donnerstag mindestens sieben Polizisten verletzt worden. Ein Bus ging in Flammen auf. In der britischen Provinz kommt es seit Tagen zu Ausschreitungen, bei denen inzwischen Dutzende Polizisten verletzt wurden. Nach Ansicht der Sicherheitsbehörden stecken dahinter teils militante protestantisch-loyalistische Gruppierungen, die auch im Drogenhandel tätig sind.
Vorgeblicher Anlass ist die Entscheidung der Polizei, Politiker der katholisch-republikanischen SinnFein-Partei nach Teilnahme an der großen Beerdigung eines ehemaligen IRA-Terroristen nicht wegen Verstößen gegen Corona-Regeln zu belangen. Auch der Sonderstatus Nordirlands, wie er im Brexit-Abkommen festgelegt wurde, stößt in Teilen des protestantischen Lagers auf Widerstand. Die Provinz ist weiter Teil des EU-Handelsraums, um Warenkontrollen an der Grenze zum EU-Mitglied Irland zu verhindern. Stattdessen muss nun zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs kontrolliert werden.
Der britische Premierminister Boris Johnson zeigte sich zutiefst besorgt von den Ausschreitungen. In einer Twitter-Nachricht verurteilte er insbesondere die Angriffe auf Beamte, den Fahrer des ausgebrannten Busses und einen Journalisten am Mittwochabend. „Diejenigen, die in Gewalt, Sachbeschädigung, Aufwiegelung der Jugend und Angriffen auf die Polizei verwickelt sind, müssen aufhören“schrieb er.