Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Große Sorge um Abiturprüfungen
Ab Montag geht es für Schüler wieder in den Distanzunterricht – mit Ausnahme von Abschlussklassen. Sorgen gibt es ohnehin. Schüler und Eltern betonen, dass Abiturprüfungen der Corona-Pandemie nicht zum Opfer fallen dürfen.
NEUSS Für Schüler, Lehrer und Eltern ist es eine Herausforderung: Kurz vor dem Ende der Osterferien hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Donnerstag angekündigt, dass es ab Montag wieder in den Distanzunterricht geht – mit Ausnahmen wie zum Beispiel für Abschlussklassen. Die sind ohnehin in Sorge. Der Grund: der Vorschlag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Abiturprüfungen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie notfalls ausfallen zu lassen. Die Botschaft derjenigen, die es unmittelbar betrifft, lautet: Abitur- beziehungsweise Abschlussprüfungen sollen stattfinden. Das schreiben sie nach einem Aufruf unserer Redaktion.
Lina Nachtigall, die in diesem Jahr ihr Abitur am Marie-Curie-Gymnasium macht, zum Beispiel betont:
„Aus unserer Sicht sollte grundsätzlich an den Prüfungen festgehalten werden“
Stefan Gollnick Stadtelternrat
„Der Vorschlag der GEW, die Abiturprüfungen eventuell ausfallen zu lassen, ist an sich gut gemeint, wäre aber nicht hilfreich für mich. Das beabsichtigte Hilfsangebot ist für mich ganz im Gegenteil eher ein weiteres Hindernis.“Die 18-Jährige sieht viele Fragen ungeklärt. „Auch wenn ein Ausfall der Abiturprüfungen deutlich weniger Stress bedeutet, kann man mir nicht einfach Noten des letzten Jahres anrechnen, ohne, dass ich mir bis zum Zeitpunkt der Notengebung über die Wichtigkeit meiner Leistungen bewusst war“, erklärt sie. „Und auch da stellt sich mir einfach die Frage, inwiefern meine Leistungen denn vergleichbar sein sollen, wenn es keine einheitlichen Prüfungen gibt.“
Linn Waibel (19) macht ihren Abschluss am Berufskolleg Marienberg. Sie räumt ein, dass viele den Abiturprüfungen „mit einem mulmigen Gefühl“entgegenblicken. „Vor allem, weil wir im Gegensatz zu den vorherigen Abiturienten deutlich mehr Hygienemaßnahmen haben (ständiges Tragen der Maske auch während Klausuren). Trotzdem hoffen wir, dass diese stattfinden können und uns keine Quarantäne oder sonstiges in den Weg kommt.“Auch weitere Schüler haben sich gegenüber unserer Redaktion geäußert. Tenor: Die Abiturprüfungen sollen stattfinden.
In diese Richtung argumentiert auch der Stadtelternrat, der sich aus Vertretern der Schulpflegschaften
aller städtischen Neusser Schulen zusammensetzt. Cécile Höhler, zweite stellvertretende Vorsitzende und in der Schulpflegschaft des Nelly-Sachs-Gymnasiums aktiv, betont, dass die Schüler nicht nur schon längst eifrig für die Abi-Prüfungen lernen. „Ich weiß von vielen Familien, dass sie sich auch einschränken, um Corona-Ansteckungen zu vermeiden, damit die Schüler gesund bleiben und an den Prüfungen teilnehmen können“, sagt sie. Ohne Prüfungen befürchteten viele zudem eine „Brandmarkung des Jahrgangs als Corona-Jahrgang“. Dazu dürfe es nicht kommen.
Das sehen auch Dirk Jansen, Vorsitzender des Stadtelternrats, und Stellvertreter Stefan Gollnick so.
„Aus unserer Sicht sollte grundsätzlich an den Prüfungen festgehalten werden“, betont Gollnick. Es gebe zudem weitere Themen, die in den Schulpflegschaften äußerst kontrovers diskutiert würden – zum Beispiel die zuletzt von der NRW-Landesregierung angekündigte Testpflicht in Schulen. „Die Verpflichtung passt nicht. Das Thema wühlt mich ungemein auf“, sagt Jansen. „Dabei habe ich nichts gegen das Testen an sich.“Nur gehöre das nicht in den Unterricht. „Warum sollen die Schüler das nicht unter Aufsicht der Eltern zu Hause erledigen? Traut man ihnen das nicht zu?“, fragt Jansen. Die Testpflicht in Schulen sieht er als „Misstrauensvotum der Landespolitik gegen die Eltern“.