Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Allein unter Reichen
177 Milliarden US-Dollar auf dem Konto: Amazon-Gründer Jeff Bezos weiß, wie man Geld verdient. In der Krise profitiert er vom Trend zum Online-Einkauf. So auch die Aldi-Süd-Eigentümer, die die vermögendsten Deutschen sind.
DÜSSELDORF Wenn die einen immer reicher werden inmitten einer Pandemie, in der die anderen kurzarbeiten, ihren Job verlieren und wegen zahlreicher Beschränkungen des öffentlichen Lebens um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten, dann wirkt das auf den ersten Blick merkwürdig. Da auf dieser Welt aber vieles mit vielem zusammenhängt, muss man sich nicht darüber wundern, dass Jeff Bezos auch 2021 der reichtste Mann der Welt geblieben ist. Mehr noch: Sein Vermögen ist in der Corona-Krise sogar leicht gewachsen ist. Kein Wunder – es steckt auch in Amazon, jenem Handelskonzern, der schon seit Jahren von dem immer stärker werdenden Trend zum Online-Handel profitiert. Das ist in der Pandemie noch augenfälliger geworden, weil viele nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern nun auch aus Angst vor Infektionen den Weg in die Ladenlokale scheuen.
So viel zum weiter wachsenden Reichtum des Jeff Bezos. Auf etwa 177 Milliarden Dollar (rund 149 Milliarden Euro) wird sein Vermögen in der neuesten Liste des US-amerikanischen Wirtschaftsmagazins Forbes geschätzt, und damit ist es um etwa drei Milliarden Dollar gestiegen. Der Vorsprung auf den Zweitplatzierten beträgt 24 Milliarden Dollar, und das ist immerhin Elon Musk. Der Tesla-Eigner ist mit seinem leicht geschrumpften Vermögen der Lebens- und Vorstellungswelt der Normalsterblichen zwar genauso entrückt wie Bezos, aber auch bei ihm hat sein Reichtum viel mit dem normalen Leben zu tun; Bei Bezos ist es das Einkaufen, bei Musk der Trend hin zur Elektromobilität, der dem E-Auto-Pionier Tesla an der Börse extreme Kurssteigerungen beschert und auf diesem Wege Musk zu einem der reichsten Menschen der Welt gemacht hat. Die Liste der Top drei komplettieren der französische Unternehmer Bernard Arnault und seine Familie. Arnault, als reichster Europäer, hat sein Geld unter anderem als großer Anteilseigner von Dior gemacht. Er steht seit mehr als zwei Jahrzehnten an der Spitze des Luxusgüterkonzerns LVMH Moet Hennessy (an dem er und seine Familie auch fast die Hälfte der Anteile halten), und er ist Eigentümer der Wirtschaftszeitung „Les Échos“. Das nennt man ein diversifiziertes Portfolio.
Die Liste der Milliardäre, die Forbes in seiner Liste führt, ist in diesem Jahr so lang wie noch nie. Sie umfasst 2755 Namen und weist einige bemerkenswerte Details auf. Zum Beispiel die Tatsache, dass die Zahl der Superreichen gegenüber dem vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent gestiegen ist, und dass sechs von sieben dieser Reichen noch reicher sind, als sie es im vergangenen Jahr waren. Das heißt: Die Schere zwischen reich und arm wird immer größer. Und das liegt natürlich zu einem großen Teil an den Kurssteigerungen bei Aktien und den Wertzuwächsen bei Immobilien. Beides gäbe es vermutlich in dieser Form nicht, wenn die Zinsen höher wären.
Zu den Newcomern auf der Forbes-Liste gehören auffällig viele Asiaten, vor allem Menschen aus Hongkong und China. Natürlich sind es vor allem Unternehmer, die dort aufgeführt sind, aber eben nicht nur. Unter denen, die unter ferner liefen mit einem Vermögen von etwa einer Milliarde US-Dollar – auf zehn Millionen mehr oder weniger kommt es in dieser Größenordnung nicht mehr an – geführt werden, gehört auch Kim Kardashian, Unternehmerin, Realitiy-TV-Star, Influencerin, Model, Schauspielerin. Ihr Beispiel
zeigt: Man muss halt auch clevere Ideen haben und den Zeitgeist treffen.
Natürlich tauchen auf der Liste auch deutsche Namen auf, zuvorderst mal wieder Vertreter von Aldi Süd: Karl Albrecht junior, Sohn des legendären Firmengründers und Discount-Miterfinders Karl Albrecht, und seine Schwester Beate Heister kontrollieren die familiengeführte Siepmann-Stiftung (benannt nach ihrer Großmutter), die wiederum Aldi Süd kontrolliert. Die Stiftung hält das Gesamtvermögen und das Markenrecht an Aldi Süd. Geschätztes Vermögen: 39,2 Milliarden Dollar. Dahinter folgen auf der nationalen Hitliste Dieter Schwarz (Lidl, Kaufland) und die BMW-Miteigentümerin Susanne Klatten. Die reichste Frau überhaupt, die allein auf der Liste steht, ist Miriam Adelson (Gesamtplatz 36), die Witwe des im Januar verstorbenen Sheldon Aldeson. Einem Amerikaner, der nach einer Tellerwäscherkarriere mit Spielkasinos Milliarden verdient und gemeinsam mit seiner Frau Donald Trump unterstützt hat.
Apropos Trump: Der Ex-US-Präsident besitzt nur noch 2,4 Milliarden Dollar und ist damit um fast 300 Plätze auf Rang 1299 abgestürzt. Hätte er sein Vermögen vor seinem Einzug ins Weiße Haus verkauft, wie ihm geraten worden war, wäre er um 1,6 Milliarden Dollar reicher, wie die „FAZ“ausgerechnet hat. Aber auf andere Menschen zu hören war ja noch nie die Sache eines Mannes wie Donald Trump.